Pole! Rosberg wehrt Verstappen gerade so ab

Nico Rosberg fuhr beim Belgien-GP 2016 auf die Pole Position
© getty

Nico Rosberg ist beim Qualifying zum Großen Preis von Belgien zum sechsten Mal in der Formel-1-Saison 2016 auf die Pole Position gefahren. Der deutsche Mercedes-Pilot nutzte den frühen Feierabend seines Teamkollegen Lewis Hamilton und fuhr in 1:46,744 Minuten die Bestzeit in Spa-Francorchamps. Allerdings hatte Rosberg unerwartet wenig Vorsprung auf Max Verstappen im Red Bull.

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Der niederländische Teenager reihte sich mit nur 0,149 Sekunden Rückstand auf der über 7 km langen Ardennen-Achterbahn als Zweiter ein. Damit ist er der jüngste Formel-1-Fahrer der Geschichte, der aus der ersten Reihe das Rennen aufnimmt. Bisher hielt der Mexikaner Ricardo Rodriguez den Rekord, der als Gaststarter in einem Ferrari beim Italien-GP 1961 im Alter von 19 Jahren und 208 Tagen als Zweiter ins Rennen gegangen war. Verstappen gelang dieses Kunststück nun mit 18 Jahren und genau 331 Tagen.

"So nah an Nico dran zu sein auf einer Strecke mit langen Geraden ... Wir können damit sehr zufrieden sein", sagte Verstappen. Auch Rosberg freute sich: "Wir hatten einen schwierigen Start ins Wochenende, aber im entscheidenden Moment haben wir alles hinbekommen."

Das Ergebnis des Qualifyings im Überblick

Verstappen verwies bei seinem Heimspiel - seine Mutter ist Belgierin - mit seiner herausragenden Runde beide Ferrari auf die Plätze: Kimi Räikkönen geht von Platz 3 ins Rennen, Sebastian Vettel als Vierter. Der Deutsche zeigte sich zufrieden: "Kimi und ich waren eng beieinander. Für morgen ist alles drin. Es sind gute Startpositionen. Ich war überrascht, dass Mercedes nicht schneller war."

Vettel und Räikkönen fluchen über Reifen

Dabei hatte Vettel direkt nach Ende des Qualifyings noch über Funk seine Hinterreifen verflucht. Ausgangs der letzten Kurve hatte er mit Übersteuern zu kämpfen gehabt, der vierfache Weltmeister sprach von einem Zeitverlust von mindestens eineinhalb Zehnteln. Ohne das Problem hätte er Räikkönen noch hinter sich lassen können.

Allerdings hatte auch Räikkönen mit den hohen Temperaturen und dem dadurch steigenden Reifenabbau zu kämpfen. "Ich habe zwei Zehntel in der letzten Schikane verloren. Die Pole war drin", sagte der Iceman: "Verglichen mit den letzten Wochenenden können wir zufrieden sein, glaube ich."

Fünfter wurde Daniel Ricciardo im zweiten Red Bull, dahinter reihten sich die Force India ein. Sergio Perez war als Sechster knapp ein Zehntel schneller als sein Teamkollege Nico Hülkenberg (7.). Dahinter hätte Felipe Massa landen können, allerdings enttäuschte der Brasilianer auf ganzer Linie.

Massa verbremste sich bei seinem einzigen Versuch in Q3 schon vor der ersten Kurve. Anschließend hatte er mehrfach Übersteuern am Kurvenausgang, weil er zu heftig aufs Gas stieg. Die Folge: Startplatz 10 hinter Jenson Button im McLaren-Honda (9.), Teamkollege Valtteri Bottas war sieben Zehntel schneller und fuhr auf Platz 8 fuhr.

Hamilton macht früh Feierabend

Nach seinem Strafensammeln in den Freien Trainings hatte Weltmeister und WM-Leader Lewis Hamilton schon früh Feierabend gemacht. Den auf Höchstgeschwindigkeit optimierten Silberpfeil stellte der Engländer nach einem gezeiteten Umlauf wieder in der Garage ab. 1:50,033 Minuten bedeuteten die langsamste Zeit aller klassifizierten Piloten. Egal: Hamilton wäre durch seine Strafversetzung um insgesamt 55 Plätze sowieso als Letzter ins Rennen gegangen.

Härter als den Weltmeister traf es nur Fernando Alonso: McLaren hatte schon nach dem 3. Training beim Datenstudium eine Unregelmäßigkeit der Power Unit festgestellt. Die Anomalie wurde vor dem Qualifying überprüft, Alonso fuhr auf die Strecke - und blieb nach der Radaillon d'Eau Rouge stehen. Dem Spanier droht somit nach dem Tausch am Freitag ein weiterer Wechsel der Antriebseinheit. Er müsste das Rennen somit aus der Boxengasse in Angriff nehmen.

Wehrlein beeindruckt in Q1 mit P8

Von den Problemen der beiden Werksteams profitierte unter anderem Pascal Wehrlein. Im Manor fuhr er in Q1 auf Platz 9, während sein neuer Teamkollege Esteban Ocon bei seinem Debüt als 17. knapp den Sprung in Q2 verpasste. Wehrlein fuhr im Klassement des zweiten Quali-Abschnitts mit einem Fehler im Mittelsektor auf Rang 15. Weil Esteban Gutierrez ihn im 3. Training blockiert hatte, rutschte Wehrlein in der Startaufstellung noch auf Platz 14 vor.

Während Wehrlein Feierabend machte, taktierten die Topteams übrigens schon fürs Rennen. Rosberg, Vettel, Räikkönen und Ricciardo verzichteten in Q2 auf einen Run mit den Supersofts. Sie setzten ihre Zeit auf Softs, da die zehn für Q3 qualifizierten Autos das Rennen mit den Reifen beginnen müssen, die sie bei ihrer schnellsten Runde in Q2 benutzt hatten.

Die Ardennenachterbahn von Spa-Francorchamps belastet die Pneus durch die vielen schnellen Kurven extrem, die Slicks mit der weichsten Reifenmischung werden deshalb schon nach wenigen Runden hinüber sein. So haben Rosberg, Vettel und Räikönen wohl einen Vorteil gegenüber Ferrari.

Welche Strategie wird belohnt?

Der Niederländer beurteilt die Ausgangslage anders. "Wir haben verschiedene Strategien parat. Ich habe mit dem Team entschieden, die Supersofts zu fahren", sagte Verstappen: "Wir glauben, das ist die beste Strategie für morgen."

Der Grund könnte das Wetter sein. "Es soll morgen kühler werden", erklärte Vettel und machte sich seinerseits Hoffnungen auf den Sieg: "Ich glaube, wir können das Rennen gewinnen. Der Schlüssel ist, auf die Reifen aufzupassen. Wir müssen smart sein, was unsere Strategie angeht."

Neben kühleren Temperaturen, bei denen die Reifen weniger belastet werden, könnte es sogar zu kurzen Regenschauern im Rennverlauf kommen. Pünktlich zum Rennstart steigt die Regenwahrscheinlichkeit sprungartig auf über 70 Prozent. Bei Nässe bliebe der Reifenpoker in Q2 ohne Folgen.

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