Werbung
Werbung

Der Super-Assistent aus Athen

Haruka GruberSPOX
01. Oktober 201214:37
Ein möglicher Bayern-Kandidat: Dimitrios Itoudis, (M.). Neben ihm sein Ex-Chef Zeljko Obradovic Imago
Werbung
Werbung

Die Bayern-Basketballer nach der Zäsur: Die Unruhe nach Dirk Bauermanns Entlassung und die missglückte Vorbereitung mit sechs Niederlagen aus neun Spielen geben Anlass zur Sorge. Über allem steht aber die Frage: Wie geht es auf der Trainerbank weiter?

Was ändert sich unter Bauermann-Nachfolger Christopoulos?

Die Nacht nach dem aufregendsten Nachmittag seiner Trainerkarriere verbrachte er schlaflos. Der Grund dafür war aber wesentlich banaler als seine überraschende Beförderung vom Assistant- zum Head Coach des FC Bayern. "Ich musste meine Familie um vier Uhr früh zum Flughafen fahren", erzählt Yannis Christopoulos.

Der bis Donnerstag fast gänzlich unbekannte Grieche erhielt von den Bayern-Oberen den delikaten Auftrag, Dirk Bauermann zu ersetzen, obwohl dieser Christopoulos gefördert und ihm nach München geholt hatte. Dennoch sei es mit Bauermann nicht zum Zerwürfnis gekommen: "Wir haben telefoniert. Natürlich ist es eine schwierige Situation, nachdem wir eine tolle Zeit verbracht haben. Für mich bleibt er ein wichtiger Freund. Ich wünsche ihm alles Gute für die Zukunft. Genauso, wie er mir alles Gute wünscht."

Es sind Aussagen der Räson, die Christopoulos bemüht. Es sind Aussagen, die ihn selbst gut beschreiben.

Christopoulos wurde von Bauermann angelernt, doch er ist weit davon entfernt, ein zweiter Bauermann zu sein. Ihm fehlt Bauermanns imposante, gelegentlich angsteinflößende Ausstrahlung, die selbst Uli Hoeneß beeindruckt hatte. Ihm fehlen namhafte Stationen wie auch das Selbstverständnis eines neunmaligen Meistertrainers.

Dafür bringt er etwas anderes ein: Er ist ein Mann des Ausgleichs. Und ein Mann der leisen Töne. In Zeiten der Unruhe der vermutlich entscheidende Grund, warum ihm das Amt des Cheftrainers anvertraut wird.

Entsprechend waren seine Äußerungen auf die Frage, ob sich der Basketball unter ihm verändern wird: "Jeder Trainer hat seine eigene Mentalität, aber es wäre falsch, jetzt auf einmal alles umkrempeln zu wollen. Vieles unter Dirk war richtig", sagt Christopoulos. "Wir müssen Schritt für Schritt eine neue Identität finden."

SPOX-Kommentar: Bauermann ist keine eierlegende Wollmilchsau

Nach der 77:83-Niederlage im letzten Vorbereitungsspiel gegen Panathinaikos Athen skizzierte er zumindest grob seinen Wunsch-Basketball - und dieser soll schneller sein als unter Bauermann. "Der Startpunkt ist immer eine aggressive Verteidigung. Wenn der Gegner in der eigenen Hälfte den Angriff einleitet, wollen wir ihn zu einem Ballverlust zwingen und so zu leichten Punkten kommen", sagt Christopoulos. Offensiv sei es das Ziel, mit guter Ballzirkulation gezielter als früher Mismatches zu suchen.

Heißt: Christopoulos setzt auf ein Mehr an Fastbreaks und variablen Angriffsspielzügen als das nur selten attraktive Setplay von Bauermann.

Frage 2: Welche Alternativen gibt es zu Christopoulos?

Frage 3: Wie ist die Position von Sportdirektor Marko Pesic?

Frage 4: Wie konkurrenzfähig ist die Mannschaft?

Frage 5: Wie geht es mit den deutschen Spielern weiter?

Welche Alternativen gibt es zu Christopoulos?

