Souveräner Rosberg-Sieg - Hamilton im Glück

Nico Rosberg siegte beim Belgien-GP 2016 in Spa-Francorchamps souverän
© getty

Nico Rosberg hat beim Großen Preis von Belgien für Mercedes unbedrängt den 20. Sieg seiner Karriere eingefahren und musste trotzdem schlucken. Teamkollege Lewis Hamilton war der wahre Sieger: Er fuhr vom letzten Startplatz noch auf Platz 3 und betrieb so beinahe optimale Schadensbgerenzung. Lediglich Daniel Ricciardo rettete sich im Red Bull als Zweiter noch vor ihm über die Linie. Die Ferrari schossen sich gegenseitig ab.

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In der WM hat Rosberg seinen Rückstand auf Hamilton damit leicht auf neun Zähler verkürzt, statt die Führung zu übernehmen. Mit 232 Punkten führt der Weltmeister weiterhin, Rosberg folgt als Zweiter mit 223 Zählern. Ricciardo (151) ist Dritter vor Sebastian Vettel (128) und Kimi Räikkönen (128).

Das Ergebnis des Rennens im Überblick

Der Pechvogel des Rennens in Spa-Francorchamps war Nico Hülkenberg. Er lag nach der Startphase auf Platz 2 und hatte beste Chancen auf sein erstes Podium beim 107. Start in der Formel 1, bis Kevin Magnussen heftig abflog. Nach dem Renault-Crash musste das Rennen unterbrochen werden, um die Leitplanke zu reparieren. Hamilton sparte dadurch einen Boxenstopp und wurde weit nach vorne gespült. Die Grundlage für seine Fahrt aufs Podest, Hülkenberg wurde Vierter vor Teamkollege Sergio Perez (5.)

Sebastian Vettel holte Platz 6. Der Ferrari-Pilot hatte sich beim Start einen groben Schnitzer geleistet, als er seinem Teamkollegen Kimi Räikkönen ins Auto fuhr. Der Finne kollidierte dadurch mit dem Red Bull von Max Verstappen. Alle aussichtsreichen Herausforderer von Rosberg fielen somit direkt nach dem Start ans Ende des Feldes. Räikkönen fuhr noch in die Punkte, Verstappen blieben sie als Elfter versagt.

Profiteur war Fernando Alonso. Wie Hamilton hatte er nicht gestoppt, bis die Rote Flagge geschwenkt wurde und war so auf Platz 4 vorgerutscht, am Ende holte er für McLaren-Honda Platz 7 vor Räikkönen (9.) und den Williams von Valtteri Bottas (8.) und Felipe Massa (10.).

Reaktionen:

Nico Rosberg (Mercedes): "Perfektes Resultat. Wir haben das Wochenende mit einer Menge von Problemen begonnen, aber wir haben alles zusammenbekommen und das Auto massiv umgebaut. Ich hätte nicht erwartet, das Lewis Dritter wird. Ich gucke nicht auf die Punkte. Ich kam hierher um den Belgien-GP zu gewinnen und das habe ich getan."

Daniel Ricciardo (Red Bull Racing): "Ich bin zufrieden. Ein Sieg ist das große Ziel, aber Nico hatte die erwartete Pace, also war der zweite Platz das Beste, was wir holen konnten. Wir haben jetzt drei Rennen in Folge vor Ferrari beendet und wir machen richtig gute Fortschritte."

Lewis Hamilton (Mercedes): "Ich bin so glücklich und stolz auf alle. Das hätte ich nicht erwartet. Ich habe eine positive Einstellung behalten und es hat geklappt."

Der Spielfilm:

Vor dem Start: Hamilton steht nach zahlreichen Motorenwechseln nach dem fast ausgelassenen Qualifying zum Belgien-GP ganz hinten. Alonso steht neben ihm. Beide starten mit der härtesten verfügbaren Reifenmischung: Medium. Saubers Ericsson fährt aus der Box los.

Start: Was für ein Chaos! Verstappen startet als einziger der Top 5 mit supersoften Slicks, kann den zusätzlichen Grip aber nicht nutzen. Beide Ferrari ziehen vorbei, Verstappen will innen in La Source wieder nach vorn. Vettel zieht kompromisslos von der Außenbahn zur Mitte. Da fahren aber Räikkönen und Verstappen. Vettel kollidiert mit seinem Teamkollegen, der mit Verstappen. Alle müssen an die Box, wo Räikkönen kurz Feuer fängt. Rosberg hat freie Fahrt. Er führt vor Hülkenberg, Ricciardo und Bottas.

Runde 1: Wehrlein räumt Button ab! Der McLaren-Honda-Pilot schlingert in Les Combes an langsamen Autos vorbei, Wehrlein bremst nicht rechtzeitig und knallt ihm voll ins Heck. Beide raus.

Runde 2: Sainz' Heckflügel-Endplatte auf der rechten Seite ist abgeknickt. Das Teil schleift am Reifen, der den Geist aufgibt. Der Spanier stellt ab. Virtual Safety Car. Hamilton fährt mit Mediums-Slicks schon auf Rang 13.

Runde 6: Heftiger Crash! Bei Magnussens Renault kommt nach der Steige von Eau Rouge das Heck. Der Däne versucht noch zu korrigieren, hat aber keine Chance mehr. Er schlägt heftig in die Reifenstapel ein. Das muss gerichtet werden, das Safety Car fährt auf die Strecke. Hülkenberg fährt als Zweitplatzierter direkt zum ersten Boxenstopp, Perez, Grosjean, Palmer, Ocon und Räikkönen folgen. Einen Umlauf später fahren auch Bottas und Gutierrez rein.

