Formel 1 - Türkei-GP: Hamilton schnappt sich WM-Titel Nr. 7 - Vettel auf dem Podium

Von Christian Guinin
Lewis Hamilton ist zum 7. Mal Formel-1-Weltmeister!
© getty

Lewis Hamilton ist Formel-1-Weltmeister 2020. Der Engländer gewann einen chaotischen Türkei-GP vor Sergio Perez (Racing Point) und Ferrari-Pilot Sebastian Vettel und kann in den verbleibenden drei WM-Läufen somit nicht mehr von der Spitze verdrängt werden. Für den Mercedes-Piloten ist es der insgesamt siebte WM-Titel, mit dem er mit Rekordweltmeister Michael Schumacher gleichzieht.

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"Ich bin sprachlos", sagte ein sichtlich ergriffener Hamilton nach dem Rennen: "Die Reise bis hierher war einfach unglaublich. Ich habe davon geträumt, als ich klein war, aber das übertrifft all meine Träume." Schon unmittelbar nach der Zieldurchfahrt rief der Brite in den Funk: "An alle Kinder da draußen, die vom Unmöglichen träumen: Ihr könnt alles schaffen, glaubt an euch!"

Den WM-Rekord kann Hamilton in Zukunft sogar noch weiter ausbauen - wenn er denn seinen auslaufenden Vertrag verlängert. Darauf aber deutet eigentlich alles hin, seine Worte nach dem Sieg waren der nächste Hinweis. "Ich habe das Gefühl, dass es gerade erst beginnt", sagte er: "Körperlich bin ich in großartiger Form, mental auch. Ich glaube, dass ich immer noch viel Arbeit vor mir habe." Diese Saison kann er nun ausklingen lassen, noch drei Rennen stehen auf dem Programm.

Erster Titel-Gratulant war Vettel, der als Dritter völlig überraschend das erste Podium nach 17 Rennen einfuhr. "Wir dürfen ihm zuschauen, wie er Geschichte schreibt, das habe ich ihm gesagt", erklärte der Heppenheimer, "er hat das alles verdient."

Von seinem dritten Platz sei er selbst "ein klein wenig überrascht. Es war ein tolles Rennen unter schweren Bedingungen. Ich hätte gerne am Ende nochmal Slicks aufgezogen, ich denke, das wäre eine Chance auf den Sieg gewesen."

Türkei-GP: Die Analyse

Am Start kamen vor allem beide Racing Points gut vom Fleck. Stroll behauptete dabei ohne Probleme seine Spitzenposition, Perez profitierte von einem schlechten Start von Verstappen und eroberte den zweiten Rang. Auch Hamilton startete vergleichsweise gut und hielt seinen sechsten Startplatz. Weniger Glück hatte Teamkollege Bottas, der in Kurve eins von einem Dreher von Renault-Pilot Esteban Ocon behindert wurde und ans Ende des Feldes zurückfiel. Den besten Start aller Fahrer erwischte Sebastian Vettel. Der Heppenheimer fand sich nach der ersten Runde auf dem dritten Rang wieder, nachdem er von Platz elf losgefahren war.

Durch die sich rasch bessernden Streckenbedingungen bog das Feld schon nach den ersten zehn Runden in die Boxengasse ab und tauschte die Voll-Regenreifen für die schnelleren Intermediates. An den Platzierungen änderte dies aber zunächst nicht wirklich etwas. Lediglich Verstappen ging via Overcut an Vettel vorbei und schob sich hinter beide Racing Points zurück auf Platz drei.

Auf den frischen Pneus schienen anfangs vor allem die Red Bulls besser zurechtzukommen. Sowohl Verstappen als auch Alexander Albon setzten im Minutentakt neue Bestzeiten und fuhren innerhalb weniger Runden die Lücke auf Perez zu. Der Angriff auf den Mexikaner entpuppte sich aber als schwierig. Zunächst scheiterte Verstappen mit seinem Überholversuch, als er beim Ausgang von Kurve elf sein Heck verlor und im Anschluss mit demolierten Reifen an die Box abbiegen musste, Teamkollege Albon machte es einige Runden später nur unwesentlich besser. Der Thai-Brite drehte sich ohne Fremdeinwirkung und fiel ins Mittelfeld zurück.

Im zweiten Stint entwickelte sich hinter den beiden Racing-Points zwischen Hamilton, Vettel und dem ebenfalls starken Charles Leclerc ein Kampf um den dritten Podestplatz. Dieser wurde erst durch den dritten Stopp beider Ferrari-Piloten aufgebrochen, die sich für den Schlussspurt neue Intermediates aufzogen.

