Red Bull: Leise Kritik an Vettel

Von Alexander Mey
Sebastian Vettel und Helmut Marko sind bei Red Bull enge Vertraute
© Getty

Der Bahrain-GP (Training, Fr., 9 Uhr im LIVE-TICKER) steht politisch unter einem sehr schlechten Stern. Die Unruhen überschatten alles. Sportlich muss Sebastian Vettel mit leiser Kritik fertig werden. Kann Mercedes erneut siegen?

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Streckendaten:

Name: Bahrain International Circuit

Ort: Manama

Länge: 5,412 Kilometer

Runden: 57

Renndistanz: 308,238 Kilometer

Kurven: 9 Rechtskurven, 6 Linkskurven

Darauf kommt es an: Auch wenn es an dieser Stelle um Sport und nicht um Politik gehen soll, gehört eine kurze Beschreibung der Konstellation in Bahrain zur vollständigen Berichterstattung dazu.

Das Rennen findet vor dem Hintergrund seit mehr als einem Jahr andauernder Proteste der schiitischen Mehrheit gegen die Diskriminierung durch das sunnitische Regime statt. Die blutigen Auseinandersetzungen haben schon mehrere Dutzend Tote gefordert, zudem wird von unzähligen Fällen von Folter und Haft berichtet. Die Herrscherfamilie hat Bernie Ecclestone die Sicherheit des Fahrerlagers garantiert, was für den F-1-Boss Grund genug war, gegen weltweite Widerstände am Rennen festzuhalten.

Die Demonstranten haben die drei Tage des Rennwochenendes zu "Tagen des Zorns" erklärt und werden mit allen Mitteln versuchen, die Veranstaltung zu stören, um auf ihre Situation aufmerksam zu machen. Erste Zwischenfälle hat es schon gegeben.

Vor diesem dramatischen Hintergrund scheinen großartige sportliche Analysen kaum angebracht. Dennoch die wichtigsten Stichpunkte zum Wüstenkurs.

Die Organisatoren sind nach dem Intermezzo mit der längeren Strecke 2010 wieder zum alten Streckenlayout zurückgekehrt. Es wird also das kurvige Infield zu Beginn des zweiten Streckensektors nicht mehr geben.

Der Sand auf der Piste wird kontinuierlich für Probleme sorgen, weil er vom Wind immer wieder zurück auf die Strecke geweht wird.

Die Streckencharakteristik erfordert Stärken der Autos bei der Traktion, dem Top-Speed und den Bremsen. Schnelle Kurven gibt es zwar ein paar, aber nicht so viele wie in Malaysia oder China. Die einzige DRS-Zone befindet sich auf der Zielgeraden.

Wetter-Prognose:

Freitag: sonnig, 27-31 Grad, 0 Prozent Regen-Risiko

Samstag: leicht bewölkt, 27-29 Grad, 10 Prozent Regen-Risiko

Sonntag: wolkig, 27-30 Grad, 20 Prozent Regen-Risiko

Reifen: Medium und Soft. Die gleichen Mischungen wie in China werden in der Hitze und auf dem Sand von Bahrain völlig anders gefordert werden. Besonders die Hinterreifen leiden bei den zahlreichen harten Beschleunigungsphasen nach den engen Kurven.

Für Pirelli ist es das Renndebüt auf diesem Kurs, wenngleich 2010 und 2011 dort schon Testfahrten stattfanden. Mit den Reifen von damals haben die aktuellen aber nicht mehr viel zu tun.

"Es ist fast wie ein Neuanfang", sagte Pirelli-Sportchef Paul Hembery. "Auf jeden Fall erwarten wir einen deutlichen Reifenverschleiß, der den Teams einiges bei der Ausarbeitung der richtigen Strategie abverlangt." Eine Zweistopp-Strategie ist nicht ausgeschlossen, gerade wenn es wie vorhergesagt am Sonntag wolkig sein sollte, aber man darf auch gerne mit drei Stopps kalkulieren.

