Regulierung der Online-Sportwetten – wie weit ist Deutschland?

Von SPOX Österreich
Kann die Regulierung von Online-Sportwetten endlich die wichtige Linie zur Legalisierung überqueren?
© Josiah Day / Unsplash.com

Während Online-Casinos hierzulande bislang nur teilweise in Schleswig-Holstein reguliert sind, sieht es bei den Online-Sportwetten durchaus anders aus. Auf diesem Gebiet tut sich tatsächlich etwas und es sieht so aus, als käme nochmals Bewegung in die Angelegenheit. Aber wie sieht es momentan au Sund was könnte noch kommen? Dieser Artikel gibt einen Überblick.

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Die Ausgangslage

Der geneigte Spieler von Sportwetten ist nun mal Sportfan. Und für diese zeigt sich in Deutschland mit jedem Spieltag oder Spiel das Bild, dass Sportwetten rund um eine Veranstaltung beworben werden. Die Bundesliga wirbt mit Tipico, die Europa League wird rund um die Übertragung regelmäßig mit Sportwettenanbietern unterlegt und Stadien, Trikots und Stellwände zeigen längst Sportwettenanbieter. Für den einfachen Zuschauer und Tipper ist es vermutlich überraschend, dass die Online-Sportwetten noch gar nicht klärend reguliert sind. Wer sich nun fragt, warum dann Online-Anbieter präsentiert werden, der darf dies ruhig tun. Denn das Thema ist kompliziert:

  • Europäischer Gerichtshof - er entschied, dass Deutschland entgegen der EU-Vorschriften handelt und die Monopolstellung auf staatliche Anbieter nicht gängig sei. Daraufhin konnten sich Sportwettenanbieter für eine Lizenz in Deutschland bewerben. 20 von ihnen erhielten die Konzession.
  • Klage - da von dem Bewerbungsverfahren etliche Anbieter ausgeschlossen waren, da das Verfahren zeitlich eng begrenzt war, erging in Hessen ein neues Urteil, dass auch die weiteren Anbieter, die sich damals beworben haben oder bereit waren, sich zu bewerben, eine Lizenz erhalten müssten.
  • Ausnahme - Schleswig-Holstein enthielt sich wieder und vergab eigene Lizenzen.

Die Maßgabe ist, dass Sportwettenanbieter mit deutscher Lizenz eine Wettgebühr von 5 Prozent des Umsatzes nach Deutschland abführen müssen. Das klingt verständlich, doch gibt es ein echtes Problem:

  • Auslandssitz - die meisten Sportwettenanbieter, selbst mit deutscher Lizenz, haben ihren Unternehmenssitz in einem anderen Land. Selbst der österreichische Anbieter Tipico sitzt mittlerweile in Malta. Und das ist problematisch.
  • Legal? - die Regierung ist sich uneins, ob ein Anbieter, der nicht in Deutschland ansässig ist, legal eine Sportwette in Deutschland anbieten darf. An diesem Punkt überschneidet sich die Problematik mit den Online-Casinos.

Und was ist mit den Spielern? Tippfreunde können sich beruhigt zurücklehnen, da sich die Sportwetten bei einem Anbieter mit Sitz im Ausland zwar in einer Grauzone befinden, doch das Angebot wiederum dem EU-Recht entspricht. Zudem haben die Anbieter eine EU-Lizenz, meist von Malta oder Gibraltar.

Was ist geplant?

Zuallererst steht die Vergabe von Lizenzen an. Hier geht es zuerst um die Sportwettenanbieter, die vormals schon eine Lizenz wünschten, jedoch nicht zum Zug kommen. Doch auch die 20 ersten Genehmigungen werden jetzt erst mit Lizenzen versehen. Somit dürfte im ersten Quartal die erste Lizenzwelle zu sehen sein, die durchaus altbekannte Anbieter beinhaltet. Zugleich gibt es weitere Bewerbungsverfahren. Es herrscht allerdings noch ein wenig Unklarheit über die Lizenzgeber. Nach dem Urteil von Hessen zeigten sich Bayern und NRW bereit, ebenfalls Lizenzen zu vergeben. Diese Bereitschaft ist weiterhin aktuell und es wäre durchaus möglich, dass die aktuellen Diskussionen über Online-Casinos durch diese Bereitschaft vorangetrieben werden. Allgemein sind Schleswig-Holstein, Baden-Württemberg, Hessen, Bayern, NRW und Rheinland-Pfalz sehr gesprächsbereit. Die Regulierung bedeutet aber auch, dass es Änderungen geben wird:

