Starkes DEB-Team verpasst Sensation

Von Thomas Jahn
Erst im Power-Play unterlag die deutsche Mannschaft Gastgeber Finnland knapp mit 3:4
© getty

Die deutsche Nationalmannschaft hat im Auftaktspiel bei der Eishockey-WM 2013 eine bittere 3:4-Niederlage gegen Co-Gastgeber Finnland hinnehmen müssen. Das DEB-Team holte dabei zwei Rückstände auf und sah kurz vor dem Ende der regulären Spielzeit wie der sichere Sieger aus - doch ein Last-Minute-Tor rettete die Favoriten in die Verlängerung, in der Sakari Salminen nach knapp zwei Minuten den Sieg eintütete.

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Finnland - Deutschland 4:3 n.V. (1:0, 1:1, 1:2, 1:0)

Tore: 1:0 Kontiola (10:22 PP), 1:1 Schütz (30:21), 2:1 Pesonen (39:27 PP), 2:2 Ehrhoff (42:34 PP), 2:3 Ankert (56:55), 3:3 Kontiola (58:31), 4:3 Savinainen (61:58)

Strafen: 3:9

Die deutsche Nationalmannschaft musste vor 13.500 Zuschauer in der Hartwall Arena zu Helsinki nach Verlängerung eine bittere 3:4-Pleite gegen den haushohen Favoriten aus Finnland hinnehmen. Die Tore von Felix Schütz, Christian Ehrhoff und Thorsten Ankert waren trotz einer starken Leistung gegen den zweimaligen Weltmeister am Ende zu wenig für die Sensation in Gruppe H.

"Betrachtet man den Spielverlauf, ist der verpasste Sieg natürlich ein bisschen schade, aber einen Punkt nehmen wir mit. Auf diese Leistung können wir aufbauen. Das ist für uns ein guter Start in das Turnier", sagte Ehrhoff nach dem nach der Partie.

Finnland ohne NHL-Profis

Gastgeber Finnland ging mit einem rundum erneuerten Team in die 77. Weltmeisterschaft: Trainer Jukka Jalonen stand im Auftaktspiel kein einziger NHL-Profi zur Verfügung, dafür waren insgesamt 14 Neulinge und nur sechs Spieler des WM-Kaders von 2012 dabei. Neben den NHL-Cracks Christian Ehrhoff (Buffalo Sabres), Marcel Goc (Florida Panthers) und AHL-Profi Marcel Nöbels (Adirondack Phantoms) setzte DEB-Coach Pat Cortina bei der WM-Premiere auf Berlins Meistertorhüter Rob Zepp.

Das deutsche Team legte gegen den Weltranglistenzweiten einen disziplinierten Start hin, verteidigte aggressiv und ließ in den ersten acht Minuten nur einen Toschuss zu. Erst zwei Zeitstrafen gegen Patrick Hager und Ehrhoff brachten die Finnen offensiv ins Rollen - und prompt vollendete der völlig frei am langen Eck lauernde Petri Kontiola das zweite Powerplay nach perfektem Querpass von Juhamatti Aaltonen zur Führung (11.).

Schütz trifft nach Goc-Assist

Finnland-Keeper Jonio Ortio vereitelte daraufhin Felix Schütz' Riesenchance zum Ausgleich, ehe Jarno Koskiranta den Puck im direkten Gegenzug unter die Querstange des DEB-Kastens hämmerte. Doch statt den Abpraller einfach zu versenken, drehte er voreilig jubelnd ab. Per Videobeweis erkannte Referee Martin Frano (Tschechien) den vermeintlichen Treffer schließlich ab.

Zu Beginn des zweiten Abschnitts legte das bis dato zu harmlose DEB-Team (6 Torschüsse) fulminant los, doch John Tripp (23.), Thomas Greilinger (23.), Andre Rankel (27.) und wieder Tripp (30.) ließen beste Möglichkeiten liegen. Besser machte es schließlich Schütz, der nach mustergültiger Goc-Vorlage flinke Hände zeigte, Keeper Ortio verlud und aus kurzer Distanz zum Ausgleich in den linken Winkel einnetzte.

Finnland bestraft deutsche Undiszipliniertheit

Deutschland präsentierte sich in voller Stärke absolut ebenbürtig, fing sich jedoch immer wieder unnötige und zum Teil unberechtigte Strafen ein. Zum Ende des zweiten Drittels standen bereits 14 Strafminuten zu Buche - Finnland musste dagegen nur einmal in die Box. 32 Sekunden vor der Schlusssirene kassierte das DEB-Team trotz mitunter cleveren Unterzahlspiels die Quittung: Janne Pesonen fälschte einen Schlagschuss von Juuso Hietanen unhaltbar für Zepp zur erneuten Finnen-Führung ab.

Im Schlussdrittel drehte das Cortina-Team den Spieß schließlich um und nutzte ihre zweite Powerplay-Chance der Partie. Nach Goc' Bullygewinn dauerte das deutsche Überzahlspiel ganze zwei Sekunden, bis Ehrhoff den Puck aus zentraler Position per Direktabnahme ins obere rechte Eck hämmerte. Keeper Ortio war bei dem Präzisionsgeschoss des Sabres-Profis chancenlos.

Kontiola rettet Finnland in die Verlängerung

Finnland agierte daraufhin sichtlich verunsichert, besonders die Defensive des WM-Vierten von 2012 wackelte ein ums andere Mal. Eisbären-Angreifer Andre Rankel ließ die beste Möglichkeit zur ersten DEB-Führung gegen den bereits stocklosen Keeper Ortio liegen (51.).

Den unermüdlichen Kampf der deutschen Mannschaft belohnte schließlich Thorsten Ankert in der Schlussphase: Der Haie-Verteidiger packte zweieinhalb Minuten vor der Sirene einen Verlegenheitsschuss aus, den ein Finne unglücklich ins eigene Netz abfälschte.

Die Antwort der Gastgeber ließ jedoch nicht lang auf sich warten. Kontiola sorgte mit einer technisch brillianten Einzelleistung für den inzwischen schmeichelhaften Ausgleich des Favoriten und erzwang so die Verlängerung.

Dort dauerte es genau 118 Sekunden, bis Salminen halbrechts zum Schuss kam und Veli-Matti Savinainen den Puck am machtlosen Zepp vorbei zum finnischen Sieg in den Winkel abfälschte.

Für Deutschland kommt es im nächsten Gruppenspiel am Sonntag zum Duell mit Weltmeister Russland, Finnland trifft bereits am Samstag auf die Slowakei.

Die Eishockey-WM im Überblick