Wer hat Angst vorm bösen Max?

Nico Rosberg startet den Großen Preis von Brasilien von Platz 2
© getty

Beim Brasilien-GP der Formel 1 will Nico Rosberg die Weltmeisterschaft endgültig für sich entscheiden. Der WM-Führende startet am Sonntag (17 Uhr im LIVETICKER) hinter seinem Teamkollegen und einzigen Konkurrenten Lewis Hamilton, trotzdem peilt der Deutsche den Sieg an. Sorgen machen er und Mercedes sich offenbar nur wegen Red-Bull-Teenie Max Verstappen.

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Die Worte von Nico Rosberg nach dem verlorenen Kampf um die Pole-Position waren klar und deutlich. Der 31-Jährige forderte die Konkurrenz auf, "innerhalb der Grenzen zu fahren". Der WM-Führende, er wünscht sich in Brasilien einen Kampf Mann-gegen-Mann. Weder Ferrari noch Red Bull soll die Entscheidung zwischen ihm und Lewis Hamilton durch einen Unfall beeinflussen.

Gerade der Start auf der Strecke in Interlagos bietet zahlreiche Möglichkeiten, dass sein Wunsch ungehört verhallt. Der Weg zur ersten Kurve ist kurz. Turn 1 ist unübersichtlich. Es folgt mit dem Senna-S ein Unfallschwerpunkt.

Selbst wenn dort nichts passiert, nach der Geraden wartet die Descida do Lago. Dort drehte sich Sebastian Vettel beim Brasilien-GP 2012 nach einer Kollision mit Bruno Senna und verspielte so fast seinen dritten WM-Titel.

Rosberg-Attacke direkt nach dem Start

Ob er durchatme, wenn er am Sonntag das Senna-S unbeschadet überstanden habe, wollte ein Journalist nach dem Qualifying von Rosberg wissen. "Das ist ein ziemlich grimmiger Blick darauf", antwortete Rosberg: "Nicht im geringsten." Er schaue nach vorne, erklärte der Titelaspirant: "Ich werde versuchen, Lewis in Turn 1 zu kriegen. Das ist der Plan."

Rosberg will die WM vorzeitig entscheiden, statt sich bis Abu Dhabi zu gedulden. 19 Punkte Vorsprung hat er vor dem Rennen auf dem Autodromo Jose Carlos Pace. Ein Sieg würde ihm reichen.

Die Angst vor Max Verstappen

Nur kurz erlaubte Rosberg deshalb mit seiner Grenz-Ermahnung an die Konkurrenz einen Blick nach hinten. Dort, wo Max Verstappen startet. Von Platz 4.

Der Max Verstappen, der ihn beim letzten Lauf in Mexiko beim Start attackiert und damit zum Ausweichmanöver aufs Gras gezwungen hatte. Der Max Verstappen, der später im Rennen ein optimistisches Bremsmanöver gezeigt hatte, um am Silberpfeil vorbeizugehen. Hätte Rosberg nicht aufgepasst, der quer in die Kurve reindriftende Niederländer hätte ihn abgeräumt.

Bei Mercedes stieg in den letzten Tagen die Angst, dass Verstappen so in den WM-Kampf der beiden Silberpfeil-Piloten eingreift. Toto Wolff griff zum Telefonhörer, klingelte bei Jos Verstappen durch, bat um Zurückhaltung und zog damit den Ärger der Red-Bull-Chefs auf sich.

Toto Wolff erklärt Anruf bei Jos Verstappen

"Ich möchte einfach ein großartiges Saisonfinale und keine Kontroversen, weil ein anderes Auto eine Kollision verursacht und beschuldigt wird, weil er in die Meisterschaft eingegriffen hat", verteidigte sich der Mercedes-Motorsportchef. Er habe das aus Sympathie zu Verstappen getan. "Wenn Dinge in einem anderen Team auf so falsche Weise aufgenommen werden, brauchen sie nicht mich sondern einen Psychiater."

Max Verstappen selbst reagierte mit Humor. "Ich saß neben meinem Dad, als er angerufen hat. Er ging dann raus. Ich habe ferngesehen und wollte nicht gestört werden", sagte der 19-Jährige: "Ich bin hier um für Red Bull schnell zu fahren, nicht für Mercedes."

Red Bull platzt die Hutschnur

Bei Christian Horner und Helmut Marko sorgte das Verhalten Wolffs trotzdem für dauerhaft platzende Hutschnüre. Mercedes solle um 13 Uhr ein eigenes Rennen mit ihren beiden Autos fahren, machte sich der Motorsportberater Red Bulls lustig.

"Mein Telefonat mit Jos Verstappen wurde unnötig aufgebauscht. Es war nie meine Absicht, Max in seiner Fahrweise einzubremsen", versuchte Wolff sich am Samstagnachmittag zu verteidigen. Auch Verstappen sprach davon, dass der Anruf aufgebauscht wurde.

"Im Grunde macht Toto nur seinen Job", erklärte selbst Fernando Alonso, als er auf die Geschichte angesprochen wurde: "Zwei Jungs fahren am Limit, Mechaniker wechseln die Reifen in weniger als zwei Sekunden und es gibt einen Teamchef, der versucht die Weltmeisterschaft zu gewinnen."

Selbst Rosberg sah sich gezwungen, den Anruf seines Teamchefs zu erklären. "Es ist normal, dass die anderen Fahrer nicht anders fahren, nur weil andere Typen um die Meisterschaft fahren. Das ist nicht ihr Problem. Wir müssen einfach versuchen, innerhalb der Grenzen zu fahren", so der WM-Führende und lachte: "Zuletzt wurden sehr viele Strafen ausgesprochen. Vielleicht lohnt es sich deshalb darüber nachzudenken, ob es richtig sein könnte, einen halben Gang herunterzuschalten."

Hat Lewis Hamilton in Interlagos den Start im Griff?

Rosberg weiß, er hat es selbst in der Hand, die WM schon in Sao Paulo einzutüten. In Q3 lag er auf Pole-Kurs, bis er im dritten Sektor zu viel wollte und vor der Bergaufpassage zu stark aufs Gas drückte.

Der Start in Interlagos ist speziell. Es geht bergauf. "Gleich schwierig wie bergab in Suzuka und schwieriger als auf einer ebenen Geraden" erklärte Hamilton und erinnerte sich dabei wohl selbst an seinen völlig verpatzten Japan-Auftakt. "Ich habe für diese Art Starts geübt", betonte der amtierende Champion sofort.

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