Webber: "Verdammter Wichser"

Von Alexander Mey
Mark Webber liegt in der Fahrerwertung sechs Rennen vor Schluss auf Platz vier
© Getty

An Mark Webber hat die dominante Saison seines Red-Bull-Kollegen Sebastian Vettel offenbar so sehr genagt, dass er in Singapur seinem Frust freien Lauf ließ und einen Journalisten übel beleidigte.

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Mark Webber kann sie nicht mehr hören, diese ständigen Fragen nach den Gründen, warum er Sebastian Vettel nicht schlagen kann. Seit Saisonbeginn nagen diese Fragen an ihm, die er sich selbst wahrscheinlich jeden Tag stellt.

Da staut sich nach 13 Rennen, von denen der Teamkollege acht gewonnen hat und man selbst kein einziges, natürlich eine riesige Menge Frust auf. Insbesondere an einem Wochenende, an dem man vielleicht zusehen muss, wie der Jungspund im Schwesterauto zum zweiten Mal Weltmeister wird.

Webber entschuldigt sich für Entgleisung

So kam es bei einer Presserunde am Donnerstag dazu, dass Webber nach einer kritischen Frage eines französischen Journalisten rot sah. "Fucking wanker" nannte er den armen Kerl, der sich vor seiner Frage sicher nicht hätte vorstellen können, dafür als "verdammter Wichser" betitelt zu werden.

An so einen verbalen Aussetzer kann man sich in der sonst so klinisch durchorganisierten Formel-1-PR kaum erinnern. Dagegen ist alles, was Lewis Hamilton in dieser Saison vorgeworfen wurde, kaum der Rede wert.

Das wurde offenbar auch Webber selbst schnell klar, woraufhin er sich bei dem Opfer seiner Entgleisung in aller Form entschuldigte.

Webber: "Ich werde mich wohl aufhängen"

Was trotzdem bleibt, ist die Erkenntnis, dass Webber offensichtlich sehr unter seiner Unterlegenheit gegen Vettel leidet. "Ich werde mich wohl aufhängen", spottete er auf die Frage, was er nach dieser Saison tun werde.

Es passt ins Bild, dass sich Webber zuletzt bei seinem Unfall mit Felipe Massa in Monza und aktuell bei seinem völlig unnötigen Crash mit Timo Glock im ersten Training in Singapur nicht gerade von seiner besonnenen Seite zeigte.

Webber analysiert Probleme gegen Vettel

Aber diese beiden Unfälle waren sicher nicht der Grund, warum er 2011 noch sieglos ist, in der Fahrerwertung 117 Punkte Rückstand auf Vettel hat und im Qualifying-Duell 3:10 hinten liegt.

"Sebastian hatte zu Beginn der Saison einfach einen großartigen Lauf und ich habe nicht alles zusammen gebracht", sagte Webber vor seinem Ausraster. "Dazu habe ich noch einige Probleme mit der Zuverlässigkeit gehabt, was sicher nicht ideal war."

2012 soll alles besser werden, diese Hoffnung hat der Australier noch nicht aufgegeben. "Ich muss unbedingt einen besseren Start in die Saison erwischen. So wie 2010. Ich muss Sebastian häufiger im Qualifying schlagen, um dann auch im Rennen vor ihm zu sein", erklärte Webber.

Hoffnung auf besseres Verständnis der Reifen

Er hatte bis ungefähr zur Saisonmitte große Probleme im Umgang mit den Pirelli-Reifen. Im Qualifying bekam er sie nicht auf die optimale Betriebstemperatur, im Rennen nahm er sie zu hart ran und musste oft einen Stopp mehr einlegen als Vettel. Das hat ihn natürlich immer wieder weit zurückgeworfen.

"Bei den Reifen wird es im kommenden Jahr deutlich mehr Kontinuität geben", hoffte Webber. "Dann müssen wir Sebastian einen deutlich besseren Kampf liefern, das ist klar."

Dann hoffentlich wieder mit Aktionen auf der Strecke und nicht mit verbalen Attacken.

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