Staatsanwaltschaft: Frühwarnsystem hat versagt

SID
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© Getty

Der ermittelnde Bochumer Staatsanwalt Andreas Bachmann hat im Zuge des Fußball-Manipulationsskandals die von FIFA und UEFA installierten Frühwarnsysteme scharf kritisiert.

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"Dieses System hat komplett versagt", sagte Bachmann in einem Interview der Welt: "Weil die entscheidenden Märkte in Asien gar nicht erfasst werden. Außerdem kam es vor, dass der Alarm bei Wettanbietern aktiviert wurde, sich dann aber herausstellte, dass ganz andere Gründe als eine Spielmanipulation die Ursache waren."

Die sogenannten Frühwarnsysteme schlagen an, wenn besonders hohe, sich häufende kleine Einsätze oder Wettmuster erkannt werden. Seit Mai 2009 wird der gesamte professionelle Fußball in Europa im Hinblick auf mögliche wettbezogene Manipulationen im Auftrag der UEFA von der Firma Sportradar überwacht. Über 30.000 Wettbewerbsspiele der 1. und 2. Ligen, Pokalspiele der 53 Mitgliedsverbände sowie alle Wettbewerbe der UEFA selbst werden erfasst und systematisch überwacht.

Auswertung im Sekundentank

Mittlerweile wurde von Sportradar das Fraud Detection System (Betrugs-Erkennungs-System) entwickelt. Es verfolgt zeitgleich Quoten und ihre Änderungen bei Hunderten Buchmachern auf der ganzen Welt, wertet im Sekundentakt Informationen aus und entdeckt verdächtige Quotenverläufe - sowohl vor Spielbeginn (Pre-Match) als auch während des Spiels (Live).

Wenn ein Spiel als manipulationsverdächtig eingestuft wurde, wird innerhalb von 48 Stunden nach Spielende ein umfassender Bericht mit einer Analyse aller verdächtigen Quotenbewegungen verfasst.

Seit Mai 2009 hat Sportradar allein im europäischen Fußball über 800 manipulationsverdächtige Spiele identifiziert und zu jedem einzelnen einen detaillierten Bericht von zumeist über 30 Seiten verfasst.

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