Alba wahrt die Playoff-Chance

Alba Berlin behielt im Krimi gegen Galatasaray Liv Hospital letztlich die Oberhand
© getty

Alba Berlin hat am 11. Spieltag des Top 16 der Turkish Airlines Euroleague die Pflicht erledigt und Galatasaray Liv Hospital mit 75:68 geschlagen. Die Playoff-Hoffnungen bleiben damit am Leben, allerdings wurde das Sportliche von hässlichen Szenen vor dem Spiel überstrahlt.

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Der Spielbeginn verzögerte sich um eine Stunde, weil es auf der Tribüne zu Krawallen kam und auch Spieler, Trainer und Schiedsrichter angegangen wurden. Lange war völlig offen, ob die Partie überhaupt stattfinden würde, bevor sich auf die neue Tip-Off-Zeit geeinigt wurde.

In einer dadurch zunächst sehr verhaltenen O2 Arena erwischte Berlin schon früh den besseren Start und zog bis zur Halbzeit auf 12 Punkte davon. Lange sah es auch in Halbzeit zwei nach einem Durchmarsch aus, doch im vierten Viertel kam Galatasaray dank dem starken Ender Arslan (16 Punkte, 4/6 3FG) auf einmal wieder auf einen Zähler heran. Erst in den letzten 40 Sekunden fiel durch einen Layup von Marko Banic (15 Punkte) die Entscheidung für Alba.

Mit dem Sieg weist Alba nun eine 5:6-Bilanz auf und belegt in Gruppe E den fünften Platz. Das viertplatzierte Panathinaikos (5:5) spielt am Freitag gegen Tabellenführer Real Madrid. Galatasaray bleibt mit nunmehr 2 Siegen und 9 Niederlagen Letzter in der Gruppe.

Die Reaktionen:

Sasa Obradovic (Coach Alba Berlin): "Wir können die Playoffs immer noch schaffen. Galatasaray hatte nichts zu verlieren und war zeitweise nicht zu stoppen. Es war am Ende ein wichtiger Sieg für uns und wir freuen uns auf die nächsten Aufgaben. Wir haben dank der Erfahrung von Banic gewonnen."

Marco Baldi (Geschäftsführer Alba Berlin): "Wenn Leute in der Halle oder auch einem Stadion sind, die Krawall wollen, kann man sich nur schwer dagegen wappnen. Ich habe hier eine Gruppe gesehen, die an Basketball überhaupt nicht interessiert war."

Marko Banic (Alba Berlin): "Es war ein spezieller Sieg für uns, weil wir uns die Chance auf die Playoffs bewahrt haben. Nach der Unterbrechung haben wir es geschafft, uns auf unseren Job zu konzentrieren. Wir sind dran geblieben, auch wenn es nicht einfach war."

Ergin Ataman (Coach Galatasaray): "Alba kämpft um die Playoffs, während wir schon ausgeschieden sind. Wir wollten hier trotzdem gewinnen, wir wussten ja, dass wir hier viel Unterstützung haben würden. Wir sind schlecht gestartet, aber unser Basketball im letzten Viertel hat mir gut gefallen."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Tip-Off: Gute Nachrichten für Sasa Obradovic: Von seinen vier verletzten Leistungsträgern sind Jamel McLean, Jonathan Tabu und Leon Radosevic endlich wieder am Start. Radosevic steht auch direkt in der Starting Five und beginnt neben Alex Renfroe, Reggie Redding, Alex King und Marko Banic. Cliff Hammonds dagegen fehlt weiterhin. Bei Galatasaray starten Sinan Güler, Justin Carter, Vladimir Micov, Zoran Erceg und Patric Young.

5.: Zwei starke Szenen von Güler in Folge. Erst drückt er von weit draußen den Dreier rein, dann leistet sich Rückkehrer McLean einen schlechten Pass. Güler führt den Break an und bedient Micov mustergültig für den Layup. 9:8 für Gala.

9.: Ein Rekonvaleszent meldet sich zurück - und wie! Seit nicht einmal zwei Minuten auf dem Court, hat Tabu bereits einen Steal gesammelt, und auch der erste Dreier ist drin. 13:12 für Alba.

12.: Die Albatrosse kommen ins Rollen! Gegen die Bank der Türken zieht Berlin leicht davon, ein Dreier von King beschert den Gastgebern die 21:12-Führung.

14.: Alba ist offensiv jetzt voll im Rhythmus. Redding beweist seine Übersicht und bedient Renfroe in der Ecke, der das Geschenk dankend annimmt - 26:14 Berlin!

20.: Gala meldet sich Ende der Halbzeit zurück, Arslan verkürzt per Dreier auf 10 Punkte Rückstand. Gut, dass Redding heute das magische Auge hat - der Pass auf Banic zum Layup ist bereits sein siebter Assist! Arslan trifft zwei Freiwürfe, doch Banic' Layup mit dem Buzzer sorgt für die 38:26-Führung für Alba zur Pause.

