Die Rache der Entzauberten

Von Alexander Mey
Wie dicht spürt Red Bull die Konkurrenz von McLaren, Ferrari und Mercedes im Nacken?
© Getty

Sebastian Vettel geht nach der Demonstration von Melbourne als haushoher Favorit in den Malaysia-GP (Training, Fr., 8 Uhr im LIVE-TICKER). Wer kann Red Bull am ehesten Druck machen? Die Verfolger unter der Lupe.

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Die Lage bei Red Bull ist entspannt. Nach dem Sieg durch Sebastian Vettel zum Auftakt in Melbourne sind die Bullen vor dem Malaysia-GP bester Laune. Außer Mark Webber natürlich, den die Frage quält, warum er in Melbourne so viel langsamer war als sein Teamkollege.

Quälende Fragen stellten sich nach dem ersten Rennen auch die Konkurrenten von Red Bull. McLaren, Ferrari und Mercedes sahen sich mit Rückständen zwischen 0,5 und zwei Sekunden konfrontiert. Bis auf Lewis Hamilton mussten sich sogar alle anderen von Witali Petrow im Lotus-Renault schlagen lassen.

Ein unhaltbarer Zustand für die Großen des F-1-Zirkus. Abhilfe ist angedacht, die Frage ist nur, was das gegen Red Bull - immerhin Malaysia-Doppelsieger von 2010 - bringt. Ein Überblick über die Stimmungslage bei den Vettel-Konkurrenten.

McLaren: Die Stimmung bei den Engländern ist sehr gut, immerhin war der Speed des Autos zum Auftakt eine sehr positive Überraschung. Und das, obwohl erst in den letzten Tagen vor dem Rennen das komplette Heck umgebaut werden musste.

In Malaysia soll der Auspuff, der hektisch dem von Red Bull nachempfunden wurde, weil die eigenen revolutionären Ideen nicht funktionierten, besser ins bestehende Fahrzeugkonzept integriert sein. Das Fachmagazin "auto, motor und sport" spricht von einem deutlich leichteren Material, aus dem der vom Auspuff angeblasene Diffusor bestehen soll. Das mag die eine oder andere Zehntelsekunde bringen.

Aber die Aufgabe, Red Bull einzuholen, scheint unter normalen Umständen kaum erfüllbar zu sein. "Da haben wir noch einiges an Arbeit vor uns", gestand Technikchef Jonathan Neale und stellte fest: "Wir haben nicht das schnellste Auto."

Vielleicht noch nicht einmal das zweitschnellste, denn: "Wir denken nicht einen Moment lang, dass wir schon das Beste von Ferrari und Mercedes gesehen haben. Wir haben sie im Winter sehr genau beobachtet und sind absolut sicher, dass von beiden noch mehr kommen wird", sagte Neale.

Ferrari: Von Ferrari soll in Malaysia vor allem Speed im Qualifying kommen. In diesem Punkt hat die Scuderia das größte Problem ausgemacht. Der Weg zu schnelleren Rundenzeiten führt über das bessere Anwärmen der Vorderreifen. Dabei soll neben den höheren Temperaturen in Malaysia ein modifizierter Frontflügel helfen.

"Unseren Analysen des Australien-GP zufolge ist es eine klare Tatsache, dass unser Speed im Rennen deutlich besser war als der im Qualifying", sagte der stellvertretende Technikchef Pat Fry.

Damit erzählt Fry nichts wirklich Neues, denn schon bei den Wintertests deutete sich an, dass Ferrari auf den Long-Runs mit Red Bull mithalten kann, auf eine schnelle Runde aber nicht.

Das werden ein paar Grad mehr und ein leicht modifizierter Flügel allein nicht ändern. Von daher kündigte Fry schon jetzt harte Testarbeit von Ferrari am Freitag an, um zahlreiche neue Teile sowohl für Malaysia als auch schon für China auszuprobieren.

Mercedes: Von den Silberpfeilen gibt es vor dem zweiten Rennen kaum mehr zu hören als Durchhalteparolen. "Es ist viel zu früh, um uns abzuschreiben", sagte Michael Schumacher. Mercedes-Sportchef Norbert Haug warf die Gebetsmühle an und sagte Sätze wie: "Wir wollen uns steigern." Oder: "Wir müssen zeigen, wo wir stehen."

Klingt nicht nach einer konkreten Idee, warum Vettel im Qualifying in Melbourne knapp zwei Sekunden schneller war. Fest steht, dass Mercedes aufgrund zahlreicher Probleme mit KERS und dem verstellbaren Heckflügel kein gutes Set-Up des Autos hinbekommen hat und von daher deutlich unter Wert geschlagen wurde.

Gelingt es den Silbernen, diese Probleme im Malaysia in den Griff zu bekommen, dann bringt das geschätzt knapp eine Sekunde und lässt Schumacher und Nico Rosberg vielleicht um einen Podestplatz kämpfen. Red Bull bleibt aber auch dann meilenweit entfernt.

Hoffnung auf Regenchaos in Malaysia

Bei allen ambitionierten Teams sieht es danach aus, als sei der Rückstand auf Red Bull nicht von heute auf morgen wettzumachen. Umso mehr, da auch Vettels Team mit dem bisher nicht genutzten KERS noch erhebliches Steigerungspotenzial besitzt.

Was McLaren, Ferrari und Mercedes bleibt, ist der Kampf um die Verkleinerung der Lücke - und die Hoffnung auf besondere Umstände. Immerhin ist in Malaysia die Regenwahrscheinlichkeit sehr hoch.

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