Felix Götze im Interview: Bayern-Zeit eine Enttäuschung? "Unangebracht, irgendwelche Ansprüche zu stellen"

Von Philipp Schmidt
goetze-felix-mario-1200
© imago images

Felix Götze spielte in der Jugend beim BVB und FC Bayern, sorgte beim FC Augsburg mit einem Treffer gegen seinen Ex-Klub für Furore und wurde in der Folge von einer langwierigen Hüftverletzung außer Gefecht gesetzt. Zuletzt fand er auf Leihbasis beim 1. FC Kaiserslautern die Freude am Fußball wieder.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Im Interview mit SPOX und Goal spricht Götze darüber, wie er den Sprung zum BVB schaffte und welche Partie als Jugendspieler "bis heute eines meiner geilsten Erlebnisse" war.

Außerdem berichtet er über den "Sonderfall" FC Bayern, die besondere Bedeutung von Manuel Neuer für junge Spieler, seinen Treffer gegen den Ex-Klub und die psychische Belastung durch seine lange Leidenszeit.

Herr Götze, Ihre Familie ist kurz vor Ihrer Geburt vom Ostallgäu nach Dortmund gezogen. Dort gingen Sie Ihre ersten Schritte als Fußballer in der Jugend des Hombrucher FV - wie es auch bei Ihren älteren Brüdern Mario und Fabian der Fall war. War dieser Weg vorgezeichnet?

Götze: Ja, mir wurde die Sportbegeisterung in die Wiege gelegt. Meine Brüder sind sechs und acht Jahre älter und haben schon immer gekickt. Unsere Eltern haben vor allem Tennis gespielt, mein Vater hat aber wirklich jeden Sport gemacht.

Ihre Eltern dürften gut zu tun gehabt haben, um den drei Söhnen gerecht zu werden.

Götze: Auf jeden Fall. Meine Mutter saß wegen uns nur im Auto und war damit beschäftigt, uns hin- und her zu fahren, von Trainingsplatz zu Trainingsplatz. Das war schon Wahnsinn. Unser Vater musste als Professor an der Uni oft arbeiten und konnte daher nicht allzu oft einspringen.

Später folgten Sie Ihren Brüdern vom Hombrucher FV zu Borussia Dortmund. Auch das war naheliegend, oder?

Götze: Klar. Ich kann mich noch genau an die Umstände des Wechsels erinnern: In der Jugend mit Hombruch war die Partie gegen Eintracht Dortmund immer das Highlight für uns. Ich habe gegen Dylan Esmel, einen sehr talentierten Spieler der Region, ein super Spiel gemacht. Es waren auch ein paar Scouts des BVB anwesend. Danach ging alles dann ganz schnell und es wurde Kontakt zu meinen Eltern hergestellt.

Nach ein paar Jahren in Dortmund zogen Sie 2014 mit 16 wie ihre Geschwister zum FC Bayern weiter.

Götze: Es gab mit dem FC Bayern und dem VfL Wolfsburg zwei Interessenten. Es fiel mir dann nicht schwer, mich für München und der Nähe zu meinen Brüdern zu entscheiden. Das war im Grunde alternativlos. Insbesondere Trainer Holger Seitz war in der Bayern-Jugend mein ständiger Ansprechpartner und hat mir sehr geholfen.

Drei Jahre später wurden Sie mit Bayerns A-Jugend Meister der Staffel Süd/Südwest. In der Endrunde um den Titel kam es zu einem kuriosen Halbfinale gegen den FC Schalke 04. Wie erinnern Sie sich?

Götze: Das waren zwei ganz wilde Spiele. Das Hinspiel haben wir nach einem Eigentor von mir und einer Roten Karte 1:3 verloren. Auch im Rückspiel lagen wir zurück, schossen dann aber drei Tore in fünf Minuten und hatten im Elfmeterschießen das Glück auf unserer Seite: Bei Schalke blieb der Ball nach einem Schuss an die Latte am Torwart hängen, bei uns sprang er von der Latte an den Torwart und hinter die Linie. Das war völlig verrückt.

Götze kam trotz Profivertrag nicht beim FC Bayern zum Einsatz.
© imago images
Götze kam trotz Profivertrag nicht beim FC Bayern zum Einsatz.

Götze schwärmt von Manuel Neuer: "Einfach überragend"

Das Finale gegen den BVB fand im Signal Iduna Park vor über 30.000 Zuschauern statt - eine Rekordkulisse für ein A-Jugend-Spiel.

Götze: So etwas hatte niemand von uns auf dem Feld bisher erlebt. Für mich war das doppelt schön, direkt in der Heimat und in dem Stadion, das ich früher besucht habe. Das ist bis heute eines meiner geilsten Erlebnisse als Fußballer. Auch wenn wir alle natürlich brutal enttäuscht waren nach der Niederlage, es ging ja wieder ins Elfmeterschießen.

In der Saison 2016/17 standen Sie dann erstmals im Profikader des FC Bayern, im Anschluss erhielten Sie einen Profivertrag. Wer hat Ihnen bei der Integration ganz oben besonders geholfen?

Götze: Was das Umfeld angeht, ist der FC Bayern ein echter Sonderfall, die Dimensionen dort sind schon enorm. Herausheben möchte ich Manuel Neuer, der sich als Kapitän immer vorbildlich um alle gekümmert hat. Damit hat er seinen Mitspielern viele Dinge vereinfacht - und das galt nicht nur für junge Spieler, sondern für alle. Einfach überragend.

2017/18 kamen drei weitere Kadernominierungen in der Bundesliga hinzu. Wie sind Sie mit diesen Perspektiven umgegangen?

Götze: Ich wusste ja, welch Konkurrenz dort auf mich wartet. Es wäre unangebracht gewesen, irgendwelche Ansprüche zu stellen. Ich konnte schon allein im Training dort so viel mitnehmen, das war richtig cool. Der Plan war es, dass ich regelmäßig in der zweiten Mannschaft spiele und bei den Profis trainiere. Natürlich hätte ich mich über eine Chance gefreut, aber das waren schon echt andere Sphären.

Inhalt: