Ich fahre zwar keinen DeLorean und ich hab auch keinen Sportalmanach (warum eigentlich ?) aber wie schon der verrückte Doc Brown bin ich Zeuge einer irren Reise.

Allerdings ohne Cowboys.

Mein erklärter Lieblingsverein hat vor einem knappen halben Jahr eine Reise kreuz und quer durch Europa angetreten. Wir waren im heissen Sevilla, im arschkalten Poltawa und immer wieder gerne in Belgien.

Leider mochten uns die Belgier nicht so sehr und deshalb fanden sie es besser wenn wir den Einheimischen nicht zu Nahe kommen und sperrten uns notfalls gleich komplett weg. So kam es dann auch in Lüttich zum einzigen Verkehrsunfall, man wurde mit 2:0 geschlagen und musste am Ende des Tages "nur" mit dem zweiten Gruppenplatz vorlieb nehmen.

Doch wie heisst es doch im Filmmuseum? Manchmal kommen sie wieder.

Nachdem Hannover sich gegen Brügge warmgeschossen hatte ging es abermals nach Lüttich. Was zuerst wie ein Loch in der Matrix wirkte war in Wirklichkeit ein ganz perfider Plan des Schicksals. 96 hatte auf einmal die Chance zurückzugehen und den einzigen Makel dieser Reise auszumerzen.

Also wieder nach Lüttch, glücklicherweise wurden weder Fans noch Stadt ernsthaft in Mitleidenschaft gezogen. Diesmal wurde das Spiel bedeutend offener gestaltet, doch abermals reichte es nur zu einem 2:2 Unentschieden. War es am Ende vielleicht unmöglich für Hannover, diese Mannschaft aus Lüttich zu schlagen? War dieser Verein aus der komischen Pommesstadt etwa unsere Nemesis?

Es kam zum grossen Showdown vor heimischer Kulisse.

Und diesmal wurde alles anders.

Als hätte jemand aus der Zukunft Mirko Slomka die entscheidenden Tipps gegeben stellte er von der neuerlernten Raute wieder auf offensive Flügel um und bereits nach 4 Minuten stand es 1:0 für unsere Roten. Auch danach flogen die Bälle fast im Minutentakt in des Gegners Strafraum, getragen von einer unglaublíchen Kulisse wie sie der Autor zuletzt nur gegen Sevilla gesehen hatte. Nur eine Viertelstunde später donnerte Pinto einen Ball in den Strafraum dem ein verduzter Verteidiger aus Lüttich nicht mehr auweichen konnte und ihn ins eigene Netz lenkte .

Gab es daraf eine Antwort von Lüttich? Nicht wirklich. Kurz darauf kam die Gelegenheit zum Anschluss doch diesmal hatte Fortuna anderes im Sinn und lenkte den Bal an den Pfosten.

Danach beherrschten die Roten das Spiel wieder mehr oder weniger nach elieben und spätestens nach dem Platzverweis war die Messe gelesen. Pinto und noch einmal der freundliche Gast aus Lüttich sorgten für den auch in der Höhe verdienten Endstand von 4:0.

Der Makel Lüttich wurde beseitigt und die Mannschaft samt Ihrer total hirnverbrannten Fans (die erst mit leeren Bierbechern, dann mit vollen Bierbechern , dann mit Böllern und schliesslich mit irgend einer Art Tischfeuerwerk auf andere Zuschauer im Block unter Ihnen gezielt haben und zum Glück Ihre Bengalos wohl schon komplett vor dem Spiel abgebrannt haben) nach Hause geschickt.

Für Hannover geht die Reise weiter und ganz egal wohin es sie führt, es bleibt auf jeden Fall spannend.

Doch was bedeutet diese Reise eigentlich für den Verein?

Nun, man kann wohl ohne grosse Probleme feststellen, dass dieser Trip durch Europa ein Segen für den Verein ist.

Gesteigerte Sympathie in Deutschland? Check.
Gesteigerte Wahrnehmung in Europa? Check.
In der Europa-League kann man kein Geld verdienen? 15 Millonen Euro Mehrennahmen rufen laut CHECK!

Und warum passiert das Ganze ausgerechnet in Hannover?

Ganz einfach, weil in Hannover einfach jeder unglaublich viel Bock dazu hat und jeder für den Anderen mitkämpft. Wir haben sicher keinen Robben und sicher auch keinen Raul aber wir haben eine MANNSCHAFT (M-A-N-N-S-C-H-A-F-T) die solange kämpft bis es nicht mehr geht und mittlerweile selbst Leute ansteckt , die jahrelang nix mit Hannover anfangen konnten und allein das zeigt wie wertvoll diese Reise bis jetzt schon war und sie ist hoffentlich noch lange nicht zu Ende.

Bleibt nur noch zu hoffen das wir nächstes Jahr noch eine Runde drehen dürfen, ich muss mal den Doc fragen...

Oh 96 olé, du wirst niemals untergehen!