Es ist ein Widerspruch: Vor zwei Jahren wurde Bauermann derart umworben, weil er nicht nur Basketball zu lehren versteht, sondern als erfolgreichster Trainer Deutschlands einen idealen Repräsentanten für den größten Verein Deutschlands abgab. Und plötzlich gibt Uli Hoeneß einem griechischen Namenlosen die Zustimmung, obwohl ihm im sportlichen Bereich das Prestige eines leitenden Mitarbeiters immer wichtig war?

Daher weiß niemand so recht, ob der Ein-Jahres-Vertrag für Christopoulos ein ehrliches Bekenntnis ist oder eher dem Zweck dient, sich von der ersten Hektik zu befreien und ungestört einen Head Coach von Format zu finden. Christopoulos selbst ist sich seiner Sache auch nicht gewiss und antwortete auf die Frage, ob er bereit wäre, wieder als Co-Trainer zu arbeiten: "Ich möchte nicht über Dinge sprechen, die ich nicht kontrollieren kann. Ich konzentriere mich nur auf die Dinge, die ich kontrollieren kann, und das ist das tägliche Training. Mehr kann ich nicht machen."

Welcher Trainer würde stattdessen den Ansprüchen der Bayern genügen? In Deutschland bietet sich niemand an. Abgesehen vielleicht von Chris Fleming, der sogar bei Euroleague-Sieger Olympiakos ein Thema gewesen war, allerdings in Bamberg bleibt. Der von "Bild" als "heißester Kandidat" bezeichnete Emir Mutapcic erscheint ebenso unrealistisch, angesichts dessen, dass die Bayern ein härteres Vorgehen gegen die feierlustigen Spieler erwarten, der Ex-Alba-Coach aber als Inbegriff des "Players Coach" bekannt ist.

Eine Variante mit dem in den Medien am häufigsten genannten Svetislav Pesic, Vater von Sportdirektor Marko Pesic, schloss Bayern-Vize Bernd Rauch mit aller Wortgewalt aus: "Das war niemals überhaupt ein Thema, nie." Zumal der alte Pesic im Falle eines gültigen Vertrags mit dem DBB das Amt des Bundestrainers niederlegen müsste, will er die Bayern übernehmen. Das besagen die BBL-Statuten. Commissioner Jan Pommer: "Wir haben einen gültigen Beschluss. Darüber hinaus werden wir uns an Spekulationen nicht beteiligen."

Bliebe nur eine internationale Lösung - wobei die Blockbuster-Namen nicht nur wegen der teils astronomischen Gehälter unmöglich zu bekommen sind. Ettore Messina (4 Euroleague- und Landesmeister-Titel) kehrt zu ZSKA Moskau zurück, Zeljko Obradovic (8 Euroleague- und Landesmeister-Titel) nimmt sich eine einjährige Auszeit und Dusan Ivkovic (2 Euroleague- und Landesmeister-Titel) drängt es mit seinen 68 Jahren nicht mehr unbedingt in den Klub-Basketball - und wenn doch, nur unter seinen Bedingungen.

Ivkovic-Berater Misko Raznatovic gegenüber SPOX: "Es gibt keine Gespräche mit den Bayern. Ivkovic hat als Coach noch nie eine Mannschaft übernommen, die er nicht selbst zusammengestellt hat, so dass das schwer vorstellbar ist."

Nach SPOX-Informationen gibt es trotzdem einen Kandidaten, der bei den Bayern im Gespräch ist - und von der Biografie und vom Gehaltsanspruch passen könnte: Dimitris Itoudis, 42-jähriger Grieche und so etwas wie der Superstar unter den Co-Trainern. Itoudis wurde 1999, damals noch nicht einmal 30 und der Aufsteiger der griechischen Trainergilde, von Obradovic zum Assistenten ernannt und war an fünf Euroleague- und Landesmeister-Triumphen von Panathinaikos Athen beteiligt. Als Top Assistant Coach leitete Itoudis die Trainingseinheiten eigenverantwortlich.

Aufgrund des Sabbaticals seines Förderers Obradovic, dem er 13 Jahre zur Seite stand, ist Itoudis offenbar bereit, wieder als Head Coach zu arbeiten. Womöglich bei den Bayern?

Itoudis zu SPOX: "Ich höre das jetzt zum ersten Mal, aber es ehrt mich, dass mein Name in Verbindung mit dem FC Bayern genannt wird. Über das Basketball-Projekt der Bayern spricht ganz Europa und ich bin sicher, dass das Team in naher Zukunft Euroleague spielen wird."

