Ullmann: "Ich bin Konferenzgucker"

Von Interview: Marie Heller
Christoph Ullmann kehrte 2008 zu den Kölner Haien zurück
© Imago

Christoph Ullmann kehrte 2008 zu den Kölner Haien zurück. Zuvor wurde er mit den Adler Mannheim deutscher Meister und holte den DEB-Pokal. Die sportliche Talfahrt der Kölner in dieser Saison hindert den Haie-Kapitän nicht daran, weiter an sein Team zu glauben. Im SPOX-Interview spricht Ullmann über die Wende, Hoffnungsträger Uwe Krupp, seinen Job als Kolumnist und seine Leidenschaft für die Fußball-Bundesliga.

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SPOX: Herr Ullmann, Sie haben nach der Kölner Talfahrt zuletzt ordentlich Punkte geholt und Augsburg, München, Nürnberg und Wolfsburg geschlagen. Blicken Sie jetzt wieder zuversichtlicher in die Zukunft der Haie?

Christoph Ullmann: Die Saison ist noch tierisch lang. Die Siege waren wichtig und wir haben uns vorgenommen, darauf aufzubauen. Wir hatten davor eine längere Durststrecke, deshalb waren die Siege wichtig für unser Selbstbewusstsein und unser angeschlagenes Image. Wir konzentrieren uns jetzt auch nicht auf die Tabelle, sondern versuchen einfach gute Spiele zu machen, über 60 Minuten konzentriert zu spielen und Punkte einzufahren. Danach können wir auch wieder auf die Tabelle schauen und gucken, was die Konkurrenz so treibt. Wir müssen sehen, dass wir da unten wieder rauskommen. Wir haben in den letzten Wochen sehr hart trainiert und ich hoffe, dass wir ab jetzt auf die Pauke hauen können.

SPOX: Bereuen Sie manchmal Ihren Weggang von den Adler Mannheim? Schließlich konnten Sie dort bis jetzt weitaus mehr Erfolge verbuchen als bei den Kölner Haien...

Ullmann: Nein. Das war damals meine persönliche Entscheidung, dass ich von den Adlern weggegangen bin. Als ich bei den Haien unterschrieben hatte, habe ich noch mal ein Angebot von den Adlern bekommen. Aber man sollte nicht Vergangenem nachtrauern. Ich bereue meinen Weggang nicht. Trotz mancher Probleme habe ich eine schöne Zeit in Köln. Ich spiele sehr gerne für die Haie.

SPOX: In einem kürzlichen Interview sagten Sie, dass Ihr Team nach negativen Erlebnissen immer wieder den Kopf hängen ließ. Hatten die Haie demnach vor allem ein mentales Problem?

Ullmann: Klar. Wenn du auf dem ersten Tabellenplatz stehst, dann springen dir die Scheiben auch von alleine rein. Aber wenn du da unten stehst und alles nicht so gut läuft, dann ist auch der Kopf blockiert. Man sagt ja auch nicht umsonst: 'Wenn man kein Glück hat, kommt auch noch das Pech dazu.' Wir haben vorne oftmals große Chancen vergeben und dann hat es hinten eben auch oftmals geklingelt. Es war klar, dass unser Selbstbewusstsein stark darunter gelitten hat.

SPOX: Nicht wenige machten Ex-Trainer Bill Stewart für die sportliche Talfahrt in Köln verantwortlich. Was meinen Sie dazu?

Ullmann: Ich will keine dreckige Wäsche waschen. Es gehört sich nicht, darüber zu reden. Stewart hat diese Mannschaft verpflichtet und es steckt viel Potenzial im Team. Im Eishockey kommt es letztendlich immer auf die Mannschaft an, die auf dem Eis steht.

SPOX: Noch-Bundestrainer Uwe Krupp wird ab Juni 2011 als neuer Teamchef das Ruder bei den Haien übernehmen. Sie kennen ihn ja bereits von der Nationalmannschaft. Wie ist Ihre persönliche Meinung über ihn?

Ullmann: Für den Verein und die Stadt Köln ist seine Verpflichtung natürlich eine riesige Sache. Uwe Krupp hat bei den Haien gespielt, kennt das Umfeld und weiß, wie die Leute hier ticken. Er ist ein Riesengewinn für den Verein. Er war zuletzt auch sehr erfolgreich bei der Nationalmannschaft und von daher ist das eine tolle Geschichte.

SPOX: Der Hype um Krupp ist immens. Er wird als Glückfall für die Haie proklamiert, dabei kommt er ja erst in einem halben Jahr.

