Wenn das Spielzeug Ärger macht

Von Dominik Geißler
Um die Interessen von Vijay Mallya gibt es immer wieder Gerüchte
© getty

Force India hat in der Vergangenheit trotz eines geringen Budgets wiederholt die Großen der Formel 1 geärgert. Doch in der aktuellen Saison läuft es nicht für den Rennstall des eigenwilligen Multimillionärs Vijay Mallya. Vor dem Großbritannien-GP (alle Sessions im LIVE-TICKER) nennt SPOX die Probleme des Teams. Hoffnung macht die B-Version des VJM08.

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"Das ist der beste Saisonstart, den wir je hatten", freute sich Vijay Mallya: "Was will man denn mehr?" So euphorisch zeigte sich Force Indias Teamchef nach dem sechsten Saisonrennen in Monaco und Platz vier in der Konstrukteurswertung. Jedoch: Diese Aussagen tätigte der Unternehmer im Mai 2014, als Force India bereits 67 WM-Zähler sammeln konnte.

Ein gutes Jahr später hat sich die Gemüts- und Punktelage deutlich verschlechtert. Mit 31 Punkten nach dem achten Saisonrennen in Österreich haben Nico Hülkenberg und Sergio Perez nur ein gutes Drittel der Zähler gesammelt, die sie zum selben Zeitpunkt der letzten Saison hatten.

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Während der Mexikaner im Vorjahr beim Großen Preis von Bahrain das erste Podium seit 2009 für Force India einfahren konnte, ist dieses Jahr ein siebter Platz in Monaco sein bisher bestes Resultat. Hülkenberg schaffte es 2015 gar nur bei drei Grand Prixs in die Punkte - vergangenes Jahr raste der Deutsche noch in den ersten zehn Rennen in die Top Ten.

"Es ist im Moment schon schwierig. Vor allem deswegen, weil man auch noch so lange auf Verbesserung warten muss", sagte der Emmericher vor dem diesjährigen Bahrain-GP: "Kompliziert ist es sicher auch, wenn man sieht, wo wir letztes Jahr schon waren."

Verspätete Tests

Die Rückschritte deuteten sich bereits im vergangenen Winter an. Die erste Testwoche in Jerez verpassten die Inder komplett, in der zweiten Testphase war man nur im Vorjahreswagen unterwegs. Bereits vor dem Saisonstart in Melbourne hinkte das Team "einige Schritte" zurück, wie Perez frustriert verlauten ließ. So ist Force India in der bisherigen Saison nur mit einer Zwischenstufe des VJM07 aus dem vergangenen Jahr und dem aktuellen Fahrzeug unterwegs.

Der offizielle Grund für die Widrigkeiten: Aufgrund eines neuen Reglements dürfen nicht mehr zwei, sondern nur noch ein Windkanal benutzt werden. "Wir haben uns für den moderneren entschieden und der ist in Köln. Das bedeutet, dass wir unsere gesamte Aeroabteilung von England nach Deutschland umziehen lassen mussten und das hat einige Zeit in Anspruch genommen", erklärte Mallya.

Doch zu Beginn des Jahres kamen wieder einmal Gerüchte auf, dass das erste indische Team der Formel-1-Historie zahlungsunfähig gewesen sei. So sollen dem Rennstall wichtige Teile der Zulieferer, die auf die Begleichung der Schulden pochten, gefehlt und die planmäßige Teilnahme an den Tests unmöglich gemacht haben.

Finanzielle Sorgen wären bei Force India nichts Ungewöhnliches. Seit Jahren kreist der Pleitegeier über dem Team, Gehälter sollen oft erst mit Verzögerung überwiesen werden. Boykottdrohungen, um auf die eigene miserable Finanzsituation aufmerksam zu machen, und gar der Weiterverkauf standen ebenfalls zur Diskussion. Mit einem Jahresbudget von rund 75 Millionen Euro besitzt man nur einen Bruchteil der Möglichkeiten von Mercedes, Ferrari oder Red Bull.

Vom Niemandsland auf die Pole

Und dennoch konnte Force India seit seinem Einstieg in die Formel 1 die Großen des Geschäfts immer wieder ärgern. Das einstige Jordan-Team, welches nach dem Weiterverkauf 2005 als Midland F1 Racing beziehungsweise wenige Monate später als Spyker MF1 Racing an den Start ging und schließlich zur Saison 2008 von Mallya aufgekauft wurde, gilt als eines der effizientesten Teams im Zirkus.

Nachdem in der Premierensaison kein einziger WM-Punkt gesammelt werden konnte, gelang Force India von kontinuierlichen Verbesserungen begleitet 2011 der Sprung auf Platz sechs der Konstrukteurswertung. Diesen Rang erreichte man 2013 und 2014 noch zwei weitere Male. Daneben konnten Giancarlo Fisichella und Sergio Perez (2014) dem Team zwei Podestplätze sowie eine Pole Position sichern.

Besonders die Fisico-Pole sorgte für Begeisterung. Scheinbar wie aus dem Nichts raste der Italiener 2009 in Belgien auf den ersten Startplatz. Zu verdanken hatte er das insbesondere einem Fahrzeugkonzept, das auf maximalen Topspeed getrimmt war - ein aerodynamisch effektiver Kniff, der in Spa und auch zwei Wochen später in Monza voll und ganz aufging. "Das Team hat sich schon das ganze Jahr weiterentwickelt. Das war heute kein indischer Zaubertrick, der alle Autos vor uns zur Seite weichen ließ", frohlockte Mallya damals.

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