Frage 1: Was ändert sich unter Bauermann-Nachfolger Christopoulos?

Frage 3: Wie ist die Position von Sportdirektor Marko Pesic?

Frage 4: Wie konkurrenzfähig ist die Mannschaft?

Frage 5: Wie geht es mit den deutschen Spielern weiter?

Wie ist die Position von Sportdirektor Marko Pesic?

Durch die Bauermann-Entlassung findet sich Pesic plötzlich in einer ambivalenten Lage wieder. Die Mechanismen im Profisport sind simpel: Am häufigsten fliegt zunächst der Trainer, dann im Falle des weiteren Misserfolgs der Sportdirektor. Ein unschönes Szenario, das sich aber auch gegensätzlich bewerten lässt. Denn: Nach der Berurlaubung des vor allem in Deutschland gut vernetzten Bauermann besitzt Pesic nun das Kompetenz-Monopol über das tägliche Arbeiten in der undurchsichtigen Basketball-Szene.

Ohnehin gibt es im deutschen Basketball wohl keinen anderen Networker, der über derart gute Kontakte im In- und Ausland verfügt wie Pesic. Er baute nach seiner aktiven Karriere Lumani 10.7 zur dominanten Beratungsagentur in Deutschland auf und zeigt sich nach dem Wechsel ins Münchner Front Office als kundiger Verhandler.

Nach Sharrod Fords spontanem Weggang machte er Chevon Troutman ausfindig, nach Ruben Boumtje-Boumtjes Karriereende (Herzprobleme) fand er Jared Homan. Trotz des zweifelhaften Leumunds von Troutman und insbesondere von Homan, den die beiden in München bestätigten, waren sie aus sportlicher Sicht zwei erstaunlich gute und, wie es heißt, verhältnismäßig günstige Verpflichtungen. Noch erfolgreicher verlief dieser Sommer: Mit Yotam Halperin wurde ein Basketballer überzeugt, der zu den spektakulärsten Neuzugängen der BBL-Geschichte gehört. Tyrese Rice sowie Lawrence Roberts sind ebenfalls gehobene europäische Güte.

Bei allem Transfergeschick wird Pesic in nächster Zeit jedoch seine Arbeit anders gewichten müssen. Das deutet zumindest ein von der "Bild" überliefertes Zitat an. So soll der nach den Diskobesuchen einiger Spieler erzürnte Bayern-Vize Rauch zu Pesic gefaucht haben: "Haben Sie Ihren Laden nicht im Griff?"

Frage 1: Was ändert sich unter Bauermann-Nachfolger Christopoulos?

Frage 2: Welche Alternativen gibt es zu Christopoulos?

Frage 4: Wie konkurrenzfähig ist die Mannschaft?

Frage 5: Wie geht es mit den deutschen Spielern weiter?

Wie konkurrenzfähig ist die Mannschaft?

Sportdirektor Pesic weigert sich, die deutsche Meisterschaft öffentlich als Ziel zu definieren, doch er attestiert der Mannschaft "das Potenzial" dafür. Vom Potenzial hätte schon im letzten Jahr mehr erreicht werden müssen als Platz sechs nach der Regular Season und das Aus in der ersten Playoff-Runde.

Woran es in der Vorsaison aber bei aller Befähigung gefehlt hatte, war Stabilität in der Rotation. Etliche Verletzungen und personelle Verwerfungen bedingten ein fortwährendes Improvisieren, so dass die Bayern häufiger als nötig Spiele gegen individuell unterlegene Gegner verloren.

Als wichtigste Personalie könnte sich der NBA-erfahrene Roberts erweisen. Während die kleinen Positionen bis zu den Small Forwards vielseitig und vor allem tief besetzt sind (Rice, Hamann / Halperin, Greene / Benzing, Thomas), kam die Big-Men-Rotation beim Panathinaikos-Spiel ohne den pausierenden Roberts arg dünn daher: Homan und Troutman als Starter, dazu der unbeständige Jagla sowie der erst 19-jährige, im Sommer von Bauermann scharf kritisierte Bodgan Radosavljevic von der Bank.