Ullmann: Eben. Es bringt uns nichts, derzeit an nächsten Sommer zu denken und zu glauben, dass dadurch alles gut wird. Wir müssen schauen, dass wir diese Saison einigermaßen zu Ende bringen und vielleicht noch etwas bewegen können. Die Haie wollen primär erst mal die Kurve kriegen und da unten rauskommen.

SPOX: Ähnlich wie bei den Kölner Haien hat auch der 1. FC Köln mit Krisenzeiten in der Bundesliga zu kämpfen. Sind Sie eigentlich FC-Fan?

Ullmann: Nein. Ich habe keinen Favorit. Ich interessiere mich aber sehr für Fußball und schaue es gerne im Fernsehen an. Ich freue mich, wenn viele Tore in der Bundesliga fallen.

SPOX: Okay, also kein FC-Fan. Ich habe aber gelesen, dass Sie während Ihrer Schulzeit starke Ambitionen für den Fußball hatten. Stimmt das?

Ullmann: Nein, das stimmt nicht. Ich bin bereits mit zweieinhalb, drei Jahren aufs Eis, weil man Papa früher selbst gespielt hat. Seitdem bin ich nie wieder davon weggekommen. In einem Fußballverein habe ich nie gespielt. Ich bin einfach nur Konferenzgucker am Samstagnachmittag.

SPOX: Sie wollen gar nicht wissen, was bei SPOX an einem Bundesliga-Samstag los ist. Haben Sie bereits Pläne, was Sie nach Ihrer Karriere anstellen wollen?

Ullmann: Nein, wollen sie mir etwas anbieten?

SPOX: Vielleicht können Sie bei SPOX als Eishockey-Experte anfangen, denn Sie präsentieren sich auf der DEL-Homepage als wortgewandter, witziger und durchaus talentierter Kolumnist. Sie schreiben mit Alex Barta und Sven Felski die "Tacheles"-Kolumne. Wie kamen Sie auf die Idee, dort zu schreiben?

Ullmann: Die Grundidee dahinter war, die Fans mehr in das DEL-Geschehen zu integrieren. Durch die Kolumne ist es möglich, den Fans einen Einblick in den Alltag der Spieler und Mannschaften zu geben. Meistens kommen dabei sehr witzige Dinge herum, wenn wir von Erlebnissen aus der Mannschaftskabine oder längeren Auswärtsfahrten berichten. Bis jetzt haben wir eine sehr positive Resonanz und großes Lob für unsere Kolumnen bekommen.

SPOX: In einer Ihrer Kolumnen berichteten Sie über Flügelstürmer Philip Gogulla, der aus Wut nach der 1:6- Niederlage der Haie gegen die Eisbären seine Freundin im Stadion stehen gelassen hatte...

Ullmann: Das stimmt. Er fand das natürlich nicht so witzig, als er das gelesen hatte. (lacht)

SPOX: In der DEL ist der Spielbetrieb auf Hochtouren. Aber es steht auch Weihnachten vor der Tür. Wie feiern Sie eigentlich das Frohe Fest?

Ullmann: Dieses Jahr wird sich an Weihnachten einiges ändern, weil unser Sohn Lennox nun ein Jahr alt ist. Im letzten Jahr war er ja nur ein paar Wochen alt und hat in seinem Bettchen an die Wand gestarrt. Diesmal ist das anders und wir sind gespannt, wie er das dieses Jahr alles aufnimmt - die ganzen bunten Lichter und die vielen Geschenke. Ich freue mich sehr darauf. Der Weihnachtsbaum steht aber erhöht, damit er ihn nicht runterreißt. (lacht)

SPOX: Gibt es beim Namen Ihres Sohnes eigentlich eine Verbindung zum Boxer Lennox Lewis?

Ullmann: Nein. Lennox war einfach ein Name, der uns beiden gefallen hat, unabhängig von irgendwelchen bekannten Sportlern oder Menschen, die in der Öffentlichkeit stehen.

SPOX: Werden Sie Ihren Sohn auch irgendwann aufs Eis schicken?

Ullmann: Ich lasse ihm da die freie Wahl. Er kann ja erst seit ein paar Wochen laufen. Wenn er das ein bisschen automatisiert hat, wollen wir mal schauen. Vielleicht schenke ich ihm zu seinem zweiten Geburtstag ein paar Schlittschuhe. Falls es ihm Spaß macht, stelle ich ihm natürlich keine Barrieren.

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