Formel 1 - Kommentar zum Belgien-GP: Die FIA hat dazugelernt

Von Christian Guinin
Der Große Preis von Belgien versank im Regen.
© imago images / PanoramiC

Beim Großen Preis von Belgien muss die FIA vor Wassermassen und Dauerregen kapitulieren. Anstatt eines spannenden GPs bekommen die Zuschauer in Spa ein Drei-Runden-Rennen hinter dem Safety Car inklusive knapp vierstündiger Wartezeit geboten. Viele zeigen sich darüber erbost, letztlich hat der Automobilverband mit seiner Entscheidung aber alles richtig gemacht. Ein Kommentar.

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"Was zur Hölle habe ich gerade gesagt? Was habe ich gesagt? Rote Flagge!", schimpfte ein hörbar erboster Sebastian Vettel am Samstag im Qualifying über den Boxenfunk. Nur wenige Augenblicke zuvor war McLaren-Pilot Lando Norris mit hoher Geschwindigkeit in der berüchtigten Eau-Rouge-Passage abgeflogen, nachdem er auf nasser Fahrbahn die Kontrolle über seinen Wagen verloren hatte.

Der Grund für Vettels Aufregung: Nur 30 Sekunden vor Norris' Crash bat der Heppenheimer die Rennleitung eindringlich darum, die Session zu unterbrechen. Es sei zu viel Wasser auf der Strecke, für die Piloten sei es unter Renngeschwindigkeit zu gefährlich. FIA-Rennleiter Michael Masi ignorierte die Warnung, erst nach dem Abflug des McLaren wurden die Roten Flaggen geschwenkt.

24 Stunden später herrschten am Renn-Sonntag gar noch schlechtere Bedingungen. Zu heftigem Aquaplaning gesellten sich schlechte Sichtverhältnisse, in unmittelbarem Abstand zum Vordermann trat das sogenannte "Spraying" auf. Als die Rennleitung dann mit rund 25-minütiger Verspätung zum geplanten Rennstart einen Testlauf hinter dem Safety Car wagte, ließen die entsprechenden Einschätzungen der Piloten nicht lange auf sich warten. "Ich kann schon jetzt überhaupt nichts sehen", funkte Hamilton an die Box. Andere Fahrer bliesen in ein ähnliches Horn.

Glücklicherweise sollte dieses Mal dem Standpunkt der Piloten Gehör geschenkt werden. Masi ließ das Feld zurück an die Box kommen, es folgte eine knapp dreistündige Unterbrechung, bei der stets abgewogen wurde, ob ein Rennstart vertretbar wäre. Nachdem man das Rennen um 18.17 Uhr dann erneut startete, ließ man lediglich eine Runde hinter dem Safety Car absolvieren, um eine Wertung zu erzielen. Danach wurde der Belgien-GP endgültig abgebrochen.

Letztlich war dies die einzig richtige und vertretbare Entscheidung. Anstatt a la "The show must go on" die Piloten einem unnötigen Risiko auszusetzen, einigte man sich auf die Devise "Safety first". Die FIA hat dazugelernt.

Bianchi, Grosjean und Hubert sind mahnende Beispiele

In der Vergangenheit stufte der Automobilverband die Sicherheit der Piloten nämlich leider nicht immer als höchste Priorität ein. Vor allem der Name Bianchi lässt bei vielen F1-Fans diesbezüglich immer noch die Alarmglocken schrillen. Beim Großen Preis von Japan 2014 verunglückte der damals 25-jährige Franzose, als er auf nasser Strecke in ein Bergungsfahrzeug krachte. Ein halbes Jahr später erlag er im Krankenhaus seinen erlittenen Verletzungen.

Zwar hat sich seitdem in Sachen Sicherheit in der Formel 1 einiges getan (z.B. Halo). Schwere Crashs wie beispielsweise von Roman Grosjean in Bahrain im vergangenen Jahr oder der tödliche Unfall von Formel-2-Pilot Anthoine Hubert in Spa 2019 gibt es jedoch nach wie vor. Die FIA hat deshalb die Aufgabe, für die maximale Sicherheit unter den gegebenen Umständen zu sorgen. Denn auch Unfälle wie der von Norris können, auch wenn dieses Mal glücklicherweise alles glimpflich ausging, richtig ins Auge gehen.

Am Sonntag hat sich die FIA richtig entschieden. Auch wenn es Fans gibt, die die Vorgehensweise der Rennleitung kritisieren und nun Schadensersatz für Tickets fordern: Die Sicherheit der Piloten steht an erster Stelle. Oder um es mit den Worten von McLaren-Fahrer Daniel Ricciardo zu sagen: "Danke. Das war die richtige Entscheidung."

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