"Wieso sollten wir Räikkönen nicht behalten?"

Von Interview: Harry Miltner
Stefano Domenicali ist seit dem Jahr 2007 Teamchef der Suderia Ferrari
© xpb

Ferrari-Teamchef Stefano Domenicali erklärt im Interview mit SPOX, warum Giancarlo Fisichella für Ferrari in Monza so wichtig ist und wie sehr er Schumachers Comeback-Absage bedauert. Domenicali spricht über Ferraris hohe Ambitionen und den Medienrummel um Fernando Alonso. Außerdem verrät er, dass Kimi Räikkönen Probleme hatte.

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SPOX: Knapp eine Woche vor dem Heimspiel in Monza ist die Entscheidung gefallen. Giancarlo Fisichella wird den zweiten Ferrari steuern. Wieso hat die Scuderia ihn gewählt?

Stefano Domenicali: Wir haben Fisichella ausgewählt, weil er in Topform ist und uns sofort helfen kann. Er kann Ferrari in der Endphase der Weltmeisterschaft unmittelbar unterstützen. Giancarlo hat in seiner langen und erfolgreichen Karriere bewiesen, dass er nicht nur schnell, sondern auch taktisch hoch veranlagt und technisch exzellent ausgebildet ist. Zudem ist er Italiener, was auch für unseren Präsidenten Luca di Montezemolo und die Fans wichtig ist.

SPOX: Was sagen Sie zur Schelte gegen Luca Badoer?

Domenicali: Zunächst möchte ich mich bei Luca bedanken, denn er hat unter diesen schwierigen Bedingungen sehr viel Teamspirit bewiesen. Es ist schade, dass er nicht sein wahres Leistungsvermögen zeigen konnte.

SPOX: Woran lag das? Machte er Ferrari nicht zum Gespött?

Domenicali: Nein, Luca hat sein Bestes gegeben. In Valencia kannte er die Strecke nicht und der Druck auf ihn war enorm. In Spa war er schon wesentlich schneller, und ich bin sicher, dass er sich weiter verbessert hätte. Aber wir müssen mit beiden Piloten in die Punkte.

SPOX: Das wäre mit einem Michael Schumacher am Steuer wohl sicher gewesen. Wie ernst war sein Comeback-Versuch?

Domenicali: Sehr ernst. Michael hat alles unternommen, um wieder in den Wagen zu steigen. Er ist und wird immer Teil der Ferrari-Familie sein, und als solcher hätte er uns gerne geholfen. Ich konnte seine Enttäuschung bei der Absage in seinen Augen deutlich sehen. Auch wir waren darüber sehr traurig.

SPOX: Nach dem zweiten Platz in Ungarn und dem Sieg in Spa steht es um Ferrari ja wieder wesentlich besser. Welches Saisonziel verfolgt die Scuderia?


Domenicali: Sowohl in der Fahrer- als auch in der Konstrukteurs-WM haben wir keine Chance mehr auf den Titel. Aber es ist unsere Pflicht, alles zu unternehmen, um so gut wie möglich abzuschließen. Wir wollen also den dritten Rang in der Herstellerwertung absichern und unseren Piloten zu weiteren Siegen verhelfen.

SPOX: Also wollen Sie in Monza auch gewinnen?

Domenicali: Ferrari hat immer den Anspruch, gewinnen zu wollen, besonders in Monza. Wir haben in den letzten Rennen bewiesen, dass wir dazu wieder in der Lage sind.

SPOX: Felipe Massa arbeitet fieberhaft an seiner Rückkehr. Werden wir ihn dieses Jahr noch im Ferrari sehen?

Domenicali: Zunächst sind wir einmal froh, dass es Felipe schon wieder so gut geht. Er trainiert fleißig, um wieder der Alte zu werden und möglichst bald in den Rennsport zurückzukehren. Nach den Gesprächen mit ihm und seinen Ärzten können wir aber ausschließen, dass er in dieser Saison noch ein Rennen fährt.

SPOX: Mindestens ebenso heftig wie Massas Comeback wird die Zukunft von Kimi Räikkönen bei Ferrari in den Medien diskutiert. Wie steht es nun wirklich um ihn?

Domenicali: Kimi hat zu Beginn der Saison sehr unter den Problemen, die wir mit unserem Fahrzeug hatten, gelitten. Doch er hat sehr mitgeholfen, dass wir zurückgekommen sind, und er war in den letzten drei Rennen dreimal auf dem Podium, zuletzt als Sieger in Spa. Wieso sollten wir einen so guten Fahrer wie Räikkönen nicht behalten?

SPOX: Weil Fernando Alonso vielleicht noch besser ist?

Domenicali: Fernando Alonso wurde zweimal Weltmeister und ist sicher ein sehr guter Pilot. Aber ginge es nach den Medien, würde er schon seit vier, fünf Jahren bei uns fahren...

SPOX: Apropos Zukunft, Ihr ehemaliger Chef Jean Todt könnte bald FIA-Präsident werden. Was sagen Sie dazu?

Domenicali: Ich respektiere Jean Todt sehr. Er ist ein großer Stratege und war ein sehr guter Lehrer. Ich kam 1991 zu Ferrari und habe unter ihm sehr viel gelernt. Wir werden sehen, ob er wirklich die FIA-Leitung wird übernehmen können, aber ich denke, er würde einen guten Job machen.

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