"Keine Punkte, aber 2 Promill.",
"Wat willste machen?! Außer nem dummen Jesischt.",
lauteten die ersten Zusammenfassungen auf dem Klo hinter N14 um 15:20.

Wenn's nicht läuft...wäre wohl ebenso zutreffend,
die Zuckerwattentage mit dem 1.FC Köln sind auf jeden Fall fürs Erste vorbei.
3 Monate ungeschlagen und fast ohne Gegentor, jetzt gleich zwei Pleiten hintereinander und das Tor des Gegners nicht mehr treffen.

Sinnbildlich für diese komische Situation steht wohl die Nummer 16 im Kader, Pat Helmes, der mit einfachen Worten gesagt, einfach von der Rolle ist. Schon bei Stögers erster Pflichtspielniederlage in Bochum hatte Helmes 2-3 sehr ordentliche Möglichkeiten, von denen er unter normalen Umständen zumindest eine macht.
Und auch heute war es wieder dieser Helmes, der die wahrscheinlich beste Occasion des Kölner Spiels an die Latte köpft. So ist es eben bei Stürmern: fehlt das Selbstverständnis des Killers, dann will er halt nicht rein.
Beim 1.FC Köln hatte man heute mal wieder dieses sprichwörtliche Fußballgefühl: "die hätten noch Stunden spielen können, sie hätten immer noch kein Tor geschossen."

So schlecht sah es insgesamt garnicht aus, aber eben harmlos, und dazu gegen einen gut organisierten Gegner, der in der Tabelle zwar unten steht, in den letzten Wochen aber deutlich im Aufwind ist.
Dass es zäh würden werde, war zumindest mir schon vor dem Spiel klar, obwohl der Nachbar heute morgen noch von einer 40er-Quote für ein 5:0 faselte.
Aber diese erste Saisonniederlage in Bochum hat anscheinend doch am Selbstbewusstsein des zuvor so souverän agierenden Klassenprimus der Zweiten Liga gekratzt, denn so recht wollte der Elf in Weiß-Rot heute nichts einfallen.

Mit Ujah für Helmes war Stöger in diese kritische Partie gegangen, darüber hinaus alles wie gehabt und trotzdem wenig schlagkräftig, weil Risse und vor allem Peszko nicht gerade ihre besten Tage erwischt hatten. Für den FC Ingolstadt 04 (übrigens ein eindeutiges Zeichen für eine junge Vereinsgründung, denn wenn sie nicht erst 2004 fusioniert wären, dann hießen sie sicher FC Ingolstadt 1904 oder 1804) lief in den ersten 45 Minuten alles nach Ralph "Hasi" Hasenhüttels Plan.
Sprich: das Spiel zerfahren, hinten gut stehen, zerstören und bloß keinen Spielfluss aufkommen lassen. Solche Spiele gibt es in jeder Liga, die eherne Grundregel lauten dann: auf keinen Fall in Rückstand geraten.
Genau das passierte aber kurz nach Wiederanpfiff, gesehen in Form einer schwarzen Spielertraube auf dem Fernsehmonitor am Bierstand hinter N14. Es soll ein schönes Tor gewesen sein, sagte der Sitznachbar im Block.

Da haben wir sie also, die erste Mini-Krise in der Ära Stöger, beim 1.FC Köln des mit 99,X % Stimmen wiedergewählten Präsidenten Spinner, der grundsätzlich alles richtig macht und sogar einen Plan C in der Tasche hat. (Nichtaufstieg 2015)
100.000 Mitglieder hat er am Montag als visionäres Ziel für diesen einmaligen Fußballclub ausgerufen, die Realität heißt aber erstmal St.Pauli, FSV Frankfurt und SG Dynamo. Gerade bei den beiden letzteren wird damit zu rechnen sein, dass sie ähnlich defensiv und kämpferisch agieren, wie zuletzt 60 München oder heute der FCI.

Stöger wird systematisch etwas variieren müssen, denn aktuell scheint das Spiel seiner Mannschaft zu leicht auszurechnen. Halfar hat mir trotz aller Offensivprobleme gut gefallen, aber er alleine reicht nicht, um eine kompakte Abwehr unter Druck zu setzen. Wie es scheint, entpuppt sich der Glamour-Sieg gegen den FC Union eher als Gift für Stögers Team, denn an diesem berauschenden Abend lief wirklich alles viel zu glatt.
Wenn es haarig wird, dann fehlt es dieser tollen Truppe an dreckigen Mitteln. Sie spielen und rennen an und spielen noch weiter, schön anzusehen aber ohne Arschlochelement.

So ist die Zweite Liga leider wieder eine Liga geworden, mit einem echten Rennen an der Spitze, was keiner von uns wirklich gebraucht hätte. Immerhin: wenn schon Ergebniskrise, dann lieber im November als im April. Und wenn es solche komischen Phänomene nicht gäbe, dann wäre es einfach auch nicht der so sehr geliebte 1.FC Köln. Wer zur Hölle braucht den FC Ingolstadt?!