Hey, hier kommt Alex!

Von Florian Regelmann
Für Bundestrainer Uwe Krupp unverzichtbar: Freezers-Star Alex Barta
© Imago

Exklusiv Neuneinhalb Monate musste Alex Barta nach seiner Horror-Verletzung pausieren. Nun ist der Freezers-Kapitän zurück und schon wieder on fire. Bei SPOX erklärt Barta, wie er seine Leidenszeit durchlebte und warum er den Winterschlussverkauf liebt.

Cookie-Einstellungen

Hey, hier kommt Alex! Vorhang auf - für seine Horrorschau. Hey, hier kommt Alex! Vorhang auf - für ein kleines bisschen Horrorschau.

Wenn Alexander Barta vor Heimspielen der Hamburg Freezers in sein Auto steigt und in Richtung Color Line Arena fährt, geht der erste Handgriff an den CD-Spieler. Es ist Zeit für die Toten Hosen. Vor jedem Heimspiel wiederholt sich Bartas Ritual.

Dass er aber mal selbst in einer "Horrorschau" mitspielen würde, hätte der 26-Jährige am 23. März 2008 selbst nicht gedacht. Er fährt von den Toten Hosen begleitet zum vierten Viertelfinalspiel der Freezers gegen die Eisbären Berlin. Stunden später liegt er mit Schmerzmitteln vollgepumpt und einem abstehenden rechten Bein im Krankenwagen. Oberschenkelbruch!

Der 23. März 2008: Bartas Unfall

Was war geschehen? In einer 3-5-Situation hat Barta etwas Verrücktes vor und fährt einen Konter. Er schießt aufs Tor, geht dem Abpraller nach, doch Gegenspieler Mark Beaufait ist vor ihm an der Scheibe. Barta denkt, dass der Berliner rechts abbiegt, doch dieser kurvt nach links. Die Schlittschuhe verhaken sich, Barta fällt und kracht ungebremst mit den Beinen voraus in die Bande. Den Fans und TV-Zuschauern stockt der Atem.

"Ich kann mich noch ganz genau daran erinnern. Ich wusste sofort, dass es etwas Schlimmes ist, als ich mein Bein gesehen habe. Ich hatte irre Schmerzen", erzählt Barta im Gespräch mit SPOX. Dass man sich einen Oberschenkel überhaupt brechen kann, war dem gebürtigen Berliner bis zu diesem Zeitpunkt auch nicht bekannt gewesen.

Noch am Abend wird Barta operiert und ihm dabei ein 40 Zentimeter langer Titan-Nagel ins Bein eingesetzt. Für den Center beginnt die härteste Zeit seiner Karriere. Es ist eine ungewisse Zeit. Die einen sagen eine Pause von sechs Monaten voraus, die anderen sprechen von einem ganzen Jahr. Barta weiß nicht, woran er ist. Seine größte Verletzung bis dahin war ein entzündetes Überbein an der Hacke - nicht der Rede wert.

Bartas langer Weg zurück

Das Wissen, dass seine Karriere nicht grundsätzlich bedroht ist, und die Unterstützung von Freunden und Familie hilft Barta, sich durch die Reha zu quälen. Und dann gibt es noch eine Person, die ihm zur Seite steht: Olaf Kortmann.

Der ehemalige Volleyball-Bundestrainer arbeitet inzwischen als Mentalcoach. 2007 nutzte auch die Handball-Nationalmannschaft auf dem Weg zum WM-Titel seine Dienste.

"Er hat mich in Situationen versetzt, in denen ich mich gut gefühlt habe. In Konzentrationsübungen haben wir auch über den Unfall geredet. Ich musste mit den Augen seinen Fingern folgen, das war alles sehr interessant", sagt Barta.

Auf den Spuren von Oli Kahn

Sich auf einen Personalcoach einzulassen, passt zu Barta. Der Stürmer gehört aufgrund seines Einsatzwillens, seiner Technik und seiner Schnelligkeit nicht nur zu den Leistungsträgern im Nationalteam, er ist trotz seines noch jungen Alters auch eine Persönlichkeit im deutschen Eishockey. Immer geradeaus und sehr reflektiert.

2005 wagte er einen mutigen Schritt und wechselte von den Eisbären nach Hamburg, weil Berlin ihm "das Gefühl gab, mich nicht wirklich behalten zu wollen" und auch "kein faires Angebot" unterbreitete.

In Hamburg stand Barta von Beginn an unter großem Druck. "Ich habe Oliver Kahns Buch gelesen, in dem er über das Umgehen mit Drucksituationen spricht. Mir gefällt insgesamt sein Auftreten. Ich wurde auch so erzogen, dass man hart arbeiten muss, um seine Ziele zu erreichen. Dann wird man auch irgendwann belohnt."

Der 9. Janaur 2009: Bartas Comeback

Die Betonung liegt in Bartas Fall auf irgendwann. Aus seinem ersten geplanten Comeback-Versuch im November wurde nichts, da der Knochen noch nicht so zusammengewachsen war, wie er sollte. Es war ein Niederschlag, der Barta für einige Tage in ein Loch stürzte. Wofür mache er das eigentlich? Doch Barta erholte sich, fand seine Energie wieder und hatte am 9. Januar 2009 schließlich seinen großen Tag.

Es sind nur noch wenige Sekunden im ersten Drittel zu spielen, als Barta an die Scheibe kommt und sie tief schießt. Er geht hinterher, erkämpft sie sich zurück und spielt Frank Doyle im Haie-Kasten aus. Barta scores! Die Freezers-Fans feiern das Traum-Comeback ihrer Nummer 29. Überall sind Plakate zu sehen, die die Bedeutung von Bartas Rückkehr deutlich machen.

Bartas kleiner Schuh-Tick

"Hans Zach hat mal gesagt, dass man so lange braucht, um wieder ganz der Alte zu sein, so lange man verletzt war. Zum Glück hatte er Unrecht", sagt Barta.

Und wie er Unrecht hat. Barta ist mit 21 Scorerpunkten (6+15) in 14 Spielen on fire und einer der Hauptgründe, warum die Freezers nach einer über weite Strecken verkorksten Saison zumindest die Pre-Playoffs fest im Visier haben.

Irgendwie in die Playoffs einziehen, dann ist alles möglich - so lautet Bartas Motto. Bevor es mit dem Meistertitel klappen könnte, gibt es aber noch etwas anderes, worauf er sich freut: "Ich habe einen kleinen Schuh-Tick. Ich habe mehr Paar Schuhe als meine Freundin und ich muss sagen, ich freue mich noch auf ein paar Schnäppchen im Winterschlussverkauf."  

Die Tabelle der DEL