Der vielleicht beste Alonso aller Zeiten

SID
Fernando Alonso ging in Valencia unter anderem auch an Michael Schumacher vorbei
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Auch in der Formel-1-Saison 2012 bewertet SPOX-Redakteur Alexander Mey nach jedem Grand Prix die fahrerischen Leistungen der Piloten und stellt sein persönliches Driver-Ranking auf. Teil 8: Europa-GP.

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Das Ranking für das Rennen in Valencia war wieder mal schwer zu bestimmen, da mir einige Fahrer sehr gut gefallen haben. Gerade bei den Rängen drei bis acht habe ich mich sehr schwer mit einer Reihenfolge getan. Sieger ist für mich ganz klar Fernando Alonso, auch wenn einige von Euch wegen Sebastian Vettel sicher gerne mit mir streiten werden.

Meine Wertung für den Europa-GP:

Platz 1, Fernando Alonso: Ich kann mich kaum an ein besseres Rennen von Alonso erinnern. Der Sieg in Valencia spielte absolut in einer Liga mit dem in Imola 2005, als er den deutlich schnelleren Michael Schumacher am Ende sehenswert hinter sich gehalten hat. Alonso hat mich in meiner Meinung bestätigt, dass er der im Moment beste Fahrer der Formel 1 ist. Diese perfekte Mischung aus Übersicht, Präzision, Aggressivität und Risiko ist ganz, ganz großer Sport. Da sehe ich über Platz elf im Qualifying, in dem ihm ja auch nur zwei Zehntel auf die Bestzeit gefehlt haben, gerne hinweg.

Platz 2, Sebastian Vettel: Er war klar der schnellste Mann des Wochenendes und hätte den Sieg hundertprozentig verdient gehabt. Seine Quali-Runde war gewohnt herausragend, sein Start ebenso. Danach war vor allem sein erster Stint beeindruckend, in dem er der Konkurrenz geradezu davongeflogen ist. Das einzige, was ich ihm im Vergleich zu Alonso "vorwerfen" kann, ist, dass er im deutlich schnelleren Auto saß. Allein deshalb reicht es nur zu Rang zwei.

Platz 3, Lewis Hamilton: Er schafft es bei mir aufs Podium, weil er in Valencia deutlich über den Möglichkeiten seines McLaren gefahren ist. Das Auto war schlecht, es fehlten die Updates und der Reifenverschleiß war ein großes Problem. Trotzdem hat Hamilton in einer Krawallrunde Startplatz zwei erobert und sich im Rennen lange auf Podiumskurs gehalten. Bis zu diesem unsäglichen Crash mit Maldonado. Der geht für mich klar auf die Kappe des Williams-Piloten, wenngleich ich auch sagen muss, dass Hamilton mit Blick auf die WM cleverer hätte sein und nachgeben können. Platz vier wäre okay gewesen und was in Zweikämpfen mit Hitzkopf Maldonado passieren kann, sollte mittlerweile jeder im Feld wissen. Ich behaupte, ein Alonso hätte in der gleichen Situation die Tür weiter offen gelassen.

Platz 4, Romain Grosjean: Zum Zeitpunkt seines Ausfalls hatte Grosjean vielleicht sogar den Sieg noch im Blick. Alonso war gerade mal 1,5 Sekunden weg und die Reifen des Lotus haben am Ende sehr gut funktioniert, wie Räikkönen gezeigt hat. Das ist aber hypothetisch. Tatsache ist, das Grosjean in Valencia konstant einen Tick schneller war als der Iceman, sowohl im Qualifying als auch im Rennen. Das lag auch an seinen mutigen Überholmanövern, vor allem an dem gegen Hamilton. Wobei sein spätes Bremsen in die erste Kurve nach dem Start auch hätte schiefgehen können. Zu seinem Glück haben alle anderen aufgepasst und ihm Luft gelassen.

Platz 5, Nico Hülkenberg: Auch ohne besondere Umstände wäre sein fünfter Platz in einem Force India, der bis kurz vor dem Ziel sogar noch ein dritter Platz hätte werden können, bemerkenswert. Aber wenn man weiß, dass an Hülkenbergs Auto in der siebten Runde KERS ausgefallen ist, weiß man erst zu schätzen, wie grandios seine Leistung wirklich war.

Platz 6, Kimi Räikkönen: Ich habe fast ein schlechtes Gewissen, den Zweitplatzierten im Rennen so weit hinten einzustufen, aber so stark sein Rennen und seine Platzierung waren, so wenig ist er mir durch außergewöhnliche Manöver aufgefallen. Er hat ein paar Mal gut überholt, war aber im Vergleich zu einigen anderen unauffälliger unterwegs. Mit Blick auf den Titelkampf trotzdem ein wichtiges Ergebnis.

Platz 7, Michael Schumacher: Was? Der deutsche Held nach seinem ersten Podium für Mercedes nur Siebter? Ja, denn bei aller Freude auch bei mir darüber, dass er den Bann gebrochen hat, muss man eingestehen, dass er zu diesem dritten Platz gekommen ist wie die Jungfrau zum Kind. Lassen wir Vettel, Grosjean, Hamilton und Maldonado mal problemlos ins Ziel kommen, schon ist er nur noch Siebter. Das soll seinen tollen Endspurt im Rennen mit frischen Reifen nicht abwerten, denn in dieser Phase war sein Killerinstinkt, den ich hier schon häufiger gelobt habe, wieder voll da. Aber insgesamt waren die Piloten, die ich vor ihn gesetzt habe, meiner Meinung nach besser.

Platz 8, Mark Webber: Der nächste Aufschrei? Von 19 auf vier gefahren und dann nur Achter? Für ihn gilt das gleiche wie für Schumacher. Auch Webber hatte einiges Glück mit Ausfällen, das er sich nach seinem Pech im Qualifying aber auch ein Stück weit verdient hatte. Spektakulär überholt hat er nicht, konnte er wegen des fehlenden Topspeeds des Red Bull aber wohl auch nicht. Das hat man gesehen, als er sich am Ende trotz besserer Reifen an Schumacher die Zähne ausgebissen hat. Zudem muss man bei Webbers Aufholjagd relativierend bedenken, dass er nun einmal im deutlich besten Auto saß. Das hat Vettel vorne eindrucksvoll bewiesen, auch wenn freie Fahrt natürlich etwas anderes ist als im Pulk festzuhängen.

Platz 9, Witali Petrow: Heimlich, still und leise lag der Caterham-Pilot zeitweise sogar auf Punkterang zehn und verlor diesen erst, als Schumacher und Webber über ihn herfielen. Aber trotzdem hat er ein für dieses kleine Team so wichtiges Ausrufezeichen gesetzt. Das hätte auch Teamkollege Kovalainen schaffen können, wäre sein Rennen nicht so saublöd von Vergnes Unaufmerksamkeit beim Crash der beiden zerstört worden.

Platz 10 Paul di Resta: Auch der zweite Force-India-Pilot zeigte ein starkes Rennen, zumal er der einzige war, der die Einstopp-Strategie durchgezogen hat. Webber, Schumacher und Perez haben dieses Unterfangen schon frühzeitig aufgegeben. Dass di Resta am Ende trotz uralter Reifen nicht völlig eingebrochen ist, spricht für seine schonende Fahrweise. Dennoch stand er alles in allem im Schatten von Teamkollege Hülkenberg.

Stand in der Fahrer- und Konstrukteurs-WM

Meine Punkte für das Valencia-Wochenende: