Kapitän Ehrhoff ärgert sich nur ein bisschen

SID
Eine starke DEB-Auswahl zeigte viel Moral, drehte die Partie und verlor am Ende doch unglücklich
© getty

Nur 89 Sekunden fehlten der deutschen Nationalmannschaft zum ersten WM-Sieg gegen Finnland seit 20 Jahren. Am Ende musste sie sich mit 3:4 nach Verlängerung doch geschlagen geben.

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Christian Ehrhoff fühlte sich gar nicht in WM-Form. "Nach dem Mittagsschlaf war ich total fertig, es war ganz komisch", berichtete der NHL-Star. Doch als der Puck zum ersten Mal aufs WM-Eis in der Hartwall Areena fiel, war der Kapitän der deutschen Eishockey-Nationalmannschaft hellwach. Beim unglücklichen 3:4 nach Verlängerung gegen den Co-Gastgeber Finnland führte der 30-Jährige die Auswahl des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB) beinahe zum ersten WM-Sieg gegen die Skandinavier seit 20 Jahren.

"Natürlich ärgern wir uns ein bisschen", sagte der Verteidiger der Buffalo Sabres, nachdem sein Team bis 89 Minuten vor Ende der regulären Spielzeit 3:2 geführt hatte: "Aber wir können mit erhobenem Haupt das Stadion verlassen."

Ehrhoff im Mittelpunkt

Ehrhoff, der erst am Dienstag aus den USA zurückgekehrt war, spielte von Beginn an eine Hauptrolle. Beim 0:1 (11.) saß er auf der Strafbank, weil die Schiedsrichter seine Hand auf dem Puck gesehen haben wollten. "Das war keine Strafzeit, aber der Schiri konnte es nicht richtig sehen", sagte Ehrhoff. Dann erzielte er mit einem seiner gefürchteten Schlagschüsse das enorm wichtige 2:2 zu Beginn des Schlussabschnitts (43.). "Der Torwart konnte den Puck gar nicht sehen", sagte er: "Es war eine perfekte Situation für mich."

Spielbericht: Deutschland - Finnland 3:4 n.V.

Nach dem ersten Länderspieltor des WM-Debütanten Torsten Ankert (57.) durften Ehrhoff und Co. von einem Traumstart in das erste Turnier nach dem bitteren Olympia-Aus träumen - bis Petri Kontiola mit einem "Zirkus-Tor", so Bundestrainer Pat Cortina, noch ausglich (59.). In der Verlängerung ließ Veli-Matti Savinainen (62.) dann doch noch die finnischen Fans jubeln.

Viel Eiszeit für NHL-Star

"Es war ein gutes Signal", sagte Ehrhoff, der insgesamt 29:30 Minuten auf dem Eis stand. 82 Tage nach der verpatzten Olympia-Qualifikation für Sotschi 2014 hatte die DEB-Auswahl wie versprochen ein ganz anderes Gesicht gezeigt.

"Wir können viel Selbstvertrauen mitnehmen", meinte der Kapitän mit Blick auf die nächste schwere Aufgabe: Am Sonntag ist Titelverteidiger Russland der zweite Gegner in der Vorrundengruppe B (So., 15.15 Uhr im LIVE-TICKER).

Auch der zweite NHL-Profi drückte dem deutschen Spiel gleich seinen Stempel auf. Marcel Goc leistete zu allen drei Toren die Vorarbeit - besonders sehenswert beim 1:1 durch Felix Schütz (31.). Zudem gewann der Stürmer der Florida Panthers über 54 Prozent seiner Bullys.

Zum Happy End fehlte nicht nur etwas Glück. Auch die Schiedsrichter Martin Frano (Tschechien) und Matt Kirk (Kanada) hatten ihren Teil zur Niederlage beigesteuert, meinte Bundestrainer Cortina. "Sie haben mit verschiedenen Augen auf die Teams geschaut", sagte der Italo-Kanadier, "Finnland ist ja die Heimmannschaft."

Unglückliche Schiedsrichterleistung

Die insgesamt neun Strafzeiten kassierten seine Spieler meist für Vergehen, die in der DEL nicht so hart geahndet werden. "Sie sind diese Schiedsrichter nicht gewohnt, sie haben ein paar schlechte Angewohnheiten mitgenommen", meinte Cortina. Torschütze Ankert bemängelte: "Ich hätte mir gewünscht, dass sie auf beiden Seiten so gepfiffen hätten." So blieb am Ende vor allem eine Erkenntnis. "Wir müssen cleverer sein und von der Strafbank wegbleiben", sagte Ankert.

Ehrhoff war nach seinem ersten Spiel als Kapitän trotz der unglücklichen Niederlage mächtig stolz. Das "C" auf dem Trikot zu tragen, sei "eine große Ehre, davon träumt man als Kind, sein Land bei einer WM als Kapitän vertreten zu dürfen". Für Cortina war die Wahl des NHL-Verteidigers "logisch - mit seiner Erfahrung, seinen Führungsqualitäten". Von seinem Star erwartet er in den kommenden Tagen noch mehr: "Er hat eine Woche nicht gespielt. Er wird mit jedem Spiel besser werden."

Der Spielplan der Eishockey-WM