24.: Wenn sich bei den Türken einer wehrt, ist das Young. Der Big Man drückt bereits seinen zweiten Tip-Dunk des Viertels rein und versucht sein Team noch einmal zu pushen. Insgesamt hat Alba das aber gut im Griff. 50:36.

30.: Redding hat hier immer wieder die richtige Antwort. Nachdem Erceg per Jumper ein Lebenszeichen von sich gibt, streut der Guard direkt von draußen ein und erhöht wieder auf 59:42.

34.: Jetzt muss Alba aufpassen - Gala wittert Morgenluft. Nach und nach wird der Rückstand verkürzt, bis Arslan sein Team per Dreier auf 8 Punkte heranbringt. Obradovic macht seinem Ärger in der folgenden Auszeit lauft.

37.: Auf einmal ist wieder richtig Leben in der Partie. Alba verliert an Intensität und holt den Gegner zurück ins Spiel, bis Gala auf einen Punkt verkürzt. King rettet sein Team vorerst per Dreier. 67:63.

40.: Ist das ein Krimi! Güler zieht gegen Renfroe und trifft einen richtig wilden Leger zum 71:68 für Alba. 40 Sekunden vor Schluss nimmt Obradovic die Auszeit. Alba spielt die Uhr herunter, in letzter Sekunde findet Renfroe Banic unterm Korb - drin! Im folgenden Angriff punktet Gala nicht mehr.

Alba vs. Galatasaray: Hier geht's zum BOXSCORE

Der Star des Spiels: Reggie Redding. Als Scorer war der Swingman in dieser Partie nicht wirklich gefragt, da Berlin vor allem dank der Rückkehrer Radosevic, McLean und Tabu wieder über mehr Firepower verfügte. Also konzentrierte sich Redding aufs Vorbereiten und machte als Playmaker eine ganz starke Partie. Am Ende kam er auf 10 Assists bei keinem einzigen Ballverlust - das lässt kaum Wünsche offen.

Der Flop des Spiels: Sinan Güler. Der Aufbau gehört normalerweise zu den abgezockteren Vertretern seiner Zunft, ausgerechnet in dieser Partie ging ihm die nötige Kaltschnäuzigkeit aber ab, obwohl sein Team sie dringend gebraucht hätte. Güler haderte mit dem Wurf (3/10 FG) und leistete sich zudem 6 Turnover bei nur 4 Assists.

Das fiel auf:

  • Das Spiel hatte nach den schrecklichen Szenen vor Beginn logischerweise einen ganz eigenen Charakter. Viele Zuschauer hatten die Halle während der Wartezeit verlassen, zudem schien sich am Anfang niemand wirklich zu trauen, die Teams laut anzufeuern. Es herrschte eine sehr verhaltene, vorsichtige Atmosphäre vor, bis nach einer Weile endlich so etwas wie Normalität eingekehrt war.
  • Das bezog sich vor allem auf Alba. Mit zunehmender Spielzeit fanden die Berliner offensiv ihren Rhythmus, demonstrierten ein schönes Passspiel und nutzten die Schwachstellen des Gegners clever aus. Gala dagegen wirkte nervös und leistete sich viele Ballverluste - allein Güler wurde im zweiten Viertel zweimal für Schrittfehler zurückgepfiffen.
  • Seit Wochen ging Alba auf dem Zahnfleisch, dank etlicher Verletzungen und dem vollgepackten Spielplan mussten die Spieler etliche Minuten abreißen. Nun sind die meisten Sorgenkinder aber zurückgekehrt - und gegen Gala hatte man auf einmal das wesentlich tiefere Team. Aufgrund finanzieller Probleme ist der Kader der Türken extrem dezimiert, nach der durchaus starken Starting Five kommt nicht mehr viel nach.
  • Aufgrund der neuen Tiefe konnte Alba auch sein Markenzeichen wieder demonstrieren: Die intensive Verteidigung, gepaart mit vollem Einsatz beim Kampf um die Rebounds. Gala wurde zu vielen schlechten Würfen am Ende der Shotclock gezwungen und zeigte sich zunehmend frustriert mit der Aggressivität der Berliner.
  • Dass die Partie am Ende noch einmal eng wurde, hatte sich Alba komplett selbst zuzuschreiben. Nachdem sie rund 32 Minuten lang alles im Griff hatten, waren sie sich ihrer Sache zu sicher und holten Gala folglich zurück ins Spiel. Es fehlte auf einmal an Intensität in der Defense und einem Plan in der Offense - erst mehrere saftige Standpauken von Obradovic weckten seine Spieler wieder auf. Eine Niederlage hätte sich Alba wirklich nicht leisten können.

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