Frankreich fehlen moderne Stadien für EM 2016

SID
Frankreich will die EM 2016 ausrichten
© Getty

In der Grande Nation herrscht Stadion-Notstand: Frankreich bewirbt sich um die Austragung der Europameisterschaft 2016, hat aber große Probleme, Stadien liefern zu können, die den UEFA-Ansprüchen entsprechen.

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Für die erste EM mit 24 Mannschaften verlangt die Europäische Fußball-Union 12 Stadien. Davon sind drei Ersatz für den Fall der Fälle.

Konkurrenten der Franzosen sind Norwegen/Schweden, Italien und die Türkei. Jetzt schlägt Xavier Daniel, der Stadionbeauftragte der Liga, Alarm: "Wir stehen da, wo Deutschland vor zehn Jahren stand."

Zwei Stadien mit mindestens 50.000 Zuschauern gefordert

Wenn man weiß, dass ein Gesetz über den Status von Spielervermittlern im Juni 2008 im Senat - vergleichbar dem Bundesrat in Deutschland - verabschiedet wurde, aber im französischen Parlament im April 2009 noch kein Termin gefunden war, wann es dort beraten werden sollte, lässt sich die Unruhe im Verband leicht begreifen.

Die UEFA fordert zwei Stadien mit einer Kapazität von mindestens 50.000 Zuschauern (St. Denis/Stade de France, Marseille), drei mit mindestens 40.000 Plätzen (Lyon, Lens, Paris/Prinzenpark) und drei mit einem Fassungsvermögen von mindestens 30.000.

Das ist machbar, aber die veralteten Stadien werden den Anforderungen an Parkplätzen, Sicherheit, Medienplätzen, VIP-Bereichen nicht mehr gerecht. Deshalb will der Staat zunächst 100 Millionen Euro für Modernisierungsmaßnahmen zur Verfügung stellen.

Lyon-Präsident will neues Stadion

Jean Michel Aulas, Präsident des Abonnementmeisters Olympique Lyon, einziger börsennotierter Verein in Frankreich, sieht seinen Traum von einem neuen Stadion außerhalb der Innenstadt immer wieder torpediert.

Er will das für seine europäischen Visionen zu klein gewordene Stade Gerland verlassen, er will auf Vereinskosten nach Bayern-Vorbild ein Stadion auf der grünen Wiese finanzieren.

Die Stadt soll - wie in München - die Verkehrsanbindung bezahlen, aber einige Bauern wollen ihr Land nur zu unverschämten Quadratmeterpreisen verkaufen. So ist das OL-Land mit Hotels und Freizeitpark blockiert.

Verantwortliche beklagen langsame Verwaltung

Auch Lens - in Deutschland traurig berühmt wegen der Hooligan-Ausschreitungen bei der WM 1998 - will sein Stadion seit anderthalb Jahren auf eigene Kosten modernisieren, die Kapazität um knapp 10.000 auf 50.406 Plätze erhöhen (davon 10 Prozent Logenplätze und 10.000 Billigplätze). Aber die Verwaltung ist langsam.

Xavier Thuilot, der Manager des OSC Lille, ätzt: "In Frankreich dauert es sieben bis zehn Jahre, ehe ein Stadion steht. Andere Länder schaffen das in drei Jahren."

Die Zeit drängt. Am 15. Februar 2010 müssen die Bewerbungsunterlagen bei der UEFA eingereicht sein. Das Exekutivkomitee bestimmt den Ausrichter der EM 2016 im Mai kommenden Jahres.

Lens-Präsident fordert dringend Modernisierung der Stadien

Die EM-Ausrichtung soll nach dem Willen von Verband und Liga die Lokomotive für eine dringend notwendige Modernisierung der Stadien sein.

Gervais Martel, Präsident des RC Lens: "Es kann doch nicht angehen, dass Deutschland Hunderte von Millionen Euro weniger aus Fernsehverträgen bekommt als wir, aber 400 Millionen Euro mehr Umsatz pro Saison erzielt als Frankreich."

Nach dem bisherigen Stand der Dinge gelten St. Denis, Paris , Marseille und Nantes nach Renovierungen als gesetzt. Hinzu kommen Neubauten in Lyon, Lille, Straßburg und Nizza. Außenseiter sind Lens, St. Etienne, Toulouse und Bordeaux.

Für eventuelle Notfälle bieten sich Nancy, Rennes, Montpellier und Nanterre (Neubau) an, die allerdings alle Schwierigkeiten haben werden, die UEFA-Bedingungen hundertprozentig zu erfüllen.

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