Runde 9: Rote Flagge! Zu viel Arbeit ist nötig, um die Reifenstapel wieder aufzubauen. Alle Autos fahren in die Box. Extrem ärgerlich für alle, die gerade beim Reifenwechsel waren. Alonso ist Vierter, Hamilton Fünfter.

Runde 10: Einen Umlauf führt Bernd Mayländer das Feld an, um 14.44 Uhr erfolgt der Restart. Rosberg verteidigt die Führung. Es folgen Ricciardo, Hülkenberg, Alonso, Hamilton. Die Ex-Weltmeister haben in der Box beide neue, softe Slicks bekommen. Rosberg, Perez, Ocon und Verstappen haben auf Mediums gewechselt.

Runde 11: Schon wieder Verstappen und Räikkönen! Der Finne will außen vor Les Combes vorbei, Verstappen nimmt die Innenbahn und verteidigt hart. Berührung! Der Iceman fährt in die Auslaufzone und flucht. Eine Runde später zuckt der Niederländer auf der Geraden, Räikkönen zieht notgedrungen hektisch zurück. "Come on, this is fucking ridiculous", funkt Räikkönen.

Runde 12: Hamilton fliegt auf der Kemmel-Geraden an Alonso vorbei. Vierter!

Runde 16: Verstappen bringt die Mediums wieder weg, softe Slicks für den Niederländer. Räikkönen schnauft durch.

Runde 18: Dritter Platz! Hamilton fliegt auf der Kemmel an Hülkenberg vorbei, DRS sei Dank. Räikkönen hat derweil magnetische Anziehungskraft: Er bumst mit seinem Vorderrad gegen Grosjeans rechten Hinterreifen. "Check if iI have a fucking puncture again on the left front", funkt er. Ferrari gibt Entwarnung: Luftdruck in Ordnung.

Runde 21: Hamilton wechselt von Soft aus Soft. Neunter vor Räikkönen. Der folgt drei Runden später und holt Mediums.

Runde 23: Zeitgleicher Boxenstopp von Hülkenberg und Alonso. Beide fahren parallel zurück zur Strecke, der Deutsche ist auf der Fast Lane. Alonso bremst nicht. Kollision in der Box! Beide kommen glimpflich davon.

Runde 27: Plan B für Rosberg: Er tauscht Mediums gegen Mediums. Zehn Sekunden beträgt der Vorsprung auf Ricciardo mittlerweile, dem hängt Hamilton direkt im Heck.

Runde 32: Dritter und letzter Stopp für Hamilton. Er kommt auf Platz 4 direkt zwischen den Force India wieder auf die Strecke - mit gebrauchten Mediums.

Runde 34: Das war's mit dem Traum vom Podium für Hülkenberg: Hamilton fliegt vorbei und übernimmt Platz 3.

Runde 35: Vettel legt eine kompromisslose Aufholjagd hin. Erst ist Massa in Les Combes fällig, dann folgt Alonso auf der Kemmel-Geraden. Sechster.

Runde 40: 1:51,6 Minuten - schnellste Rennrunde von Hamilton.

Runde 43: Williams hat Bottas auf Alonso-Jagd geschickt, Massa wird plötzlich von Räikkönen attackiert. Der Finne geht am Brasilianer vorbei.

Ziel: Nach 44 Runden gewinnt Rosberg, der sechste Erfolg in dieser Saison. Ricciardo sorgt als Zweiter dafür, dass Hamilton nicht das Optimum vom letzten Startplatz holt.

Mann des Rennens: Lewis Hamilton startete als Letzter. Am Ende stand er auf dem Podium. Rosbergs Miene? Konsterniert. Da muss der eigene Teamkollege, der größte Konkurrent im WM-Kampf ganz nach hinten und plötzlich spült ihn der Unfall eines Renault doch wieder nach vorn. Hamilton hat Fortuna auf seiner Seite.

Flop des Rennens: Felipe Nasr. So viele Ausfälle und Sauber ist trotzdem Lichtjahre von den Punkten weg. Sogar Mercedes-Junior Esteban Ocon war bei seinem Debüt im Manor besser. Nasr kürzte ab, handelte sich eine 5-Sekunden-Strafe ein. Und verspielte damit die letzten Chancen.

Das fiel auf:

  • Vettels Aktion beim Start zerstörte die Spannung: Rosberg bekam freie Fahrt, während die drei aussichtsreichsten Verfolger auf Platz 15, 16 und 18 zurückfielen. Von Hülkenberg war ein Angriff auf den Silberpfeil nicht zu erwarten. Rosberg konnte seine Reifen an der Spitze zwischenzeitlich sogar schonen.
  • Der Strategiepoker veränderte sich mit der Roten Flagge radikal: Bei allen Autos durften die Reifen in der Box gewechselt werden. Ein extremer Vorteil für Alonso und Hamilton, die weit nach vorn gespült wurden und einen Stopp sparten.
  • Der Verlierer war mal wieder Hülkenberg: Nach dem Ferrari-Verstappen-Crash sicher als Zweiter an die Box gekommen, verlor er den Vorteil durch die Rennunterbrechung. Gegen Hamilton konnte er auf der Strecke nichts mehr ausrichten. Unglücklich.
  • Die Reifen waren das große Problem. Pirelli schrieb einen extrem hohen Druck vor. Dadurch verhielten sich die Gummis ungewohnt. Mercedes stellte fest, dass der Medium plötzlich der beste Rennreifen ist. Das war der Grund, warum Rosberg und Hamilton dauerhaft mit den weiß markierten Slicks herumkurven mussten, obwohl noch weiche und superweiche Reifen verfügbar gewesen wären.

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