  • Live-Wetten - sie sollen bei der Lizenzvergabe ausgeschlossen werden. Live-Wetten sind Wetten, die beispielsweise noch in der 89. Minute eines Fußballspiels abgegeben werden können. In Deutschland sind sie schon verboten, werden aber noch über EU-Anbieter angeboten. Sanktionen gab es für die Anbieter bislang dennoch nicht.
  • Werbung - sie soll reglementiert werden. An dieser Stelle könnte es durchaus Probleme geben, da etliche Vereine mit Wettanbietern auf der Brust oder im Stadion werben, sowie auch die Nationalmannschaft und UEFA-Wettbewerbe Sportwetten als Werbung nutzen. Oder aber, dass ein Sportwettenanbieter als Sponsor für eine Liga gilt. Borussia Dortmund wurde bereits zu Jahresanfang von den Behörden angeschrieben, weil auf der Vereinshomepage für illegales Glücksspiel im Rahmen eines Sponsoringvertrags geworben wurde. Und auch der DFB erhielt ein Schreiben: »Ihr Partner bwin bietet neben Sportwetten leider auch unerlaubt die Teilnahme an Online-Casino- und Automatenspielen an.« Der Ausgang dieser strittigen Fragen dürfte interessant sein, da allein der DFB durch seinen Vertrag geschätzte 50 Millionen Euro einnimmt.
  • Bonusangebote - auch hier ist eine Verschärfung anzunehmen. Bonusangebote wie Freiwetten oder Willkommensboni zählen, strenggenommen, als Werbeangebot und fallen somit unter ein Werbeverbot. Da Bonusangebote jedoch den Spieler animieren können, schnellere Einsätze zu leisten, kann vermutet werden, dass dieses Verbot dem Spielerschutz dient.

Die Frage ist auch, ob diese Punkte ab 2020 durchgesetzt werden oder ob die Verschärfung mit in die Neuregelung des Glücksspielstaatsvertrags für 2021 aufgenommen wird. Da bis dahin das Online-Casino-Angebot reguliert werden soll, wäre es denkbar, dass beide Glücksspiele gemeinsam reguliert wird.

Eine extreme Verschärfung der jetzigen Regelungen ist jedoch fraglich. Die Regulierung des Online-Glücksspiels zielt mit darauf ab, Anbieter nach Deutschland zu locken, hier zu halten und zu überprüfen. Bietet eine Regulierung kaum Anreize, darf hinterfragt werden, warum sich ein Glücksspielanbieter hierzulande und nicht in den Niederlanden oder Malta niederlassen sollte.

Gerade Tipper sollten sich aktuell die einzelnen Anbieter nach wie vor genau anschauen. Entsprechende Testberichte zeigen oft, wie es um die lizenztechnische Seite bestellt ist und welche Punkte zusätzlich beachtenswert sind.

Werden Online-Wetten künftig noch leichter?

Das eigentliche Tippen ist heute schon kinderleicht. Dennoch würde eine echte Regulierung für Tipper Vorteile bedeuten:

  • Auszahlungen - Sportwettentipper haben Glück, denn sie können weiterhin PayPal nutzen. Der Anbieter zog sich unlängst aus dem Online-Casinogeschäft zurück. Doch nicht alle Anbieter bieten PayPal. In Deutschland lizenzierte Anbieter könnten durchaus mit inländischen Banken arbeiten.
  • Bonus - der Wegfall mag zuerst negativ klingen, doch sind Bonusangebote oft an Bedingungen geknüpft. Mit dem Wegfall des Bonus bräuchten gerade unerfahrene Tipper nicht erst die Bedingungen zu kontrollieren und zu hinterfragen.
    Sportwetten erfreuen sich stetig wachsender Beliebtheit.
    © Thomas Serer / Unsplash.com
    Sportwetten erfreuen sich stetig wachsender Beliebtheit.

Fazit - es bleibt interessant

Generell stellt sich die Frage, ob Sportwetten im kommenden Jahr vollständig reguliert sind oder ob gewisse Bedingungen nicht erst im Zuge der Regulierung von Online-Casinos geklärt werden. Die Regelungen sind der markante Teil, denn ein strengeres Werbeverbot würde unweigerlich weite Bahnen ziehen. Denn wo deutsche Stadien betroffen wären, müsste ebenso die Frage geklärt werden, ob internationale Anbieter im Sport, beispielsweise die UEFA, FIA oder andere Verbände ihre eigene Banden- und Ausstatterwerbung ebenfalls ändern müssten.