Bis hierher und nicht weiter!

Von Florian Regelmann
Vogl, Sebastian, Ingolstadt
© Imago

München - Sebastian Vogl hat eine ganz besondere Hiobsbotschaft für die Angreifer der Deutschen Eishockey-Liga.

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Wenn sie auf den jungen Keeper des ERC Ingolstadt zustürmen und auf seine Torwart-Maske blicken, lesen sie folgendes: Hiob 38,11. Zumindest die bibelfesten Stürmer bekommen spätestens jetzt den Puck nicht mehr an Vogl vorbei.

Denn in Hiob 38,11 steht geschrieben: 'Bis hierher sollst Du kommen und nicht weiter!'

Es fehlt nur noch der Zusatz: Und wage es ja nicht, mir den Puck mit einem teuflischen Handgelenksschuss in die Maschen zu jagen.

Eine coole Idee

"Ich habe das Buch 'The Da Vinci Code' von Dan Brown gelesen. Da kommt der Satz vor und ich habe mir gedacht, dass es eigentlich ein ganz cooler Spruch für einen Eishockey-Torwart wäre, weil er so treffend ist", erklärt Vogl im Gespräch mit SPOX.com.

"Außerdem bin ich ein gläubiger Mensch und habe Teile der Bibel gelesen." Wie groß ist denn das Bibel-Wissen im Ingolstädter Kader?

"Die meisten fragen natürlich, was die Zahlen bedeuten, weil sie sich nicht so auskennen, aber wenn ich es dann erkläre, finden es eigentlich alle eine coole Idee", so Vogl.

Seine Zeit wird kommen

Der 21-Jährige ist eines der größten deutschen Torwart-Talente. Alle Experten sind sich einig: Seine Zeit wird kommen. Manchmal wie bei seiner starken Leistung vergangene Woche gegen Berlin ist sie schon da, aber in dieser Saison geht es für Vogl hauptsächlich darum, als Ersatzmann Erfahrungen zu sammeln und zu lernen.

Lange war dies kaum möglich. Unter Trainer Ron Kennedy erhielt Vogl wenige Chancen, sich zu beweisen. Aber seitdem Mike Krushelnyski als neuer Coach an der Bande steht, machte Vogl jedes dritte Spiel.

"Vor dem Trainerwechsel war es eine schwere Zeit für mich. Aber seitdem habe ich wieder mehr Spaß am Eishockey. Das spiegelt sich auch in meinem Spiel wider. Es wird immer besser und besser. Das Torwartspiel beruht auf Erfahrung und Selbstvertrauen, das bekommt man eben nur durch Spielpraxis", sagt Vogl.

Obwohl jede Partie im Kampf um die Playoffs wichtig ist, setzt sein Trainer auf ihn. Der ehemalige NHL-Star scheint schon in den ersten Trainingseindrücken erkannt zu haben, dass es sich um ein echtes Goalie-Juwel handelt.

Nachhilfe bei Jimmy Waite

Mit Krushelnyski könnte Vogl wohl keinen besseren Trainer und mit Jimmy Waite keinen besseren Torwart-Lehrmeister haben.

"Ich habe schon so viel von Jimmy gelernt, sowohl menschlich als auch eishockey-technisch. Ich habe ihn auch einmal im Sommer in Kanada besucht. Da haben wir zwei Wochen lang in Montreal eine Torwart-Schule gemacht und ich habe bei ihm gewohnt, das war eine super Erfahrung", berichtet Vogl.

Es ist kein einfaches Jahr für den "TV-Total"-Fan. Um Spielpraxis zu bekommen, hütet er auch regelmäßig in der Oberliga das Tor für die Tölzer Löwen, dann geht es wieder zurück nach Ingolstadt.

Wenn er dort zuletzt Waite einmal vertreten durfte, war es so, dass es zum einen gegen starke Teams wie Berlin, Köln oder Mannheim ging. So sah es die Taktik des Trainers vor, der damit sicherstellen wollte, dass der bald 39-jährige Waite in den Partien gegen die vermeintlich schwächeren Mannschaften topfit ist.

Albtraum-Statistiken

Zum anderen war bei diesen Spielen in der Ingolstädter Abwehr praktisch jedes Mal Tag der offenen Tür. So lesen sich Vogls Statistiken nicht schön: Gegentorschnitt von 4,85, Fangquote von 84,5 Prozent. Keine gute Einschlafhilfe, wenn man sie sich ausgedruckt übers Bett hängen würde.

Aber Vogl muss in diesem Jahr darüber hinweg sehen. Die Zeiten, wo Statistiken wichtig werden, kommen noch. Selbst die Besten der Besten hatten in ihrer Karriere nicht immer glänzende Stats. Auch nicht Vogls großes Vorbild. "Für mich ist Miikka Kiprusoff der beste Torwart der Welt", so Vogl über den Superstar-Torwart der Calgary Flames.

Traum von der Nummer eins

Bevor irgendwann in der Zukunft vielleicht die NHL ein Thema werden könnte, heißt Vogls Traum, Nummer-eins-Goalie in der DEL zu werden. Wie genau sein Weg dorthin verlaufen wird, ist zurzeit noch unklar.

Vogl hat noch keinen Vertrag für die nächste Saison. Die Frage lautet: Lieber als zweiter Mann in der DEL bleiben oder in der 2. Bundesliga Stammtorwart sein und sich auf diese Weise hocharbeiten. "Im Moment ist alles offen", weiß Vogl noch nicht genau, wo die Reise hingeht.

Wo immer sein Weg auch hinführen wird, eines ist klar: Schon jetzt sind alle gespannt auf seine nächste Maske. Wie wäre es zum Beispiel, wenn man nach einem Big Save das lesen würde: Matthäus, 28, 20: 'Und siehet, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.'