Auch Stroll und Perez kamen noch ein drittes Mal an die Box, vor allem der Kanadier hatte auf dem frischen Satz jedoch große Grip-Probleme und verlor eine Position nach der anderen. Als einziger aus der Spitzengruppe verzichtete Hamilton auf einen weiteren Reifenwechsel, was sich letztlich als die richtige Strategie entpuppte. Ohne ernsthaft in Gefahr zu geraten, fuhr der Brite den Sieg nach Hause.

Den Kampf um die Plätze zwei und drei entschied sich erst in der letzten Runde. Leclerc startete dabei nur wenige Kurven vor der Ziellinie einen zu übermotivierten Angriff auf Perez, verbremste sich und musste in der finalen Kurve Vettel noch vorbei ziehen lassen. Für den Heppenheimer ist es das bislang beste Saisonresultat sowie das erste Podium seit dem Mexiko-GP 2019.

Hinter den ersten vier Piloten komplettierten Carlos Sainz (5., McLaren), Verstappen (6., Red Bull), Albon (7., Red Bull), Lando Norris (8., McLaren), Stroll (9., Racing Point) und Daniel Ricciardo (Renault) als Zehnter die Top-10.

Türkei-GP: Die Reifenstrategie

Die Reifenstrategie beim Großen Preis der Türkei wurde primär durch die äußeren Bedingungen diktiert. Da sich die Strecke anfangs in ähnlich nassem Zustand befand wie im Qualifying am Vortag, wählte das komplette Feld am Start die Voll-Regenreifen.

Bereits nach zehn Runden ließ das Abtrocknen der Strecke dann einen Tausch auf die Intermediate-Mischung zu, den alle Fahrer innerhalb weniger Runden vollzogen. Obwohl der Asphalt im Rennverlauf immer weiter abtrocknete, war ein Wechsel auf Slicks aber nicht mehr möglich.

Ein Großteil der Fahrer entschied sich auch für einen dritten Stopp. Lediglich Hamilton fuhr sein Rennen auf seinem gebrauchten Satz zu Ende, was sich als die deutlich besser Strategie herausstellte. Während beide Racing Points und Ferraris auf den frischen Reifen keine wirklich schnelleren Zeiten setzen konnten, baute Hamilton seinen Vorsprung sogar noch weiter aus.

Highlight des Rennen: Wetterbedingungen

Lange mussten wir in diesem Jahr auf ein Rennen im Regen warten, in Istanbul war es endlich so weit. Und auch wenn am Ende wieder ein Silberpfeil ganz oben auf dem Podest stehen durfte, bot der Große Preis der Türkei doch mehr Action als viele andere Rennen dieser Saison.

Top des Rennens: Ferrari

Nach einem Jahr voller Pannen, Pech und Pleiten gleichen die Endplatzierungen drei und vier beinahe einem Wunder. Doch nicht nur fuhren die Roten das mit Abstand beste Ergebnis der laufenden Saison ein, Leclerc und Vettel waren zweitweise sogar die schnellsten Autos im Feld. Regen scheint dem SF1000 wohl besser zu schmecken.

Flop des Rennens: Valtteri Bottas

Die klitzekleinen Resthoffnungen des Finnen auf eine Wende im Titelkampf gingen im Regen von Istanbul baden. Bottas präsentierte sich völlig von der Rolle, war zu keinem Zeitpunkt in der Lage, das Tempo der Spitze mitzugehen und fiel eher durch eine Reihe von Drehern als durch gute Rundenzeiten auf. Die Überrundung durch Hamilton war dabei den traurigen Höhepunkt.

Formel 1: Der WM Stand nach 14 von 17 Rennen

In beiden Wertungen stehen drei Rennen vor Schluss die Sieger schon fest. Lewis Hamilton sichert sich seinen siebten WM-Titel, in der Teamwertung kann Mercedes ebenfalls nicht mehr eingeholt werden.

  • Fahrerwertung:
PlatzFahrerTeamPunkte
1Lewis HamiltonMercedes307
2Valtteri BottasMercedes197
3Max VerstappenRed Bull170
4Sergio PerezRacing Point100
5Charles LeclercFerrari97
6Daniel RicciardoRenault96
7Carlos SainzMcLaren75
8Lando NorrisMcLaren74
9Alexander AlbonRed Bull70
10Pierre GaslyAlphaTauri63
  • Kontrukteurswertung:
PlatzTeamPunkte
1Mercedes504
2Red Bull240
3Racing Point154
4McLaren149
5Renault136
6Ferrari130
7AlphaTauri89
8Alfa Romeo8
9Haas3
10Williams0
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