Heißkalt läuft es dir den Rücken runter. Lässt dich gnadenlos verzweifeln, vor lauter Glück euphorisch aufschreien. Emotionen auf engstem Raum. Endlose Leere prallt auf dicht gepackte Glückseligkeit. Sieben Tage, die dich von ganz oben nach ganz unten undwieder zurück spülen können. Wir kommen der Insel für einen Moment ganz nah, spüren den Regen im Gesicht, riechen den Smog und hören den Lärm ihrer Metropolen. Diese eine Woche, in der der Ball scheinbar nie aufhört zu rollen, liegt das Glück nicht im Handschuhfach. Nicht direkt greifbar, spürbar weit weg. Harte Arbeit für wahre Punkte. So und nur so übersteht man diese Zeit, die härter nicht sein könnte, die einem alles abverlangt. Der Rest nennt es Alltag.
Ganz werderesk, so wie es im Nachhinein auch nicht anders zu erwarten war, ist uns der Start in diese entbehrungseiche Zeit misslungen. Sicher ist in selben Maße wie nicht alles was glänzt Gold ist auch nicht alles alter Fisch was stinkt. Aber das Spiel gegen Angstgegner Augsburg hat in bezeichnender Art und Weise die aktuellen und seit gefühlt einer Ewigkeit existenten Problemzonen offengelegt. Der Euphorie unser phasenweise recht guten Auftritten zum Trotz, steht nun eine Partie, die man von der Pole Position angehen konnte, nie aber die Ruhe fand diese auch zu Ende zu bringen. Was bleibt sind wieder einmal zwei erzielte Treffer, die Torpremiere von Selke inklusive und die Gewissheit aktuell wie gewohnt die löchrigste Defensive zu stellen. Oder wie man in einer englischen Woche zu sagen pflegt: Same shit different day.
Gefangen im Gefühlschaos, getimed auf neunzig Minuten. Frei von der Welt, ihren Regeln, ihrer Physik. Frust und Enttäuschung prallen auf Jubeloden und dem vor Begeisterung triefendem Aufschrei bei jeder erspielten Torchance. Heraus kommt ein undefinierbares Gefühl. Eine Mischung aus Bangen und Hoffen, aus Angst vor dem nicht wieder aufstehen und Vorfreude auf den Tag an dem die zweite Halbzeit schon beim ersten Pfiff beginnt. Doch wann wird aus Hoffnung Realität, wann überschreiten wir die Grenze zwischen Traum und traumhaften Sein? Wie stabil ist unser Gerüst was mental reif, statistisch aber wieder Richtung 60 Gegentore unterwegs ist. Egal, möchte man meinen, solange am Ende die Null in der Differenz steht.
Die Frage nach der Balance, dem Drahtseilakt zwischen Offensive und Defensive, der uns in den letzten Jahren eher schlecht als recht gelungen ist, beschäftigt. Kann sich durch solch turbulentes Spiel überhaupt ein Gleichgewicht einstellen? Und was passiert, sollte sich 2015 die Österreich-Fraktion verabschieden? Wird eine bis dahin entstandene Balance einen solchen Verlust verkraften? Ist überhaupt von Verlust zu sprechen? Definiert sich Bremer Tradition nicht irgendwie auch vom regelmäßigen Verlust unserer Leistungsträger? Gegen Leverkusen hatten beide ihren Anteil am Punktgewinn, ist es daher alternativlos zu verlängern? Oder stehen wir vor einem erneuten Umbruch, den auch ein scheidender Kapitän mit einleiten wird?
Ob es möglich ist oder nicht, ob sich am Ende alles dreht was rund ist, kann nur Spekulation bleiben. Doch wir schaffen uns ein Denkmal. Mit jedem Tag, jedem Punkt strecken wir den Mittelfinger ein Stück weiter ins Gesicht des kapitalistisch geprägten Umland. Ziehen an einem Strang. Machen auch den tiefsten Badener zu Bremer Tafelsilber und höchstem Kulturgut. Und nicht, weil wir erwarten, dass jemand Applaus klatscht oder uns auf die Schulter klopft. Es geschieht, weil wir daran glauben, dass es richtig ist bis zum letzten für seine Werte einzustehen und jeden dran teilhaben zu lassen, der sich auf unsere Seite schlägt. Das ist eben auch Werder. Viel mehr ist eben genau das Werder Bremen. Und exakt aus diesem Grund werden es am Ende des Tages immer wir sein, die egal ob fröhlich summend oder vor Frust zweifelnd, Hand in Hand nach Hause gehen. So soll es sein.
So wird es bleiben. Gegen Schalke geht es nun um die nächsten Schritte. Wieder wird unsere Fantasie entfacht, Hoffnung geschürt auf den ersten Dreier, das erste Mal neunzig Minuten Vollgas von Beginn an, das erste Mal adrenalingetränkte Jubelschreie bevor es die anderen tun können. Das erste Mal erleben wie mit 16. Jung, zerbrechlich, schön. Es wird passieren, wenn nicht heute dann morgen. Dafür stehen Wir auf. Stehen zu Dir auch in dieser Zeit. Und du zahlst zurück, so langsam kann man es erahnen. Du, lieber SVW, zahlst deine Schulden zurück, stellst ein Kasten Bier vor unser aller Türen. Wir werden es erleben. Kein Weg führt daran vorbei. Alle Wege führen nach Rom. Der Rest zu Dir. Wir haben ihn gefunden. Was soll uns noch passieren.
Diese TKKG Kultur ist auch nur doppelzüngig, am Ende wird auch der SVW sich mit "strategischen Partnern" umgeben müssen um nicht komplett in der Versenkung zu verschwinden.
Oder dann doch lieber HAND IN HAND in die Zwote ?