"Es hieß immer, ich sei zu klein"

Yannic Seidenberg spielt seit 2013 für den EHC
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SPOX: Ihr Bruder Dennis hat in einem DAZN-Interview unlängst erwähnt, dass er sich über eine eigene WM-Teilnahme sehr freuen würde. Was wären denn die Ziele, wenn Sie im DEB-Team gemeinsam auf dem Eis stehen würden?

Seidenberg: Unabhängig von einer möglichen Heim-WM ist Olympia ein ganz großes Ziel. Die Teilnahme fehlt mir noch. Beim letzten Mal wurde ich leider kurz davor heimgeschickt. Natürlich wäre es ein Highlight, das besondere Erlebnis dann mit meinem Bruder zu teilen.

SPOX: Wie sieht denn der Kontakt zu Ihrem Bruder außerhalb der Nationalmannschaftskarriere aus. Wie oft sehen sie sich?

Seidenberg: Wir telefonieren eigentlich täglich, vor allem vor den Spielen, auch wenn es nur ein paar Minuten sind. Wenn es von der Zeitumstellung nicht klappt, dann via Whatsapp oder am kommenden Tag. Im Sommer besuchen sich die Familien gegenseitig. Dann sehen wir uns zum Glück öfter.

SPOX: Dennis kämpft momentan mit den New York Islanders um die Postseason. Verfolgen Sie seine Matches oder generell die Highlights der NHL?

Seidenberg: Vor allem die Highlights der NHL schaue ich mir eigentlich immer an. Abendspiele von Dennis verfolge ich in der Regel ebenfalls. Nachts ist das, gerade mit Familie, schwieriger. Da werden dann morgens erstmal Highlights und Statistiken gecheckt.

SPOX: Gibt es dann direktes Feedback zur Leistung?

Seidenberg: Selten. Ich denke, wir wissen beide, was wir auf dem Eis zu tun haben. Dementsprechend geht es in den Telefonaten nicht nur um Eishockey.

SPOX: Familienmitglieder lassen sich ja auch nicht immer objektiv beurteilen. Was sagen Sie denn zu den momentanen Leistungen von Goalie Thomas Greiss?

Seidenberg: Er hat sehr lange um seine Chance gekämpft und hat sich in den vergangenen zwei Jahren zu einem Nummer-Eins-Torwart weiterentwickelt und ist ein starker Rückhalt der Islanders. Und auch bei der Nationalmannschaft sieht man sofort seine Klasse.

SPOX: Ansonsten beschäftigt die deutschen NHL-Fans in diesen Tagen der Saison-Scoring-Rekord, den Marco Sturm - noch - hält. Dass Leon Draisaitl den bald knackt, scheint nur Formsache zu sein. Wie gut kann er noch werden?

Seidenberg: Er hat es auf jeden Fall geschafft, ein Topspieler der NHL zu werden. Wenn alles planmäßig läuft, wird er in den kommenden zwei Jahren auch nochmal einen Sprung machen, da bin ich mir sicher. Aber hinter dem Erfolg steckt viel, viel Arbeit. Das zahlt sich dann aus.

SPOX: Sie haben in jungen Jahren selbst den Sprung gewagt und in der AHL in Kanada gespielt - mit dem Titel des Presidents Cup sogar sehr erfolgreich. Was hat zum Sprung in die NHL gefehlt?

Seidenberg: Es war damals mein Hauptziel. Deswegen bin ich trotz DEL-Erfahrung mit 19 nochmal in die Nachwuchsliga nach Kanada. Es gab auch ein paar Gespräche, aber letztlich hieß es immer, ich sei zu klein.

SPOX: Weshalb Sie wieder zurück nach Deutschland kamen.

Seidenberg: Als ich das gute Jahr in Ingolstadt absolviert hatte 2006, wollte ich eigentlich nach der WM wieder rüber mit dem Ziel, in die NHL zu kommen. Dann habe ich mir das Kreuzband gerissen. Danach hat sich die Chance nie wieder so richtig ergeben.

SPOX: Mittlerweile sind sie verheiratet, haben drei Kinder. Verändern sich die Prioritäten dann automatisch?

Seidenberg: Es ist einfach ein großer Rückhalt zuhause. Meine Familie ist immer für mich da. Und meine Frau hat immer noch genug Aufgaben, die sie aufgrund meines Profidaseins alleine stemmen muss. Das macht sie super! Die Zwillinge fahre ich morgens vor dem Training zum Kindergarten und nachmittags bleibt auch oft Zeit, Dinge mit den Kids zu unternehmen.

SPOX: Stimmt es, dass ihre Mädels unbedingt auch Eishockey spielen wollten?

Seidenberg: Ja, die wollten unbedingt spielen und zuhause laufen sie auch schon mal mit den Schlägern rum. Aber auf dem Eis brauchen sie den Schläger nicht unbedingt, finde ich. Ich habe sie zum Eiskunstlaufen geschickt. Da haben sie Spaß, sind recht gut und der Untergrund stimmt auch. (lacht)

Yannic Seidenberg im Steckbrief

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