Das Jahr ist bald rum und schon sprechen alle wieder von den nächsten Australian Open. Ich will aber noch einmal an eine tolles letztes Tennisjahr denken, welches aufregender war als die meisten vorherigen Jahren, mit vielen Newcomern und einem Wechsel an der Spitze der Weltrangliste im Männertennis
Zusammengefasst steht das alles auch in meinem Rückblick auf die Tennissaison 2008 der Männer.

Hier will ich vielmehr eingehen auf das diesjährige Finale des wohl populärsten und spektakulärsten Tennisturniers der Welt, auf Wimbledon 2008.
Das Finale hatte all das, wovon das Tennisherz träumt. Rasse, Klasse, Höhen, Tiefen, lange Pausen, tolle Punkte.
Nach diesem denkwürdigen Finale waren sich fast alle Experten und Fans einig, dass dieses Finale das wohl beste Finale aller Zeiten auf dem "Heiligen Rasen" war.

Aufeinander trafen ,wie nicht anders zu erwarten war, der Maestro Roger Federer, der zu diesem Zeitpunkt bereits 154 Wochen an der ersten Stelle der Tennisweltrangliste stand, und Rafael Nadal, der auch schon so lange hinter Federer auf dem zweiten Platz stand. 12 der letzten 13 Grand Slams hatten diese beiden vorher unter sich ausgemacht. Einzig und alleine das Finale der Australian Open in diesem Jahr gewann ein anderer Spieler.
Roger Federer, der Dominator der letzten Jahre ,vor allen Dingen in Wimbledon, schwächelte schon seit Beginn der Saison bedingt durch das Pfeiffersche Drüsenfieber, das er zu diesem Zeitpunkt schon besiegt hatte. Wochen zuvor verpasste Rafael Nadal ihm bei den French Open eine Schmach, eine Blamage. Nie zuvor habe ich Roger Federer so chancenlos gesehen.
Bei Wimbledon zogen beide souverän ins Finale ein. Die Spieler waren zu diesem Zeitpunkt absolut gleichauf. Das Duell versprach ungemein spannend zu werden.

Und Rafael Nadal begann furios. 6:4, 6:4 hieß es nach den beiden ersten Sätzen. Federer wirkte platt, enttäsucht und ideenlos gegen die Schnelligkeit und die Kraft des Spaniers. Zu diesem Zeitpunkt hatten ihn die meisten schon abgeschrieben.
Doch er kämpfte sich zurück ins Spiel. Er machte zwar noch immer, für ihn völlig untypisch, viel zu viele unerzwungene Fehler, dennoch schien Federer seinen jüngeren Kontrahenten etwas mehr kontrollieren zu können.
Es stand 5:4 für Roger Federer, da fing es an zu regnen. Es waren schon zwei Stunden und zwanzig Minuten gespielt als der Platz abgedeckt werden musste und die Spieler in die Kabine verschwanden.
Nach mehr als einer Stunde Pause ging es weiter und der dritte Satz führte in den Tie Break, den Roger mit 7:5 gewann. Damit setzte sich das Traumfinale fort.
Vierter Satz.
Der vierte Satz war der für mich beste und dramatischste Satz an diesem Spiel. In ihm verbanden sich Tennis der Extraklasse mit unglaublichen Ballwechseln und mit einer unerträglichen Dramatik, so dass ich nach Satz 4 eigentlich gar keine Fingernägel mehr besaß. Auch dieser vierte Satz sollte beim Stande von 6:6 im Tie Break entschieden werden, und wie!
Rafael Nadal vergab dabei (b)zwei Matchbälle(/b) ehe Federer mit seinem zweiten Aufschlag den Punkt zum 10:8 und damit den fünften Satz holte. Die Spannung war kaum auszuhalten.
Fünfter Satz
Und es fing wieder an zu regnen... "Das kann doch nicht war sein, hat dieser blöde Wettergott denn gar kein Erbamen?", fluchte ich. Da saß ich nun, meine dritte Tüte Chips in der Hand, und es regnete. Beim Stand von 2:2 im fünften und entscheidenden Satz regnete es, ich wurde verrückt. Es dauerte allerdings nur 20 Minuten bis weiter gespielt wurde.
Mittlerweile hatten wir schon 21:15 und langsam wurde es dunkel, das Match hatte wohlgemerkt um 15:30 angefangen...
Und Federer kam besser aus der Kabine. Er wirkte sehr präsent und feuerte Asse ins Feld, dass man nur so staunen konnte. Nadal wirkte zwar zu diesem Zeitpunkt nicht so souverän, holte sich aber genauso seine Sätze wie Federer, so dass es letztlich 5:5 stand.
Durch seinen grandiosen Aufschlag holte sich Federer dann das Spiel zum 6:5 und als es im nächsten Spiel 30:0 für Federer stand konnte man dessen Sieg förmlich riechen. Doch auch Nadal startete ein Comeback und holte sich das Spiel zum 6:6. Seine Physis war einfach nur beeindruckend.
So ging es weiter bis es dann 7:7 stand und Federer sein nächstes Aufschlagspiel hatte.
Und er verlor es, weil Nadal zunächst einen überirdischen Rückhand Cross spielte und Federer letztendlich wieder den einen unnötigen Fehler zuviel machte. Es stand 7:8 und Nadal servierte zum Sieg.
Irrsinnige Ballwechsel führten letztendlich zu einem 40:30 und damit zum dritten Matchball von Nadal. Ich weiß es noch genau. Er schritt zur Linie machte seine üblichen Spielereien und Rituale vor dem Aufschlag und setzte einen derart perfekten Aufschlag ins Feld, dass ich für den Bruchteil einer Sekunde sicher war, dass er gewinnt. Doch irgendwie schaffte Federer einen aberwitzigen Returnwinner und es stand 40:40, unglaublich!
Doch Nadal gewann den nächsten Ball und hatte seinen vierten Matchball.
Um 22:18 Uhr war es soweit. Das Spiel endete, symptomatisch, mit einem unerzwungenen Fehler von Federer und Nadal fiel in den Rasen. Er weinte.
Federer sah man an, dass dies der bitterste Moment seiner Tenniskarriere war. Nach fünf Triumphen hintereinander wurde er entthront. Doch wie ein Gentleman gratulierte er Nadal, dem neuen Champion am Netz, ehe er verschwand.

Nach fast fünf Stunden effektiver Spielzeit, einem Dutzend mal Gänsehaut, gefühlten 100 Toilettengängen und 10 Litern Cola war das für mich emotionalste und spannendste Finale der Tennisgeschichte beendet.
Letztendlich waren gerade die unerzwungen Fehler, die Federer sonst so selten macht, der entscheidende Faktor für seine Niederlage.
Vielleicht war dieses Finale nur ein Moment der Schwäche für Roger Federer, vielleicht war es aber auch die Wachablösung an der Spitze der Tenniswelt, dies wird die nächste Saison zeigen.
Diese Finale stand für alles, was den Sport ausmacht und es ist für mich eine Sache der Unmöglichkeit wie man das Finale nicht im Free-Tv ausstrahlen kann, wirklich eine Schande.
Diese Männer hätten es jedenfalls verdient.

Ich freue mich schon jetzt auf nächstes Jahr und auf den Kampf dieser beiden Giganten.