Cortina kämpft um seinen Job

SID
Pat Cortina muss um seinen Job bangen
© getty

Pat Cortina setzt das Wasserglas gerade an seine Lippen, da fällt ihm ein Vergleich ein. "Es ist wie hier", sagt der Eishockey-Bundestrainer und zeigt auf das Getränk: "Es kommt immer darauf an, wie man es sieht: Ist es halb voll oder halb leer?"

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Bis jetzt, kurz vor dem Startschuss der Weltmeisterschaft am Freitag in Tschechien (bis 17. Mai), ist Cortinas Arbeit für seine Chefs allerdings relativ einfach zu beurteilen: Sie ist nicht gut genug. In seiner Amtszeit verpasste die Nationalmannschaft zum ersten Mal überhaupt sportlich die Olympischen Spiele, sie belegte bei der WM 2014 einen desolaten 14. Platz und fiel in der Weltrangliste auf den 13. Rang ab. Die beiden Siege beim Deutschland-Cup (2012 und 2014) hübschen die Bilanz kaum auf.

Sollte in Tschechien nicht ein kleines Wunder geschehen, läuft Cortinas Zeit beim Deutschen Eishockey Bund (DEB) mit Vertragsende nach der WM ab.

Den Posten des Sportdirektors hatte der Italo-Kanadier schon vor einem Jahr verloren. "Wir bleiben seriös, erfüllen den Vertrag, und dann setzen wir uns zusammen", sagte DEB-Präsident Franz Reindl vielsagend dem SID.

Krupp als Nachfolger geahndet

Schon vor dem WM-Start wurden Namen als mögliche Nachfolger gehandelt. Cortinas Vor-Vorgänger Uwe Krupp, unter dem die Nationalmannschaft zum Höhenflug angesetzt und eine Medaille bei der berauschenden Heim-WM 2010 auf Platz vier nur knapp verpasst hatte, ist auch dabei.

Krupp ist derzeit Trainer der Eisbären Berlin. Eine Doppellösung ist, unabhängig von der Personalie Krupp, angesichts der Finanzprobleme im DEB künftig nicht unwahrscheinlich.

Doch noch gibt Cortina nicht auf. "Es ist nicht wichtig, ob es meine letzte Chance ist oder nicht. Es ist immer noch eine Ehre", sagt der ehemalige Chefcoach des DEL-Klubs EHC München. Die Dauer-Diskussion um seine Position habe auch keinerlei Einfluss auf das Team: "Mein Vertrag entscheidet nicht darüber, wie gut die Mannschaft spielt."

Cortina: "Es ist frustrierend für mich"

Die Qualität im Kader dagegen schon. Wie in den Jahren zuvor hat Cortina auch diesmal zahlreiche Absagen für die WM kassiert. "Es ist frustrierend für mich", gibt Cortina zu. Mit dem Finger auf die Daheimgebliebenen zeigt er aber nicht: "Es ist auch frustrierend für die Spieler, die nicht hier sind."

Mit dem WM-Kader ohne viele Leistungsträger wie Dennis Seidenberg, Christian Ehrhoff oder Marcel Goc scheint das Viertelfinale, das dem deutschen Team vielleicht das Heimrecht für das Olympia-Qualifikationsturnier 2016 bringt und möglicherweise Cortinas Job rettet, nur sehr schwer zu erreichen. Aber Cortina ist ein Kämpfer. "Der Traum ist, bei der WM in der K.o.-Runde zu spielen", sagt er: "Und wenn man erst mal da ist, dann ist alles möglich."

Die Zukunft des deutschen Eishockeys sieht Cortina ohnehin rosarot. Dank der von DEB-Boss Reindl geplanten Nachwuchsreform sei "die Weltspitze realistisch", sagte er im Spox-Interview. Als Verantwortlicher miterleben wird er es aber wohl eher nicht.

Pat Cortina im Steckbrief

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