"Wir brauchen neue Spieler"

Von Interview: Daniel Martinez
fußball, bundesliga, ze roberto, bayern
© Getty

München - Ze Roberto spielte eine überragende Saison und hat entscheidenden Anteil am Double-Gewinn des FC Bayern München.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Der Brasilianer überzeugte im defensiven Mittelfeld, meist an der Seite von Mark van Bommel, und erzielte fünf Tore - so viele wie nie zuvor in einer Saison. 

Und dennoch suchten die Bayern nach einer vernünftigen Alternative zu Ze Roberto. Gennaro Gattuso vom AC Milan stand ganz oben auf der Wunschliste der Müncher, wird seinen bis 2011 laufenden Vertrag in Mailand aber erfüllen.

Im Interview mit SPOX.com spricht Ze Roberto über Bayerns Interesse an Gattuso und die Asienreise mit dem FC Bayern. Außerdem blickt der 33-Jährige auf die kommende Saison voraus.

SPOX: Ze Roberto, Gattuso kommt nicht nach München. Bedauern Sie das?

Ze Roberto: Nein, weil das nicht etwas ist, worüber ich mir Gedanken machen muss, das ist nicht meine Aufgabe. Ob Gattuso oder jemand anderes verpflichtet wird, oder ob ein neuer Spieler kommt oder nicht kommt, kann mir egal sein. Ich beschäftige mich nur mit mir selbst. Ich muss auch in der nächsten Saison hart arbeiten.

SPOX: Bayern hat angeblich auch Daniele de Rossi im Visier. Auch ein defensiver Mittelfeldspieler. Ist Ihre Position in Gefahr?

Ze Roberto: Nein. Wir haben eine sehr starke Mannschaft, aber Bayern hat natürlich den Anspruch, einen noch abwechslungsreicheren Kader zu bilden. Wir brauchen neue Spieler. Wenn ich oder Mark van Bommel ausfallen würden, hätte der Trainer eine andere Option mit Spielern, die vielleicht schon Erfahrung in der Champions League haben.

SPOX: Aber das würde für Sie und Mark van Bommel einen noch härteren Konkurrenzkampf bedeuten.

Ze Roberto: Der FC Bayern hat schon immer so gearbeitet. Jedes Jahr kommen auch neue Stürmer, auch wenn der, der da ist, viele Treffer erzielt. Dieser Konkurrenzkampf ist ein Teil der Philosophie des FC Bayern. Ich kann das nicht ändern, ich muss das akzeptieren und mich der Herausforderung stellen. Das ist für mich nichts neues.

SPOX: Es gibt manche, die meinen, dass Sie und Mark van Bommel zu alt für die Aufgaben im defensiven Mittelfeld sind. Was sagen Sie dazu?

Ze Roberto: Jeder hat seine eigene Meinung. Ich habe auch meine, nämlich, dass Mark und ich eine sehr gute Saison gespielt haben. Soweit ich weiß, haben wir die besten Noten für unsere Position in der gesamten Liga gesammelt. Was die Leute denken, interessiert mich nicht. Auch nicht die Frage, wie und mit wem in der kommenden Saison beim FC Bayern gespielt wird.

SPOX: Sind Sie zufrieden mit dem Double, auch wenn das Ziel das Triple war?

Ze Roberto: Ich bin sehr zufrieden, wir haben eigentlich sogar drei Titel in dieser Saison geholt, man darf den Ligapokal nicht vergessen. Ich bin nicht enttäuscht, auch wenn wir das UEFA-Cup-Finale nicht erreicht haben. Nun geht es darum, neue Ziele für das nächste Jahr zu formulieren. Die Champions League steht ganz oben auf der Liste.

SPOX: In dieser Saison haben Sie Goalgetter-Qualitäten bewiesen. Wie kam es zu dieser Entwicklung?

Ze Roberto: Heute habe ich im Spielverlauf noch mehr Möglichkeiten als jemals zuvor. Das ergibt sich, weil ich einen Trainer hatte, der mir sein Vertrauen schenkt. Es macht einen Unterschied, ob ein Trainer an einen Spieler glaubt oder nicht. Ist der Glaube an ihn vorhanden, dann entwickelt sich der Spieler viel besser, er kann und will viel mehr zurückgeben. Für die gute Saison ist meine Beziehung zu Ottmar Hitzfeld verantwortlich.