Daher die exponierte Stellung von Roberts, der bei Bedarf von der Power-Forward- auf die Center-Position switchen kann und für eine hohe Qualität bürgt, wie es Ex-Coach Bauermann kurz vor seiner Entlassung erklärt hatte: "Lawrence wird unglaublich wichtig, nicht nur wegen seiner herausragenden Athletik, sondern auch mit seiner Spielintelligenz. Er trifft von innen und von außen sehr gute Entscheidungen und ist ein sehr guter Dreipunkt-Schütze."

Ein Grund zur Zuversicht: Seine von Knieproblemen immer wieder behinderte Vorbereitung führt nicht dazu, dass Roberts den BBL-Auftakt gegen Oldenburg verpasst. Pesic sagt: "Man muss sich um Lawrence keine Sorgen machen. Er wird zu 80 Prozent fit sein."

Frage 1: Was ändert sich unter Bauermann-Nachfolger Christopoulos?

Frage 2: Welche Alternativen gibt es zu Christopoulos?

Frage 3: Wie ist die Position von Sportdirektor Marko Pesic?

Frage 5: Wie geht es mit den deutschen Spielern weiter?

Wie geht es mit den deutschen Spielern weiter?

Aus den Spielanteilen beim letzten Vorbereitungsspiel gegen Panathinaikos hätte man ableiten können, dass die deutschen Spieler an Bedeutung verloren hätten. Keiner von ihnen spielte mehr als 16 Minuten und mit Steffen Hamann gab es nur einen Deutschen in der Starting Five, der allerdings am ersten Spieltag gegen Oldenburg wahrscheinlich für Topscorer Rice weichen wird.

Bereits im Sommer wurden mit Philipp Schwethelm (nach Ulm) und Bastian Doreth (Trier) zwei deutsche Nationalspieler verliehen, weil diese in München kaum auf dem Court gestanden hätten. Sportdirektor Pesic verwehrt sich aber mit aller Bestimmtheit dem Vorwurf, die Bayern würden sich dem Großteil der BBL-Konkurrenz anpassen und aus Erfolgszwang den US-Amerikanern mehr Anteile geben.

"Überall wird erzählt, dass wir den deutschen Weg verlassen würden. Das stimmt gar nicht. Das ist Polemik", sagt Pesic. Das Beispiel Doreth zeige das Bekenntnis des FCB zur deutschen Nachwuchsförderung: "Hätten wir ihn und Philipp auf die Bank setzen sollen, nur damit wir sagen können, dass wir die 6+6-Quote erfüllen? Basti spielte nie in der ersten Liga, erlitt eine schwere Verletzung, fiel sechs Monate aus, dennoch bekam er von uns einen Drei-Jahres-Vertrag. Und statt unseren Wettbewerbsvorteil zu nutzen und ihn zu behalten, geben wir ihn in eine Situation, wo er spielen kann, damit er stärker zurückkommt. Das ist der deutsche Weg."

Ab 2013 mag das stimmen, doch in der anstehenden Saison wird die Mannschaft amerikanischer und undeutscher sein als im Vorjahr. Rice und Halperin sind die bevorzugten Guards und teilen sich von den 80 zur Verfügung stehenden Minuten für beide Positionen um die 55 bis 60 Minuten unter sich auf, weswegen für die alternden Hamann und Demond Greene sowie Nachwuchsmann Mauricio Marin nur der Rest verbleibt. Robin Benzing muss sein Status als erster Small Forward gegen Brandon Thomas verteidigen.

Jan Jagla erlebte nach einem ordentlichen BEKO Leagues Cup (12,5 Punkte im Schnitt in zwei Partien) gegen Panathinaikos (0/8 Würfe) im Wettstreit um die Rotationsplätze einen Rückschlag. Und das in der ersten Partie ohne den entzweiten Ex-Trainer Bauermann, so dass er hätte befreit aufspielen können. Stattdessen kehrt Roberts zum Oldenburg-Spiel zurück - und auf Jagla sowie Radosavljevic wartet womöglich vornehmlich die Bank.

Frage 1: Was ändert sich unter Bauermann-Nachfolger Christopoulos?

Frage 2: Welche Alternativen gibt es zu Christopoulos?

Frage 3: Wie ist die Position von Sportdirektor Marko Pesic?

Frage 4: Wie konkurrenzfähig ist die Mannschaft?

Werbung
Werbung
Werbung
Werbung
Werbung
Werbung