Trucker-Dan stoppt Hammer-Time

Daniel Ricciardo war mit seinem dritten Platz in Austin sichtlich zufrieden
© getty

In der Formel-1-Saison 2014 soll es dank verändertem Reglement wieder mehr auf den Fahrer ankommen. SPOX-Redakteur Alexander Maack bewertet nach jedem Grand Prix die fahrerischen Leistungen der Piloten und stellt sein persönliches Driver-Ranking auf. Teil 17: Der USA-GP in Austin.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Platz 1, Daniel Ricciardo: Es mag unspektakulär ausgesehen haben, doch der Australier legte in Austin eine Paradeleistung hin. Den schlechten Start machte er direkt wieder wett, als er Kevin Magnussen in Turn 12 und nach dem Restart auch Fernando Alonso überholte. Gerade das Manöver gegen den Spanier war eine Augenweide. Zwar versuchte Alonso die Innenbahn zu decken, Ricciardo erkannte aber, dass genug Platz für einen Angriff ist und vermied einen Kontakt mit den Williams, die sich gleichzeitig vor ihm beharkten.

Zwar eröffnete sich im ersten Stint mit seinem normal abgestimmten Red Bull keine Chance zu einem Angriff auf Valtteri Bottas und Felipe Massa, doch bei den Boxenstopps stellte Red Bull die Gelegenheit per Undercut her. Ricciardo nutzte den Vorteil der schnelleren, weil neueren Reifen und schnappte sich je einen Williams pro Reifenwechsel. Eine Selbstverständlichkeit war das nicht. Das britische Privatteam hatte ein Auto, das das Tempo der Mercedes zwischenzeitlich mitgehen konnte.

Vier Driver-Ranking-Siege hat Ricciardo seit seinem Abschied von Toro Rosso schon gesammelt und liegt komfortabel auf Platz zwei der Gesamtwertung. Glücklicherweise wirkt sich der Trucker-Erotik-Sternchen-Bart nicht auf den Fahrstil aus. Es bleibt abzuwarten, wie er 2015 mit dem zusätzlichen Druck als Nummer eins von Red Bull umgeht. Wahrscheinlich macht er es wie immer: Er wird ihn einfach weglächeln.

Platz 2, Lewis Hamilton: Der zehnte GP-Sieg in diesem Jahr, der fünfte in Folge. Wie soll Nico Rosberg das Momentum des Engländers überhaupt noch umkehren? Eine echte, logische Antwort will sich nicht wirklich aufdrängen. Auch wenn Hamilton am Samstag nicht den optimalen Rhythmus fand und seinem Teamkollegen beim Start den Vortritt lassen musste, fuhr er am Sonntag perfekt.

Das Überholmanöver mag durch Rosberg begünstigt gewesen sein, doch Hamiltons anschließende Fahrt bis zur Ziellinie war die Fortsetzung seines Höhenflugs, der seit dem teaminternen Unfall beim Belgien-GP anhält. Wer die Wut auf den eigenen Teamkollegen in derartige Ausnahmeleistungen umwandelt und gleichzeitig das Ziel nicht aus den Augen verliert, kommt um den Titel wohl kaum herum - wenn nicht Abou Double wäre.

Platz 3, Sebastian Vettel: Ein Wochenende zum Vergessen schien der wechselwillige Weltmeister erwischt zu haben. Erst der verspätete Einsatz der sechsten Powerunit mit dem dadurch erzwungenen Start aus der Boxengasse und dann wollte der Red Bull einfach nicht laufen. Statt 1:44er Zeiten wie im Training kam Vettel nicht unter 1:46 Minuten. "Den ersten Teil kannst du komplett vergessen. Da ging gar nichts", lautete das ernüchterte Fazit.

Doch der Heppenheimer schlug zurück, als er kurz vor Schluss einen weichen Satz Reifen holen musste. Plötzlich funktionierte der RB10. Vettel kam an die Gruppe an Räikkönen, Button, Grosjean, Vergne, Maldonado, und Magnussen binnen weniger Runden ran. Wer nicht selbst Platz machte, wurde überholt. Dabei profitierte der Heppenheimer aber nicht von Setup oder DRS, er kanalisierte den Frust auf der Bremse. Platz sieben, nur eine halbe Sekunde Rückstand auf Alonso. Der verdiente Lohn für einen harten Fight unter widrigen Umständen.

Platz 4, Nico Rosberg: Die Pole Position durch eine herausragende Leistung kam wie gerufen, am Ende blieb dennoch nur der Platz des ersten Verlierers. Der gebürtige Wiesbadener hatte alle Trümpfe auf seiner Seite, doch er leistete sich zwei Fehler gleichzeitig und schenkte Hamilton dadurch den Sieg.

Neben der Tatsache, dass er die Tür beim Überholmanöver zu weit offen ließ, hatte er vorher das Hybrid-System falsch eingestellt. Die gewünschte Leistungssteigerung des Antriebs blieb aus, der Sieg war futsch. Dass Hamilton zudem das bessere Reifenmanagement hatte, kann aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass Rosbergs Leistung ebenfalls gut war. Der Unterschied zwischen beiden Mercedes-Piloten war sehr klein.

Platz 5, Felipe Massa: Schon beim Start am eigenen Teamkollegen vorbeigegangen, ließ der Brasilianer im zweiten Stint mal wieder seine Fähigkeiten aufblitzen. Während die anderen Piloten den Anschluss an die Silberpfeile verloren, war es Massa, der sich zusammen mit Ricciardo auf die Jagd machte. Die beiden schafften das Unerwartete und holten sukzessive zwei Sekunden auf Rosberg und Hamilton auf.

Letztlich kosteten die Mechaniker dem 33-Jährigen den Platz auf dem Podium: Beim zweiten Reifenwechsel verlor Massa etwa eine Sekunde in der Boxengasse. Da sein Auto im Rennen auf einem Niveau mit dem Red Bull war, kam er anschließend nicht mehr in Schlagdistanz.

Seite 1: Von Ricciardo zu Massa

Seite 2: Von Alonso bis zum doppelten Härtefall

Artikel und Videos zum Thema