Pirelli spielt Ferrari in die Karten

Von SPOX
Pirelli plant den kompletten Verzicht ihrer harten Reifenmischung
© Getty

Der Reifenhersteller Pirelli plant im letzten Saisondrittel die Ausbootung der harten Pneumischung und will im nächsten Jahr ganz darauf verzichten. KERS soll in einigen Jahren das DRS ersetzen. Zudem sorgen die möglichen Grand Prix von Bahrain und Mexiko für Unruhe bei Jean Todt und Bernie Ecclestone.

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Pirelli verzichtet auf harte Mischung: Der Reifenhersteller Pirelli hat der Formel 1 in dieser Saison schon so manchen Höhepunkt beschert. Wo Fans sich über die spektakulärsten Rennen seit Jahren freuen, rauchen bei den Teams vor und während jedes Grand Prix die Köpfe, wann welcher Reifen der effektivste ist.

Für Pirelli-Motorsportchef Paul Hembery ist das noch nicht genug. Der Reifenmonopolist plant, den harten Reifen schon in der laufenden Saison aus der Palette zu entfernen.

"Ich glaube nicht, dass wir die harte Mischung noch einmal sehen", meinte Hembery: "Ich denke, sie ist wahrscheinlich zu hart und die mittlere Komponente erweist sich für die aggressiveren Strecken bisher auch als standfest genug. Ich glaube also nicht, dass wir den Weg mit den harten Reifen wählen werden."

Von den Top-Teams, die Weltmeister Sebastian Vettel noch abfangen wollen, scheint Ferrari mit dem Vorhaben der Italiener am besten zurecht zu kommen. Auf den weichen und superweichen Reifen ist das Team um den Spanier Fernando Alonso nachgewiesen am schnellsten unterwegs.

Das könnte in der zweiten Saisonhälfte, wo es bis auf wenige Ausnahmen ausschließlich durch wärmere Gefilde als in Europa geht, ein großer Vorteil sein.

Für die nächste Saison plant Pirelli dann einen ganz neuen Pneu. Er soll die Lücke zwischen der weichen und der Medium-Mischung schließen.

"Nächste Saison wird die Medium-Mischung wahrscheinlich der harte Reifen sein. Dafür werden wir wohl noch irgendetwas zwischen weich und medium einführen".

Zum Verlust des Spektakels soll es aber zwangsläufig nicht führen, zur Freude von Hembery: "Der Unterschied zwischen den extrem weichen und den weichen Reifen ist zum Beispiel genau richtig. Man hat eine Sekunde Zeitvorteil, ist aber durch den Abbau und in Bezug auf den Gebrauch klar eingeschränkt. Wir werden in jedem Fall weiter für faszinierende Rennen sorgen."

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KERS als Modell der Zukunft: Seit der Einführung des KERS 2009 und dem vorübergehenden "Lockout" im letzten Jahr bleibt die Entwicklung des Rückgewinnungssystems nicht stehen. Nach der Etablierung in der laufenden Saison plant Williams-Technikchef Sam Michael eine stetige Weiterentwicklung des Systems und will, dass die Formel 1 eine Vorreiterrolle einnimmt.

"Wir müssen das tun, was relevant ist. Relevant ist das, was die Öffentlichkeit sehen möchte. Die Formel 1 muss diese Vorreiterrolle einnehmen. Darin war sie schon immer gut. Man schaue sich nur die Entwicklung von Bremssystemen an. Oder das jüngste Beispiel: CFD. Aerodynamik spielt im Fahrzeugbau eine große Rolle, um Effizienz zu erlangen. Die Formel 1 hat CFD-Systeme enorm weitergebracht. Die Automobilhersteller hätten diese Entwicklungen nicht in dieser Form gemacht, nun profitieren aber alle davon."

Das viele Umweltschützer nichts von der "grünen" Formel 1 halten, ist hinlänglich bekannt. Der beinahe unmenschliche Verbrauch der Hochleistungsbatterien gilt nicht gerade als Paradebeispiel für Umweltfreundlichkeit. Trotz alledem will Michael die Entwicklung vorantreiben.

"Wenn wir es nicht ausprobieren, dann werden diese Systeme nie kleiner und leichter - jedenfalls längst nicht so schnell. Natürlich fallen dabei auch negative Dinge an, aber die sind zu vernachlässigen."

Das KERS der Zukunft (ab 2014) soll dabei eine größere Rolle einnehmen als heute. "Wir gehen 2014 genau den richtigen Weg. KERS setzten wir aktuell nur 6,6 Sekunden pro Runde ein. Dann werden es aber bis zu 33 Sekunden pro Umlauf sein, wir werden insgesamt vier Megajoule speichern und abrufen können. Das ist ein erheblicher Schritt."

Rückkehr nach Mexiko? Durch die mexikanischen Formel-1-Piloten Sergio Perez (Sauber) und Esteban Gutierrez (Testfahrer) gibt es in Mexiko wieder Hoffnungen, einen Grand Prix austragen zu dürfen.

Auf seiner Reise durch Mexiko wurde FIA-Chef Jean Todt immer wieder von Journalisten gelöchert, wann die Königsklasse wieder Halt in Südamerika macht.

"Als Teil meiner Rundreise schaue ich mir auch den Circuit Hermonos Rodrigues an", wird Todt von "Europa Press" zitiert. Auf der Strecke in der mexikanischen Hauptstadt hatte 1992 das bis dato letzte Formel-1-Rennen in Mexiko stattgefunden.

"Mexiko ist heutzutage ein wirtschaftlich starkes Land, daher halte ich eine Rückkehr für möglich", so Todt. Zweifel bleiben aber trotzdem. So wies der FIA-Chef darauf hin, dass ein solches Rennen "unsägliche Kosten mit sich bringt" und "die Sicherheit stets gewährleistet sein muss." In Mexiko ein großes Problem, da seit Jahren blutige Drogenkriege in den Großstädten das Leben bestimmen.

GP von Bahrain wieder verschoben: Die Diskussion um das geplante Rennen im Wüstenstaat Bahrain kommt einfach nicht zur Ruhe. Nachdem der Grand Prix in der laufenden Saison wegen blutiger Unruhen abgesagt worden ist und nicht nachgeholt wird, kommt es nun zu einer weiteren Verschiebung.

Zuerst geplant als Auftaktrennen, gehört es nun aller Voraussicht nach 2012 zu den letzten Rennen im Kalender. "Sie wollten es nicht am Anfang, also musste ich den ganzen Kalender überarbeiten", erklärte Bernie Ecclestone der "Financial Times".

Das dürfte den Teams bitter aufstoßen. Die ohnehin schon kleine Weltreise am Ende eines jeden Formel-1-Jahres (vier Kontinente in sechs Rennen) wird nun noch mit Logistikproblemen geschmückt.

So finden innerhalb einer Woche zwei Grand Prix in den USA und in Brasilien statt. Entschieden ist aber noch nichts, der Kalendervorschlag von Formel-1-Boss Ecclestone muss erst noch von der FIA abgenickt werden.

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