Sparen für die Revolution

Jan-Hendrik Böhmer
30. April 200912:36
Dank der Sparmaßnahmen will unter anderem Lola (hier mit Philippe Alliot) in die F1 zurückkehrenGetty
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Drei neue Teams, eine freiwillige Budget-Obergrenze und deutlich mehr Freiheiten in den Bereichen Aerodynamik und Tests - die Formel 1 soll sich 2010 enorm verändern. Das will jedenfalls die FIA - und hat deshalb offenbar bereits am Mittwoch in Paris umfassende Regeländerungen beschlossen.

Noch wurden die Ergebnisse der Sitzung des World Motor Sport Councils in Paris (bei dem McLaren wegen der Lügen-Affäre drei Rennen auf Bewährung gesperrt wurde) noch nicht veröffentlicht, doch offenbar wurde die Einführung einer freiwilligen Budget-Obergrenze beschlossen. Das berichtet das Fachmagazin "Autosport".

"Alles hat wie geplant funktioniert", wird FIA-Präsident Max Mosley zitiert. "Es sind zwar etwas mehr als 30 Millionen geworden, aber wir waren erfolgreich." Details sollen am Donnerstag veröffentlicht werden.

Bereits zuvor hatten viele Teams zustimmung signalisiert. "Ich glaube, dass niemand generell dagegen ist", sagt Toyota-Präsident Josh Howard gegenüber "Autosport". "Vorausgesetzt, die Grenze ist hoch genug angesetzt, es ist klar gegliedert, welche Teile unter die Beschränkung fallen, und es gibt eine anständige Diskussion mit den Teams."

Verhandlungen über Budget-Grenze

Wie hoch die Budget-Grenze genau ausfallen wird, soll mit den Teams verhandelt werden. Ebenso wie die genaue Definition, was alles unter die Beschränkung fällt.

Die ursprünglich geplanten 30 Millionen Pfund (rund 33,5 Millionen Euro) wurde von vielen Beteiligten seit langem als deutlich zu niedrig angesehen. Zum Vergleich: Toyota verfügt in dieser Saison über einen geschätzten Jahresetat von 240 Millionen Euro.

Vorteile für kooperierende Teams

Fest steht allerdings, dass alle Teams, die sich der freiwilligen Selbstbeschränkung unterwerfen, diverse Vorteile erhalten sollen.

Dazu könnten laut "motorsport-total.com" offenbar folgende Regelungen zählen:

  • Ein Bonus von 10 Millionen US-Dollar aus Vermarktungs- und TV-Geldern
  • Der kostenlose Transport von zwei Chassis plus 10 Tonnen Material zu den Rennen außerhalb Europas plus 20 Economy-Class-Tickets für Teammitglieder
  • Die komplette Aufhebung der Testbeschränkung sowie weitere Freiheiten im Windkanal (größere Modelle, höhere Windgeschwindigkeit)
  • Eine unbegrenzte Anzahl von Motoren und Getrieben
  • Eine Verdoppelung der KERS-Leistung
  • Ein aus dem Cockpit um bis zu 10 Grad verstellbarer Flügel

Als Gegenleistung müssen sich die Teams für fünf Jahre an die Formel 1 binden und jeweils ein eigenes Chassis auf die Beine stellen.

Großes Interesse bei potentiellen Teams

Ziel der Regeländerungen ist es, neue Teams für die Formel 1 zu gewinnen. Und das funktioniert offenbar bestens. Denn mit USF1, Lola, Prodrive und iSport haben bereits vier Kandidaten öffentlich Interesse bekundet - weitere Teams stehen in den Startlöchern.

Lola und Prodrive wollen einsteigen: Drei neue Teams klopfen an

Medienberichten zufolge will die FIA für 2010 zunächst allerdings maximal 13 Teams mit insgesamt 26 Autos zulassen. Feststehen sollen die neuen Teams bereits Ende Mai.

Nachtanken künftig verboten

Doch auch für die Teams, die sich nicht an die freiwillige Budget-Begrenzung halten wollen, soll es neue Regeln geben. So will die FIA etwa allen Rennställen unabhängig von der Budget-Grenze die Verwendung von Reifenwärmern sowie das Nachtanken verbieten.

Auch das Mindestgewicht soll angepasst werden. So ist offenbar eine Anhebung von 605 auf 620 Kilogramm angedacht. Viele Teams hatten eine Anpassung gefordert, da wegen des KERS-Einsatzes etliches an zusätzlichem Gewicht untergebracht werden musste.

News: FIA-Anhörung in Lügen-Affäre hat begonnen