Wer macht den Petrov?

Von Alexander Maack
Fernando Alonso hing 2010 hinter Vitaly Petrov fest und verpasste so seinen dritten WM-Titel
© getty

Das Saisonfinale steigt ausgerechnet in Abu Dhabi. Ausgerechnet? Ja, denn wer sich beim Abu-Dhabi-GP (alle Sessions im LIVETICKER) einen Fehler leistet, dem droht dasselbe Schicksal wie Fernando Alonso im Kampf um die Formel-1-WM 2010 gegen Sebastian Vettel.

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Streckendaten:

Name: Yas Marina Circuit

Ort: Yas Island, Abu Dhabi

Länge: 5,554 Kilometer

Runden: 55

Renndistanz: 305,355 Kilometer

Kurven: 9 Rechtskurven, 12 Linkskurven

Darauf kommt es an:

Futuristisch. Langweilig. TV-Strecke. Beeindruckend. Keine Herausforderung für die Piloten. Bei wohl kaum einer Strecke gehen die Meinungen weiter auseinander als beim Yas Marina Circuit. Eines ist dennoch sicher: Bei keinem Grand Prix sind die Bilder beeindruckender. Start in der Abenddämmerung, Zieleinfahrt in der Finsternis.

Auf der Strecke selbst geht es aber zum Leidwesen der Piloten unspektakulärer zu. Lange Geraden und langsame Kurven prägen das Bild. Die angedachten Mutkurven sind eher zu Vollgaskurven mutiert.

Abu Dhabi hat so schon bei Sebastian Vettels erstem Titelgewinn 2010 bewiesen, dass dem Favoriten dank eines falschen Setups noch ein Strich durch die Rechnung gemacht werden kann. Damals verlor Fernando Alonso den Titel, weil er dauerhaft hinter Vitaly Petrov im Renault herfuhr - trotz des deutlich schnelleren Autos hatte er keine Chance zu überholen.

Selbst die Einführung der DRS-Zonen auf den langen Gegengeraden nach Turn 7 und Turn 10 haben nicht viel daran geändert, dass das Überholen in der Wüste schwierig ist. Daran ändert auch Vettels Aufholjagd 2012 nichts. Der Heppenheimer fuhr mit extrem wenig Abtrieb aus der Box los, während die anderen Piloten aufgrund der engen und Bremsen mordenden Kurven die steilsten Flügel drauf hatten.

Wer also überholen will, sollte sich vorher Gedanken machen, ob ein Setup-Kompromiss hilfreich ist. Zumal das Auto im Rennen mit unterschiedlichen Herausforderungen konfrontiert wird. Schließlich ist Abu Dhabi neben Bahrain eines von zwei Rennen, das am Tag und bei Nacht ausgetragen wird. Die abkühlenden Temperaturen wirken sich negativ auf Balance und Reifenverschleiß aus.

Wichtig ist: Die Traktion muss stimmen, die Federn deshalb weich genug gewählt werden. Und es braucht viel Abtrieb.

Reifen:

Supersoft und Soft. Wie im Vorjahr gibt es die weichsten Mischungen, um ein bisschen mehr Dramatik zu schaffen. Die Ingenieure sollen zum Nachdenken gezwungen werden.

"Die Weltmeisterschaft ist entschieden, von daher können die Teams hier nochmal richtig Gas geben", sagte Pirelli-Motorsportchef Paul Hembery: "Unsere Reifen-Nominierung für Abu Dhabi stellt sie dabei vor eine interessante Aufgabe: Die Oberfläche der Fahrbahn ist zwar sehr glatt, doch aufgrund des Streckenlayouts werden die Reifen enorm belastet."

Für das Rennen am Sonntag werden zwei Stopps prognostiziert. Der Zeitunterschied der Mischungen liegt bei knapp über einer Sekunde pro Runde.

OPTA-Fakten zum Rennen:

  • Erstmals seit der Premiere im Yachthafen wird die WM nicht bei einem Saisonfinale in den vereinigten Emiraten entschieden. Seit 2009 gastierte die Formel 1 schon sechsmal auf Yas Island. 2009, 2010 und 2014 fanden die letzen Rennen der Saison dort statt. 2010 krönte Petrov Weltmeister Vettel, 2014 streikte Rosbergs Technik und Hamilton triumphierte.
  • Mercedes jagt weiter Rekorde. Fährt Lewis Hamilton aufs Podium, zieht er mit den Rekordhaltern Michael Schumacher und Sebastian Vettel gleich. Beide standen in einer Saison 17 Mal auf dem Podium. Schumacher 2002, Vettel 2011. Holt Hamilton die Pole Position oder fährt er auf Platz 2, startet er zum 18. Mal aus der ersten Reihe. So oft gelang das bisher nur Vettel in der Saison 2011.
  • Standardreifen? Jawohl. 78 Prozent der Formel-1-Wochenenden in der Saison 2015 wurden mit dem weichen Reifen gefahren. Nur bei vier Grand Prix war die gelb-markierte Mischung nicht im Einsatz: Malaysia, Spanien, Großbritannien und Japan.
  • Force India nimmt in Abu Dhabi zum 150. Mal an einem GP-Wochenende teil. Passend zum Jubiläum ist das Team so gut wie nie zuvor. In Brasilien sicherte sich das frühere Jordan-Team Platz 5 der Konstrukteurswertung.
  • Wie groß die Honda-Probleme wirklich sind? Einfach erklärt: McLaren hat vor dem 19. Rennen die wenigsten Kilometer aller Teams auf der Strecke zurückgelegt. 3715 Runden schaffte das Traditionsteam, 3818 absolvierte Manor - dabei waren die in Australien nicht mal aus der Box gefahren!

Statistik:

Sieger 2014: Lewis Hamilton (Mercedes), 1:39:02,619 Stunden

Pole Position 2014: Nico Rosberg (Mercedes), 1:40,480 Minuten

Schnellste Rennrunde 2014: Daniel Ricciardo (Red Bull), 1:44,496 Minuten

Rundenrekord: Sebastian Vettel (Red Bull, 2009), 1:40,279 Minuten

Rekordsieger: Sebastian Vettel (3 - 2009, 2010, 2013)

Wetter-Prognose:

Freitag: klar, 29 Grad, 10 Prozent Regenrisiko

Samstag: klar, 28 Grad, 10 Prozent Regenrisiko

Sonntag: klar, 28 Grad, 10 Prozent Regenrisiko

Zeitplan:

Freitag, 10 Uhr: 1. Training

Freitag, 14 Uhr: 2. Training

Samstag, 11 Uhr: 3. Training

Samstag, 14 Uhr: Qualifying

Sonntag, 14 Uhr: Rennen

Stand in der Fahrer- und Konstrukteurs-WM

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