SPOX: Ottmar Hitzfeld spielte auch eine tragende Rolle bei Ihrer Entscheidung, vergangenes Jahr nach Deutschland zurückzukommen. Er wird in der nächsten Saison nicht mehr beim FC Bayern sein. Ändert sich dann etwas für Sie?

Ze Roberto: Das kann ich jetzt noch nicht beurteilen. Aber als ich nach München zurückkehrte, war ich sehr zufrieden in Brasilien. Ich hatte andere Angebote, aber ich habe mich für den FC Bayern entschieden, weil ich wusste, dass ich mit einem sehr guten Trainer zusammenarbeiten würde. Er ist nicht nur ein großartiger Profi, er ist ein wunderbarer Mensch, der eine Gruppe zu führen weiß. Er hat nicht nur die Stammspieler im Blick, sondern den gesamte Kader. Er versucht immer, die Entwicklung von allen Spielern zu fördern. Er ist der Grund, dass der FC Bayern so stark ist.

SPOX: Wie erleben sie den Abschied von Ottmar Hitzfeld?

Ze Roberto: Sein Abschied trifft mich sehr. Ich hatte sein Vertrauen. Als ich beim FC Bayern 2007 einen Zweijahresvertrag unterschrieben habe, ging ich davon aus, dass wir zusammen diesen Weg gehen würden.

SPOX: Jetzt fängt eine neue Ära an, der neue Chef heißt Jürgen Klinsmann. Hat er mit Ihnen Kontakt aufgenommen?

Ze Roberto: Nein, warum? Hat er schon mit anderen Spielern gesprochen? Bisher hat sich noch kein Kontakt ergeben und um ehrlich zu sein, war ein Kontakt zum jetzigen Zeitpunkt auch noch nicht nötig.

SPOX: Mit Jürgen Klinsmann soll die nächste Saison noch erfolgreicher werden. Was erwarten Sie vom neuen Trainer?

Ze Roberto: Wenn du bei so einem großen Klub wie Bayern München spielst, wirst du jedes Jahr mit neuen, höheren Erwartungen konfrontiert. Die Ziele sind jedes Jahr größer. So lebt ein großer Klub. In der nächsten Saison wird das so bleiben. Außerdem wird sich mit einem neuen Trainer, der seine eigene Philosophie und seine eigenen Ideen mitbringt, logischerweise vieles ändern. Es wird alles neu sein.

SPOX: Im Sommer werden Sie 34 Jahre alt. Macht dieser Umstand es für Sie schwieriger, sich auf neue Situationen einzustellen?

Ze Roberto: Mit 34 hat man vieles in der Fußballwelt erlebt. Man hat eine gewisse Erfahrung, mit der man arbeitet. Wenn etwas neues eingeführt wird, muss man sich nochmal umstellen, sich in die neuen Aufgaben einarbeiten. Das kann nochmal sehr spannend werden. Ich habe immer gern die Herausforderungen angenommen. Herausforderungen haben mich meine ganze Karriere begleitet, seit ich ein Kind war und mein erstes Probetraining unter 500 anderen jungen Talenten absolvieren musste, bis hin zur brasilianischen Nationalmannschaft über große Klubs wie Real Madrid, Leverkusen und natürlich dem FC Bayern.

SPOX: Das letzte Mal, als Hitzfeld den FC Bayern verlassen hat, fing für Sie die schwierigste Phase ihrer Karriere an. Sie verloren den Spaß am Fußball und kehrten nach Brasilien zurück. Jetzt geht Hitzfeld wieder und Sie bleiben in München. Machen Sie sich Sorgen, dass sich die Geschichte wiederholt?

Ze Roberto: Nein, damit beschäftige ich mich nicht. Es stimmt, dass ich unter Felix Magath sehr gelitten habe. Die Umstände sind diesmal anders. Damals kam ich von Leverkusen nach München, weil Hitzfeld mich in der Mannschaft wollte, er plante mit mir, Magath nicht. 

SPOX: Denken sie manchmal an einen Abschied vom FC Bayern?

Ze Roberto: Nein. Ich freue mich schon auf die nächste Saison.

Artikel und Videos zum Thema