Grindel in "mehr als misslicher" Lage: Jetzt drohen weitere Ethik-Strafen

Von SID
Reinhard Grindel drohen weitere Konsequenzen von der "Uhren-Affäre".
© getty

Dem zurückgetretenen DFB-Präsidenten Reinhard Grindel drohen weiterhin Ethik-Strafen. Den Anfang machte am Mittwoch die verbandseigene Ethikkommission in Frankfurt/Main.

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Reinhard Grindel hält sich seit Tagen bedeckt, der zurückgetretene Präsident des DFB ist abgetaucht. Konsequenzen seiner Verfehlungen, die in der vergangenen Woche zum großen Knall in der DFB-Zentrale in Frankfurt/Main geführt hatten, kann der 57-Jährige aber nicht entfliehen - die Ethik-Gremien beim DFB, der FIFA und UEFA werden sich vor allem die "Uhren-Affäre" genau anschauen.

"Moralisch ist der ganze Vorgang für jemanden, der bei der UEFA das Compliance-Komitee anführt, mehr als misslich", sagte der frühere FIFA-Ethikchef Hans-Joachim Eckert dem SID am Mittwoch. Rücktritte von den Ämtern bei der UEFA und beim Weltverband wollte der Münchner Richter dem früheren CDU-Bundestagsabgeordneten nicht direkt nahelegen. Grindel sollte aber "die Konsequenzen kennen, wenn er eine solche Uhr als Geschenk annimmt".

Grindel hatte seine Entscheidung in der vergangenen Woche allein mit der offensichtlich blauäugigen Annahme einer Luxusuhr von einem zudem eher zwielichtigen ukrainischen Funktionär begründet. Außerdem hatten Berichte über ein vermeintlich verschleiertes Zusatzeinkommen beim DFB in Höhe von 78.000 Euro den Druck auf den ehemaligen DFB-Schatzmeister stark erhöht. Bei der Frankfurter Staatsanwaltschaft läuft eine Verdachtsprüfung, allerdings nicht wegen der Uhr.

"Man muss erst wissen, was genau passiert ist - ob die Uhr oder auch die zusätzliche Vergütung wirklich nicht angegeben wurden", sagte Eckert. Die DFB-Ethikkommission wollte sich am Mittwoch mit dem Fall befassen. Mögliche Sanktionen könnte allerdings nur die entsprechende Kammer des DFB-Sportgerichts verhängen, was im Falle eines Antrags der Ethiker noch ein paar Tage dauern dürfte.

In der UEFA soll es bereits Stimmen geben, die Grindel einen baldigen Rückzug aus dem mächtigen Dachverband nahelegen wollen. Die FIFA-Ethikkommission äußerte sich bislang nicht öffentlich. Laut FIFA-Ethikcode ist das Gremium allerdings nur dann für nicht direkt die FIFA betreffende Fälle zuständig, wenn diese nicht durch die "zuständigen rechtsprechenden Organe des betreffenden Verbands" untersucht und entschieden wurden.

Solange weder Sanktion noch Freispruch ausgesprochen sind, wird der Druck auf Grindel steigen. "Es ist falsch, dass Reinhard Grindel nach seinem Rücktritt als DFB-Präsident seine Ämter bei FIFA und UEFA behält", sagte die Grünen-Fraktionsvorsitzende Katrin Göring-Eckardt am Mittwoch: "Damit verstolpert der DFB den so wichtigen Neuanfang des Verbandes. Grindel muss sich vollständig aus den internationalen Gremien zurückziehen."

Die 52-Jährige fordert einen "grundlegenden Kulturwechsel" beim DFB. "Ankündigungen allein reichen nicht aus. Die Ablösung von Grindel in den internationalen Gremien kann dabei nur ein erster Schritt sein", sagte Göring-Eckardt: "Die Struktur der internationalen Fußballgremien muss grundlegend reformiert werden, denn sie ist schon allein wegen der Aufwandsentschädigung von einer halben Million Euro pro Jahr korruptionsanfällig."

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