"Vettel versagt in jedem Zweikampf"

Von SPOX
Jacques Villeneuve fährt aktuell in der NASCAR Nationwide Series
© Getty

Sebastian Vettel dominiert die Saison. Sechs von acht Rennen hat der Red-Bull-Pilot gewonnen, führt mit 77 Punkten Vorsprung überlegen die Fahrer-WM an. Kein Grund für Kritik? Doch! Findet jedenfalls Ex-Weltmeister Jacques Villeneuve. Der Kanadier greift in einem Interview Vettel und die aktuelle Formel 1 scharf an.

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So wollte der Kanadier in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur "Reuters" jedenfalls nicht bestätigen, dass Vettel aktuell der beste Fahrer ist. Ganz im Gegenteil: "Er muss ja gegen niemanden kämpfen. Bei genauer Betrachtung fällt sogar auf, dass Vettel jedes Mal versagt, wenn er gegen jemanden kämpfen muss. So wie zum Beispiel Montreal."

Die Rennen in Barcelona (Vettel kämpfte bis zum Schluss gegen Hamilton) und Monaco (Dreikampf mit Alonso und Button) hat der Weltmeister von 1997 offenbar vergessen.

Auch, dass Vettel das Stallduell gegen Mark Webber so klar gewinnt, läge nicht am Deutschen selbst. "Mark hat ganz einfach versagt", erklärt Villeneuve. "Das gesamte Team um ihn herum hat einen großen Schritt nach vorne gemacht. Nur er nicht."

Vettel kann die WM nicht mehr verlieren

Ist Vettels Erfolg also nur Zufall? So weit will Villeneuve dann doch nicht gehen. Er räumt ein: "Dank der günstigen Voraussetzungen fährt Vettel aktuell in seiner eigenen Welt. Er ist schneller und stärker als im letzten Jahr. Und wenn man auf Wolke sieben schwebt, geht nicht viel schief."

Deshalb stünde auch Vettels Titelverteidigung bereits jetzt so gut wie fest. "Solange nichts wirklich Schlimmes passiert, weiß ich nicht, wie er die WM noch verlieren kann", stellt Villeneuve fest.

"Am Ende bin ich sogar richtig sauer"

Generell lässt der für seine Kritik bekannte Kanadier kein gutes Haar an der aktuellen Saison. "Zum ersten Mal in meinem Leben habe ich überhaupt keine Lust mehr auf die Formel 1. Bei der Hälfte des Rennens fängt bei mir das Gähnen an. Am Ende bin ich sogar richtig sauer", so Villeneuve.

Der Grund: DRS. Die Überhol-Hilfe würde die Rennen verfälschen. "Wenn ich sehe, dass sich die Fahrer nicht einmal mehr wehren können, dann macht mich das wahnsinnig", erklärt der 40-Jährige. "So wie bei Michael Schumacher in Montreal. Er hätte dort auf dem Podium stehen sollen."

"Überholen mit DRS - das will doch niemand sehen. Ich will sehen, wie Lewis Hamilton sich voll reinkniet und etwas riskiert. Das endet dann vielleicht mit Kleinholz, aber es ist immerhin echtes Racing. Aber DRS? Da schlafe ich ja ein. Das hat nix mit Überholen zu tun. Es ist langweilig. Nutzlos", so Villeneuve. Durch die neue Technik wüssten die Fahrer, dass sie bei herannahenden Gegnern ohnehin keine Chance hätten - und würden daher nicht einmal mehr kämpfen.

Villeneuve fordert: Freiheit für Lewis Hamilton

Und noch einen Sündenbock hat der Ex-Weltmeister ausgemacht: Die FIA und ihre Rennkommissare. Sie würden Strafen an die völlig falschen Fahrer verteilen. Zum Beispiel an Lewis Hamilton. "Klar, Lewis vergisst manchmal, seinen Kopf einzuschalten und kracht dann irgendwem ins Auto. Aber das ist Racing. Das ist es, was man sehen will: Zweikämpfe", erklärt Villeneuve.

Und weiter: "Wenn die Fahrer bei jedem Zweikampf-Ansatz eine Strafe bekommen, warum sollten sie es überhaupt versuchen? Man muss die Jungs einfach fahren lassen - und wenn sie dabei aneinander geraten - dann ist es so. Das wäre eine gute Show, das würde die Fans elektrisieren."

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