Länge ist nicht alles

Von Alexander Mey
Bei den Testfahrten hat der neue Mercedes von Nico Rosberg (l.) und Michael Schumacher überzeugt
© Getty
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Toro Rosso

Eigentlich ist es nicht üblich, so weit hinten im Feld noch eine echte technische Neuerung zu finden, auf die sonst niemand gekommen ist. Aber bei Toro Rosso ist es so.

Markenzeichen sind die Seitenkästen, die nicht wie bei allen anderen (außer McLaren) von oben nach unten mehr oder weniger stark tailliert sind, sie schließen sogar deutlich über dem Unterboden ab. Folge: Es bildet sich ein Kanal zwischen Unterkante der Seitenkästen und Unterboden, durch den die Luft geleitet und beschleunigt wird. Ein zweiter Unterboden quasi. Im Hinblick auf den Wegfall des Doppel-Diffusors ein nicht zu unterschätzender Vorteil.

Die Front zeigt eine relativ tief liegende, weil stark abgeknickte Nase. Dadurch bleiben die aus 2010 bekannten Höcker zumindest ansatzweise bestehen.

Beim Auspuff setzt Toro Rosso auf eine elegante Lösung mit flachem Endrohr und einer zweigeteilten Austrittsöffnung. Die Funktionsweise unterscheidet sich nicht sehr von der des Red Bull.

Fazit: Vielleicht die größte Überraschung des Winters. So viel Mut und Kreativität war von so einem kleinen Team nicht unbedingt zu erwarten. Mal sehen, ob es sich auszahlt. Die Tests verliefen schon mal sehr gut.

Lotus

Der Neuling des vergangenen Jahres profitiert stark vom Wechsel von Motorpartner Cosworth zu Renault. Immerhin kommt im Zuge dessen das Getriebe von Weltmeister Red Bull.

Äußerlich fällt das Auto vor allem durch die veränderte Airbox auf. Wie Force India in diesem und Mercedes im vergangenen Jahr hat nun auch der Lotus den geteilten Lufteinlass.

Darüber hinaus ist die Nase ein wenig breiter geworden, ohne allerdings große Unterschiede zum Vorgänger aufzuweisen. Das Heck wirkt etwas breiter und nicht so stark tailliert wie bei der Konkurrenz, obwohl das Team auf das Renault-KERS verzichtet.

Fazit: Das Auto ist nicht spektakulär, aber sehr zuverlässig und auch überraschend schnell. Ein klarer Fortschritt im Vergleich zum Vorgänger.

HRT

Wenn man das Auto schon nicht auf der Teststrecke in Aktion sehen konnte, so war in Barcelona doch wenigstens ein Blick darauf gestattet. Auffällig war neben der markanten Lackierung die Heckfinne, die HRT als einziges Team noch am Auto hat. Sie sieht genauso aus wie die, die Red Bull beim Launch zeigte. Das Top-Team hat sich aber schnell davon verabschiedet. Wahrscheinlich aufgrund der Testergebnisse - die HRT leider nicht hat.

Auffällig am Auto sind ansonsten die stark nach unten abgeknickte Nase und die relativ stark taillierten Seitenkästen. Der Auspuff tritt zum ersten Mal dicht über dem Unterboden aus und sorgt damit für mehr aerodynamische Effizienz. 2010 trat der Auspuff bis zum Schluss nach oben aus.

Fazit: Das Auto sieht interessant aus, aber die Gefahr ist groß, dass hinter der Fassade nicht viel steckt. Wie auch ohne Testfahrten?

Virgin

Das Auto von Timo Glock hat schon bei der Präsentation nicht durch Originalität bestochen. Mit tiefer Nase, auf der sich kleine Höcker befinden, weist die Front keine nennenswerte Veränderung zum Vorgänger auf. Die Höcker dürfen laut Regeln jedoch nicht mehr ganz so hoch sein wie 2010.

Die Seitenkästen sind wie bei HRT deutlich stärker tailliert und erlauben dadurch eine Auspuffführung ganz unten am Unterboden. In Virgins Fall sind die Endrohre sogar leicht verlängert und blasen noch hinter der Hinterradaufhängung direkt auf den Diffusor.

Bei einem kleinen Team wie Virgin wurde sogar die Lotus-Renault-Version simuliert, aber man hat sich dann doch für etwas Konventionelleres entschieden. Wie bei fast allen anderen fehlt auch am neuen Virgin die Heckfinne.

Fazit: Der Virgin ist zwar für seine Verhältnisse zuverlässig, aber vielleicht nicht mutig genug, um mit Lotus Schritt zu halten.

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