Webber verbessert sich um vier Plätze

Mark Webber verzichtete in Sao Paulo bei der Rückfahrt zur Box auf seinen Helm
© getty

Auch in der Formel-1-Saison 2013 bewertet SPOX-Redakteur Alexander Maack nach jedem Grand Prix die fahrerischen Leistungen der Piloten und stellt sein persönliches Driver-Ranking auf. Teil 19: Brasilien-GP.

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Im letzten Saisonrennen überflügelt Mark Webber die Konkurrenz. Durch seinen starken Sonntag in Sao Paulo lässt der Australier beim Finale die beiden Lotus-Piloten Romain Grosjean und Kimi Räikkönen in der Gesamtwertung noch hinter sich und zieht mit dem viertplatzierten Nico Rosberg gleich.

Zum Tagessieg reicht es aber nicht. Den sichert sich sein unschlagbarer Red-Bull-Teamkollege Sebastian Vettel vor Vizeweltmeister Fernando Alonso. Dessen Ferrari-Stallgefährte Felipe Massa verspielt durch seine selbstverschuldete Durchfahrtsstrafe unterdessen sämtlichen Kredit.

Platz 1, Sebastian Vettel: Der Mann des Jahres gewinnt das letzte Rennen des Jahres. In Sao Paulo hat der Heppenheimer aus meiner Sicht zum siebten Mal in dieser Saison die beste Leistung aller Fahrer abgeliefert. Das Qualifying war nicht nur ein Beweis seiner Stärke, es war die reinste Machtdemonstration.

Fast sieben Zehntel trennten Vettel am Ende vom zweitplatzierten Rosberg. Seit dem Brasilien-GP 2010 gab es keinen anderen Fahrer, der die Konkurrenz am Samstag mit mehr als sechs Zehnteln Abstand in die Schranken wies. Damals hatte Nico Hülkenberg die Pole geholt, weil er auf abtrocknender Strecke Trockenreifen wählte.

Doch genug der Geschichte. Vettel präsentierte sich auch am Sonntag in Topform. Den mittelmäßigen Start machte er schon in der ersten Runde wieder wett, als er Rosberg mit einem starken Manöver außen in Turn 15 überholte - ohne DRS. Dass sein Vorsprung am Ende "nur" 10,4 Sekunden betrug, lag nur am Fehler der Boxencrew.

Platz 2, Fernando Alonso: Wie sein deutscher Dauerrivale zeigte auch der Spanier, dass sich die wahre Klasse eines Formel-1-Fahrers oftmals nur im Regen zeigt. Alonso stellte seinen Ferrari, der eigentlich nur für Startreihe vier gut ist, hinter Vettel und Rosberg auf Rang drei.

Im Rennen machte Alonso einmal mehr das Beste aus seiner Situation. Zwei schnelle und blitzsaubere Überholmanöver gegen die Mercedes sicherten ihm den ersten Podestplatz seit dem Stadtrennen in Singapur. Mehr als Platz drei war für alle Piloten ohne Red Bull in den letzten Rennen sowieso nicht möglich, sofern Vettel und Webber sich keine Fehler leisteten.

Platz 3, Mark Webber: Der Australier hat sich mit einer herausragenden Vorstellung aus der Formel 1 verabschiedet. Gleich zwei Mal zog er an Alonso auf der Zielgeraden an Alonso vorbei. Die Konterversuche des Spaniers wehrte er ohne Probleme ab. Sogar den Start hatte er annehmbar hinter sich gebracht und dann Hamilton spektakulär auf der Außenbahn kassiert. Letztlich vermasselte der vierte Startplatz Webber allerdings eine noch bessere Platzierung.

Aus meiner Sicht darf sich der Teamkollege nicht um mehr als eine Sekunde deklassieren lassen. "Tricky" war der Samstag für alle Piloten. Webber verlor in den ersten Runden allein durch seinen Startplatz zehn Sekunden auf seinen Teamkollegen, obwohl er eines seiner besten Rennen in diesem Jahr fuhr. Wäre er am Samstag besser gewesen, hätte sich Potsie in seinem 215. Grand Prix mit seinem zehnten Sieg von der Formel 1 verabschieden können.

Platz 4, Jenson Button: Auch für Button gilt, dass im Qualifying mehr drin war als Startplatz 14. Anders als bei Webber werte ich das aber nicht als seinen Fehler. McLaren hatte offenbar als einziges Team den richtigen Wetterbericht für das Rennen bekommen und setzte auf eine reine Trockenabstimmung.

Der Weltmeister von 2009 nutzte seine Chance mit ultrakonstanter Fahrweise, verbesserte sich um zehn Plätze und sicherte dem Team aus Woking damit das beste Ergebnis in einer völlig enttäuschenden Saison. Immerhin gab es einen Zuverlässigkeitsrekord: McLaren hat 99,17 Prozent der Gesamtdistanz in dieser Saison absolviert. Weil Button den MP4-28 nur in Malaysia abstellte, hat er auch daran einen großen Anteil.

Platz 5, Lewis Hamilton: Nach Felipe Massas Durchfahrtsstrafe schien dem Engländer Platz vier sicher. Letztlich sollte es einfach nicht sein. Der Unfall mit Valtteri Bottas, der Hamilton zuerst einen zerstörten rechten Hinterreifen und dann auch noch eine Zeitstrafe einbrachte, war sicher nicht seine Schuld.

