Der Deutsche Meister von 1948, der DFB-Pokalsieger von 1959, der Halbfinalist im Pokal der Pokalsieger 1986 oder gar der DDR-Rekordmeister - sie alle haben ihren Platz in den Büchern der deutschen Fußball-Historie sicher, doch das ist zum derzeitigen Zeitpunkt auch das Einzige, an das sich die Vereine und ihren treuen Zuschauer halten können, die Erinnerung an bessere Zeiten.

Inzwischen sind viele der großen und traditionsreichen Vereine in den Niederungen des deutschen Fußballs angekommen - einige mussten gar bei Null anfangen: Neugründung, erste Station Kreisklasse. Andere fristen ein mehr schlechtes als rechtes Dasein in den Verbands- oder Oberligen der Republik - vor 500 Unentwegten, in baufälligen Kampfbahnen, im Kampf um die Rückkehr und gegen das Vergessen.

Gerade in Anbetracht der Umstrukturierung des deutschen Fußballs mit Einführung der dritten Profiliga, müssen Klubs wie Fortuna Köln, Borussia Neunkirchen oder der FSV Zwickau mehr denn je um die Existenz bangen. Gerade in der Oberliga qualifizieren sich meist nur die ersten Vier der Tabelle für die neue Regionalliga, der Rest wird fünftklassig, so einfach und so bitter ist das.

Während sich Bayern-Fans im Schmerz über die UEFA-Cup-Teilnahme ergehen, sich 40.000 Kölner im Schnitt jede Woche aufs Neue sehnsüchtig nach der ersten Liga verzehren oder der VfL Wolfsburg über die mangelnde Integration seiner Millioneneinkäufe klagt, findet in der Verbandsliga Mittelrhein oder der Oberliga NOVF Süd der triste Alltag des Fußballs statt - Luxusprobleme gegen Existenzängste.

In loser Reihenfolge möchte ich deshalb einige Vereine voller Tradition und Geschichte vorstellen und wieder ins allgemeine Gedächtnis zurückrufen: Wo sind sie jetzt? Was ist passiert? Was hat sie bloß so ruiniert? Oder um es plakativ aber zutiefst ehrlich mit dem neuen Marketing Slogan des 1.FC Saarbrücken zu beschreiben: "Liebe kennt keine Liga". Den Anfang machen deshalb auch die Blau-Schwarzen aus dem Saarland…

Teil 1, 1.FC Saarbrücken:
Auf der Homepage des 1903 gegründeten Traditionsvereins aus der saarländischen Landeshauptstadt steht aktuell: "Der FCS konnte am 8. Spieltag seinen Abstand auf den fünften Tabellenplatz weiter vergrößern. Nach dem 1:1 in Homburg beträgt der Abstand auf den Tabellenfünften nun sieben Punkte." Dabei muss man beachten: Es handelt sich hier um die Oberliga Südwest, nicht etwa Regional- oder zweite Liga wie noch vor kurzer Zeit.

Die Realität beim FCS ist hart, die Fans aber extrem leidensfähig - 5.000 Zuschauer verfolgten am 7. September den 3:0-Heimsieg im Ludwigspark gegen den TuS Mechtersheim. Immerhin spielt der Klub aus dem Saarbrücker Stadtteil Malstatt in einer der attraktivsten Oberligen der schwierigen Saison 2007/2008 - namhafte Gegner gibt es mit Borussia Neunkirchen, dem FK Pirmasens, Eintracht Trier, Wormatia Worms und dem FC Homburg allenthalben.

Doch auch die attraktiven Derbies und der hohe Zuspruch der Zuschauer kann nicht über ein beispielloses Auf- und ab in den letzten Jahren hinwegtäuschen, an dessen Ende der Durchmarsch aus Liga zwei in die Oberliga stand. So tief war der zweimalige deutsche Vizemeister noch nie gefallen. Fünf Jahre lang spielte der 1.FC Saarbrücken Bundesliga - zuletzt 1992/93, Eric Wynalda und Peter Neururer lassen grüßen - in der ewigen Tabelle der zweithöchsten deutschen Spielklasse belegt man nach 19 Jahren und exakt 1.000 Punkten immerhin Rang neun.

Doch man kam immer wieder zurück, auch nach dem Lizenzentzug 1995 - insgesamt sechs Mal. Zuletzt träumte man an der Saar 2004 von der großen Rückkehr. Wie so oft und wie in so vielen Vereinen lautete das Ziel nach dem Aufstieg aus der Regionalliga "über kurz oder lang in die Bundesliga", doch nach einem ersten guten Jahr in Liga zwei folgte schon in der Saison darauf der Knock-Out, im Jahr darauf in einem denkwürdigen Abstiegsdrama am letzten Spieltag der Regionalliga Süd der endgültige Sturz ins vermeintlich Bodenlose.

Nach einigen Jahren, in denen kopflos in überteuerte Spieler investiert wurde, hat man nun wohl im Saarland verstanden: Mit dem neuen Trainer Michael Krüger und einer verjüngten Mannschaft mit vielen deutschen Talenten versucht der FCS den Neuanfang und die Qualifikation für die Regionalliga. Besonders das ständige Chaos rund um den Verein soll ein Ende haben - auch wenn es das ganz besondere Flair beim 1.FC Saarbrücken irgendwie ausmacht, denn "normal" sind die nicht…

Dieser erste Blog ist sogleich ein Aufruf an alle Fans des 1.FC Saarbrücken, sich zu Wort zu melden - was läuft wirklich beim FCS? Was sind eure schönsten Geschichten, Lieblingsspieler, Kulttrainer und wann habt ihr das erste Spiel im Ludwigspark gesehen? Erzählt alles und…haltet durch, Tradition verpflichtet!