Schweden: Caroline Seger - mehr Länderspiele als CR7
Einen echten Superstar gibt es bei den Schwedinnen nicht. Der Kader ist durchgängig hochklassig besetzt und gerade weil das Team als Gemeinschaft so gut funktioniert, zählen sie zu den absoluten Top-Favoritinnen bei diesem Turnier. Die Vize-Olympiasiegerinnen wollen erstmals seit 1984 auf den Thron Europas.
Eine, die gefühlt schon immer dabei war, ist Caroline Seger. Wenn mal wieder die Mär vom europäischen Rekordnationalspieler Cristiano Ronaldo (189 Länderspiele) erzählt wird, sitzt die 37-Jährige wahrscheinlich irgendwo in Schweden und schmunzelt. 230 Partien absolvierte Seger bereits für Schweden - und auch bei dieser EM wird sie als Kapitänin in der Startelf stehen.
In ihrer Karriere hat sie schon auf vielen Positionen gespielt. Für Schweden nimmt sie mit all ihrer Erfahrung eine Schlüsselrolle im zentralen Mittelfeld ein. Sie erobert Bälle und verteilt sie klug. Es wäre eine aus vielen Perspektiven romantische Geschichte, würde sie Schweden zum zweiten EM-Titel führen.
Niederlande: Vivianne Miedema ist nicht zu stoppen
Als amtierende Europameisterinnen sind die Niederländerinnen auch in diesem Jahr favorisiert. Allerdings hat sich seit damals einiges getan. So wechselte etwa Erfolgstrainerin Sarina Wiegman zum englischen Verband. 2021 übernahm Mark Parsons den Trainerstuhl. Eine 1:5-Niederlage gegen England und weitere Wackler werfen Fragezeichen auf.
Bei Top-Star Vivianne Miedema gibt es diese allerdings nicht. Die 25-Jährige zählt zu den besten Mittelstürmerinnen der Welt und bringt eine unglaubliche Präsenz auf den Platz. Sie ist extrem ballsicher, fast immer anspielbar und kann aus nahezu allen Situationen eine Torchance kreieren - für sich oder für Mitspielerinnen.
Beim FC Arsenal ist sie ebenso der Mittelpunkt des Offensivspiels wie bei den Niederlanden. Sie trifft aus allen Lagen, bereitet vor und beteiligt sich aktiv am Spiel. In 47 Pflichtspielen traf sie in der Saison 2021/22 32-mal und bereitete 14 weitere vor.
Frankreich: Die alte Chefin und ein Kopfballungeheuer
Frankreich hat seit der bitteren 1:2-Niederlage gegen die USA im Viertelfinale der Heim-WM nur noch ein Spiel verloren - ebenfalls gegen die USA. Aber da die US-Frauen an der Europameisterschaft bekanntlich nicht teilnehmen, erhoffen sich die Französinnen ihren ersten großen Titel. Skepsis gibt es rund um Les Bleues dennoch, was auch an Trainerin Corinne Diacre liegt. Die 47-Jährige hat es sich mit Stars wie Amandine Henry (32, Olympique Lyon) oder Eugenie Le Sommer (33, Olympique Lyon) verscherzt.
Wendie Renard (ebenfalls Olympique Lyon) ist der Superstar des Teams. Auch mit der 31-Jährigen gab es in der Vergangenheit Probleme. Die Innenverteidigerin verlor zwischendurch sogar ihre Position als Kapitänin. Mittlerweile trägt sie die Armbinde aber wieder. Gut für Frankreich, denn Renard wird zu Recht von allen Angreiferinnen der Welt gefürchtet.
Ihr kompromissloses Zweikampfverhalten ist für die manchmal unsortierte Defensive der Französinnen enorm wichtig. Auch im Spielaufbau nimmt sie eine zentrale Rolle ein. Renard hat bereits achtmal mit Lyon die Champions League gewonnen. Jetzt will sie einen weiteren großen Titel nachlegen.
Dass Frankreich mit Marie-Antoinette Katoto noch einen weiteren Top-Star aufbieten kann, erhöht die Wahrscheinlichkeit auf einen EM-Triumph. Die erst 23-jährige Mittelstürmerin von Paris Saint-Germain ist die kopfballstärkste Spielerin aller EM-Teilnehmerinnen. In 44 Pflichtspielen traf sie 46-mal - 17 Tore davon erzielte sie mit dem Kopf. Sollte Frankreich also tatsächlich die Europameisterschaft gewinnen, könnte es ein Sieg mit Köpfchen werden.