Wer hat Angst vorm neuen McLaren?

Von Alexander Mey
Der neue McLaren mit seinen ungewöhnlichen Seitenkästen feiert in Jerez Premiere
© Getty

Woche zwei der Wintertestfahrten vor dem Start der Saison 2011. Es geht nach Jerez, wo vor allem die Pirelli-Reifen einem Härtetest unterzogen werden sollen. Zudem warten alle Favoriten gespannt auf die Premiere des neuen McLaren.

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Der neue McLaren hat geschafft, was keinem seiner Konkurrenten gelungen ist. Er hat schon für Aufsehen gesorgt, bevor der überhaupt die ersten Meter auf irgendeiner Strecke zurückgelegt hat.

Bei der Präsentation in Berlin machten Beobachter außergewöhnliche technische Neuerungen aus und gute Zuhörer erfuhren, dass McLaren damit noch lange nicht alles gezeigt hat. Auspuff? Nur eine Attrappe. Motor? Nur eine Attrappe.

Man weiß nicht viel über den MP4-26, außer dass er noch außergewöhnlicher werden wird als die Hülle, die am vergangenen Freitag in Berlin vorgestellt wurde. "Ich bin gespannt, wie sich das Auto in Jerez präsentieren wird. Denn ich glaube, wir haben mit dem neuen MP4-26 ein Auto auf die Räder gestellt, das noch viele Techniker überraschen wird", orakelte Teamchef Martin Whitmarsh.

Bringt McLaren einen neuen Auspuff?

Entsprechend groß ist die Spannung vor der ersten Ausfahrt von Lewis Hamilton am Donnerstag. Bringt McLaren wie vermutet ein neues Auspuffsystem, ähnlich dem des Lotus-Renault, bei dem die Abgase am vorderen Ende der Seitenkästen auf den Unterboden geleitet werden? Was bringen zudem die völlig neuartig geformten Seitenkästen und der zweite Lufteinlass an der Airbox?

"Fast alles, was Sie am Auto sehen, wurde dazu entwickelt, um an der Hinterachse wieder mehr Abtrieb zu bekommen", sagte Technikchef Paddy Lowe im Bezug auf die Herausforderung, den verbotenen Doppeldiffusor irgendwie zu ersetzen.

Reifenschonung wird zum Schlüssel

Die Rechnung ist einfach: Je mehr Anpressdruck, desto weniger Rutschen, desto weniger Reifenabnutzung. Und darin wird 2011 sicher ein Schlüssel zu Siegen und dem WM-Titel liegen. Wer geht am besten mit den neuen Pirelli-Reifen um?

Die Premiere an den neuen Autos in Valencia stieß auf ein verhalten positives Echo, aber allen ist klar geworden, dass die Gummis extrem schnell abbauen. Innerhalb weniger Runden verliert man rund fünf Sekunden an Zeit. Und im Gegensatz zu den Bridgestone-Reifen erholen sich die Pirellis nicht mehr. Viele Boxenstopps werden wohl die Folge sein.

Einen Vorteil hat also derjenige, bei dem die Pneus zwei oder vielleicht sogar drei Runden länger halten. Härtetests sind gefragt, um das Auto perfekt auf Reifenschonung abzustimmen. Jerez ist dafür ein sehr viel besserer Ort als Valencia, da es dort erstmals in der Testsaison zahlreiche schnelle Kurven gibt. Wer dort gut auf der Straße liegt und die Gummis pfleglich behandelt, kann optimistisch in Richtung Saisonstart blicken.

Red Bull hinterlässt blendenden Eindruck

Nach den Eindrücken von Valencia wäre es eine Überraschung, wenn Red Bull nicht zu diesen Optimisten gehören wurde. Der Weltmeister hinterließ einen blendenden Eindruck. Das Auto war auf eine Runde schnell, es war auf Long-Runs schnell und es lag in der einzigen schnellen Kurve wie ein Brett auf der Straße. Die Stärken des alten Autos scheinen auch die Stärken des neuen zu sein.

Ferrari und Mercedes musste Red Bull beim ersten Test noch nicht fürchten. Die Roten verbuchten zwar eine Tagesbestzeit, hinterließen aber über die kompletten drei Tage hinweg keinen ganz so starken Eindruck wie die Bullen. Dazu kam das Ölleck, das Felipe Massa den halben dritten Testtag kostete.

Mercedes war damit beschäftigt, Kinderkrankheiten am Auto auszumachen und sich auf die Pirelli-Reifen einzuschießen. Auf Zeitenjagd gingen die Silbernen dabei nie. Folglich weiß niemand genau, wo Michael Schumacher und Nico Rosberg stehen.

Zehn Teams mit neuen Autos in Jerez

Bleibt das Mittelfeld, in dem Lotus-Renault zwar den besten Eindruck hinterließ, aber sicher noch unter dem Schock des schweren Unfalls von Robert Kubica steht. Für den Polen muss schnell Ersatz her, denn er wird in dieser Saison auf keinen Fall zurückkehren können.

Williams überzeugte die Experten mit einem sehr schmalen Heck, aber nicht mit Zeiten oder Zuverlässigkeit. Renault, Williams und Sauber gesellt sich in Jerez auch erstmals der neue Force India von Adrian Sutil. Der VJM04 wurde am Dienstag vorgestellt.

Abgesehen von HRT werden alle Teams mit ihren neuen Autos in Jerez am Start sein und den größten Herausforderer von Klassenprimus Red Bull unter sich ausmachen.

Heißer Tipp: Wundertüte McLaren. Das Team hat mit der Präsentation des MP4-26 so sehr überrascht, dass ein starker Testauftakt eins nicht wäre - eine Überraschung.

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