Es war ein Rennunfall, der aus meiner Sicht keine Strafe verdient hatte. Von Platz acht fiel Hamilton durch die Durchfahrtsstrafe aus den Punkten und kämpfte sich immerhin noch auf Rang neun vor. Obwohl er in der Fahrer-WM Platz drei noch an Webber verlor, ist Hamilton in der Driver-Ranking-Gesamtwertung vor dem Australier. Ich glaube, das spiegelt seine gute Debüt-Saison bei Mercedes richtig wieder.

Platz 6, Daniel Ricciardo: Was Toro Rosso zu Beginn des Rennens zeigte, waren die wohl schlechtesten Starts der ganzen Saison. Während Teamkollege Jean-Eric Vergne um vier Plätze zurückfiel, hielt Ricciardo die Katastrophe mit zwei verlorenen Positionen in Grenzen.

Der STR8 schwamm auf trockener Straße wie kein anderes Auto, dennoch managte Ricciardo den bockigen Bullen so gut es ging und nahm noch einen WM-Zähler mit. Nur Button und Perez ließ er passieren, der Rest musste sich hinten anstellen.

Platz 7, Nico Rosberg: Die erste Reihe war ein trügerisches Zeichen. Nach einem hervorragenden Start fiel Rosberg schon im ersten Stint zurück, weil er Probleme mit den Hinterreifen hatte. Da stellte sich Teamkollege Hamilton wesentlich besser an.

Statt um eine gute Position in Brasilien musste Rosberg um den Vizetitel in der WM kämpfen. Mit einer anderen Strategie hätte er Button noch hinter sich halten können. Mit seiner zurückhaltenden und intelligenten Fahrt blieb am Ende nur Rang fünf, der für mich bei Startplatz zwei jedoch zu wenig ist.

Platz 8, Sergio Perez: Dass der Mexikaner mich in dieser Saison enttäuscht hat, dürfte beim Blick auf die Gesamtwertung eindeutig durchkommen. Platz 15 ist kein gutes Ergebnis für einen McLaren-Piloten, zumal beide Toro-Rosso-Fahrer vor Perez platziert sind.

Auf der Strecke von Interlagos hielt Perez aber wirklich ordentlich mit. Er verbesserte sich im Rennen um 13 Plätze. Dennoch war er für mich schlechter als Teamkollege Button, weil er den McLaren in Q2 unnötig wegschmiss. Damit war er für den Getriebewechsel selbst verantwortlich, durch den er am Sonntag hinter Button und Rosberg blieb.

Platz 9, Nico Hülkenberg: Der Emmericher hat zum Abschluss seiner starken Saison 2013 seinen Sauber als Achter nochmals in die Punkte gebracht. Allerdings hatte ich das Gefühl, dass mehr drin war. Von Startplatz zehn rutschte Hülkenberg schnell auf Rang sieben vor, während sein Teamkollege Esteban Gutierrez sich von 17 auf 11 verbesserte.

In Runde sechs war ich davon überzeugt, dass Sauber dieselbe Taktik wie McLaren gewählt hatte und mit einem Trockensetup fährt. Mit starkem Untersteuern zerstörte er allerdings die Vorderreifen zu schnell. Das solide Brasilien-Ergebnis zementierte Rang zehn im Gesamtklassement der Fahrer. Im Driver-Ranking sieht es noch besser aus: Da ist Hülkenberg Achter.

Platz 10, Valtteri Bottas: Nach der überraschend starken Leistung beim USA-GP hatte der Finne in Interlagos die Aufmerksamkeit sicher. Allerdings konnte er die in ihn gesetzten Erwartungen nicht wirklich erfüllen. Das lag aber weniger an Bottas, sondern vielmehr am Williams, der bei Nässe immer noch ordentlich Probleme machte.

Der 24-Jährige betrieb nach einem guten Qualifying Schadensbegrenzung und fuhr direkt hinter den Punkterängen, als Hamilton sein Rennen beendete. Vielleicht hätte Bottas ein paar Kurven warten können, ein Fehler war es aber nicht. Seine gute Leistung im unterlegenen Auto bringt ihm zum Saisonabschluss in meinem Ranking noch einen Punkt.

Härtefall, Felipe Massa: Bei seinem Heimrennen, das gleichzeitig sein letzter Grand Prix für Ferrari war, hatte sich der Brasilianer naturgemäß viel vorgenommen. Es hätte fast geklappt. Allerdings wollte Massa zu viel: Nachdem er von Startplatz neun mustergültig auf Platz vier gefahren war und das Podium zum Greifen nah war, überfuhr er mehrmals die Streckenbegrenzung bei der Boxeneinfahrt mit allen vier Rädern.

Noch kurz vor dem Rennen hatte die FIA klargestellt, dass das verboten ist. Max Chilton hatte wurde für ein ähnliches Manöver schon im Training gerügt. Massa hätte das wissen müssen. Deshalb kann ich die Durchfahrtsstrafe im Gegensatz zur Causa Hamilton ohne Abstriche nachvollziehen.

Massa hat sich selbst um sein gutes Ergebnis gebracht. Es gehört auch zur fahrerischen Leistung, sich an die bekannten Regeln zu halten. Statt Podest nur Platz sieben - im Driver-Ranking wird so aus einer Topleistung ein Wochenende ohne Punkte. Schade!

Der Endstand in der Fahrer-WM