Statistik:

Sieger 2010: Fernando Alonso (Ferrari) in 1:39:20,396 Stunden

Pole-Position 2010: Sebastian Vettel (Red Bull) 1:54,101 Minuten

Schnellste Rennrunde 2010: Fernando Alonso (Ferrari) in 1:58,287 Minuten

Rekordsieger: Fernando Alonso (3 - 2005, 2006, 2010)

Die Favoriten:

McLaren: Jenson Button ist der letzte Fahrer, der auf diesem Streckenlayout gewonnen hat. Und er ist zuversichtlich, wieder Ähnliches schaffen zu können. "Ich denke, unser Auto passt ziemlich gut auf diese Strecke. Die Mischung aus schwierigen langsamen Kurven und einigen schnellen Passagen sollte unserem Auto liegen."

Ohne Strafversetzung bahnt sich im Qualifying ein Duell zwischen McLaren und Mercedes um die erste Startreihe an. Je heißer es am Wochenende ist, desto besser sollte McLaren aber im Rennen zurechtkommen.

Red Bull: Sebastian Vettel mag den Kurs in Bahrain nicht, daraus hat er nie einen Hehl gemacht. Zudem muss er sich aller Voraussicht nach wieder an den neuen Auspuff gewöhnen. Eine neuerliche Spreizung der Strategien wird es nicht geben. Es soll nur noch mit der neuen Version gefahren werden, die Mark Webber in China am Auto hatte.

Die liegt Vettel zwar nicht allzu sehr, aber trotzdem strebt er die Rückkehr aufs Podest an. Das würde ihm gut tun, denn von Red-Bull-Motorsportchef Helmut Marko musste er sich schon erste leise Kritik anhören.

Marko sagte "ServusTV": "Das Auto ist nicht gut, und es gibt kein Vertrauen. Das erschüttert natürlich das Selbstvertrauen von Vettel. Er braucht ein Auto, das gewisse Voraussetzungen erfüllt - und das bietet unser Auto nicht. Nur dann kann er diesen Vettel-Faktor ausspielen."

Mercedes: Ist der Silberpfeil real? Ist er nach dem Coup in China jetzt kontinuierlich ein Siegerauto? "Wir werden unser Bestes geben, um diese Leistung bei den nächsten Rennen zu wiederholen", sagte Michael Schumacher, der Pechvogel des Saisonauftakts. Klingt alles andere als konkret, ist aber offenbar wirklich das einzige, was man bei Mercedes prognostizieren kann. "Es ist schwer zu sagen, wo wir stehen", ergänzte Shanghai-Sieger Nico Rosberg.

Der F-Schacht-Vorteil, der immer noch immens ist, sollte im Qualifying wieder zu einer Chance auf die erste Startreihe führen. Was im Rennen sein wird, ist angesichts der tückischen Reifen in diesem Jahr kaum vorhersehbar. Sollte es wirklich etwas bewölkt sein, könnte das Mercedes wieder in die Karten spielen.

Ferrari: China war ein Absturz zurück auf den Boden der Tatsachen. Platz neun für Fernando Alonso entsprach viel eher der Wahrheit als der Sieg in Malaysia. In Bahrain ist nicht damit zu rechnen, dass das Wetter der Scuderia helfen wird.

Und auch die Streckenführung nicht. "Ich gehe davon aus, dass wir vor einem weiteren schwierigen Wochenende stehen. Die Strecke, auf der es auf Traktion und Top-Speed ankommt, passt überhaupt nicht zu unserem Auto", sagte Alonso.

Lotus: Lotus hält das erste Podium für überfällig und sieht in Bahrain aufgrund der zu erwartenden konstanten Temperaturen gute Chancen, das zu schaffen. Je konstanter die Bedingungen sind, desto besser kann man das in China nicht voll eingeschlagene Update-Paket ausreizen.

"Ein Podium sollte auf jeden Fall drin sein, wie übrigens bei allen bisherigen Rennen auch", sagte Kimi Räikkönen. "Ganz genau wissen wir es zwar erst, wenn wir auf der Strecke sind, aber ich erwarte keine Probleme."

Zeitplan:

Freitag, 9 Uhr: 1. Training

Freitag, 13 Uhr: 2. Training

Samstag, 10 Uhr: 3. Training

Samstag, 13 Uhr: Qualifying

Sonntag, 14 Uhr: Rennen

Stand in der Fahrer- und Konstrukteurs-WM