Seit dem Spiel gegen Bremen sind nun einige Tage ins Land gegangen. Am Montag fühlte ich mich ein bisschen so, wie nach einer durchzechten Nacht. Katerstimmung! Ein Gefühl, dass man als Fortuna-Fan kaum noch gewohnt war. Deswegen darf man ruhig mal ein, zwei Tage schmollen, angepisst sein und sich fürchterlich über die Art und Weise ärgern, mit der die Punkte in den vergangenen Wochen hergeschenkt wurden. Spätestens seit Mittwoch ist aber Schluss damit. Denn am Freitag geht's schon weiter. Fortuna eröffnet den 13. Spieltag gegen den HSV. Einen Gegner, gegen den man was holen kann!

Mit ähnlichem Optimismus habe ich bereits die Vorberichte zu den Spielen gegen Wolfsburg, Hoffenheim und Bremen verfasst. Aus diesen drei Spielen konnte Fortuna lediglich einen Punkt mitnehmen. Doch aufgrund der phasenweise gezeigten Leistungen gehe ich auch das Heimspiel gegen den HSV wieder mit einer ordentlichen Portion Zuversicht und Selbstbewusstsein an. Gegen alle drei oben genannten Teams spielte Fortuna eine ordentliche bis sehr gute erste Halbzeit und brachte sich während der zweiten 45 Minuten selbst um den Lohn. Man kann davon ausgehen, dass sowohl die Spieler als auch Norbert Meier daraus gelernt haben.

Das letzte Aufeinandertreffen zwischen Fortuna und dem HSV fand am 2.8.2009 im DFB Pokal statt. Fortuna war gerade in die Zweite Liga aufgestiegen, Bruno Labbadia war noch HSV-Trainer und Jovanovic und Bulykin bildeten unser kongeniales Sturmduo. Unvergessen bleibt Lumpis Ausgleichstreffer in der 120. Minute, der uns nach tollem Kampf ins Elfmeterschießen rettete.


Der Hamburger SV reist mit dem Selbstbewusstsein von fünf Siegen aus den letzten neun Bundesligaspielen an. Niederlagen setzte es seit dem vierten Spieltag nur noch gegen Stuttgart (0:1) und München (0:3). Nach dem katastrophalen Start mit vier Niederlagen hat sich das Team mittlerweile gefangen und steht auf Tabellenplatz neun. Doch bei allem Respekt: Der HSV ist für mich derzeit auch der größte Blender der Liga! Zwar brachte der Transfer von Rafael van der Vaart wie erwartet deutlich mehr individuelle Qualität in das Offensivspiel der Hamburger. Doch sehe ich die Probleme in der Defensive beim HSV ähnlich groß wie bei uns. Lediglich Rene Adler haben die Hamburger es zu verdanken, dass diese Defensivschwächen bisher nicht wesentlich mehr Gegentore zur Folge hatte.

Es lassen sich aber noch konkretere Parallelen zwischen dem HSV und der Fortuna ziehen. Mit Adler im Tor und Westermann in der Innenverteidigung gibt es in der Hamburger Hintermannschaft zwei Konstanten. Van der Vaart und Son sind die beiden herausragenden Spieler in der Offensive. Was der Rest des Hamburger Teams abliefert, ist wechselhaft und unkonstant. Ähnlich wie bei uns also, wo Giefer und Langeneke hinten, sowie Kruse vorne die Stützen des Teams sind, von deren Leistung unser Abschneiden in besonderem Maße abhängt.

Doch bleiben wir zuerst bei unserer Defensive: Vergleicht man die Zweikampfdaten der letzten Wochen mit denen aus den erfolgreichen Spielen zu Saisonbeginn, dann wird eines schnell deutlich: Fortuna bestreitet 20-40% weniger Zweikämpfe im eigenen Abwehrdrittel und bekommt besonders im Zentrum wesentlich weniger Zugriff auf die gegnerische Offensive.

Die sechs Felder zeigen, wo in den jeweiligen Spielen die Zweikämpfe in unserem Abwehrdrittel geführt wurden. Berücksichtigt habe ich dabei nur die Spieler unserer Viererkette, sowie die beiden defensiven Mittelfeldspieler. Die Zahl steht für die insgesamt in diesem Bereich geführten Zweikämpfe der sechs Defensivspieler von Fortuna.

Es hapert zur Zeit also genau dort, wo van der Vaart - einer der Schlüsselspieler des HSV - seinen größten Aktionsradius hat. In der Zentrale! Adam Bodzek hat bereits gegen Bermen den persönlichen Bewacher für Aaron Hunt gespielt. Diese Rolle könnte ihm gegen den HSV bzw. van der Vaart erneut zukommen.

Vermutlich bis zum Abschlusstraining am Donnerstag wird die Frage offen bleiben, ob Malezas schon gegen den HSV sein Comeback feiern kann, oder ob diese Partie für ihn noch zu früh kommt. Zwar hat Juanan in den letzten Spielen keine eklatanten Schwächen mehr gezeigt. Doch ist der gute Saisonstart, nicht zu Unrecht, in vielen Köpfen auch eng mit den Leistungen Malezas verknüpft. Der Grieche stieg nach fünfwöchiger Verletzungspause erst am Montag wieder ins Lauftraining ein. Auch der gegen Bremen wegen muskulärer Probleme ausgefallene Oliver Fink wird aller Vorraussicht nach gegen Hamburg noch nicht wieder zur Verfügung stehen.

Spannend wird auch sein, ob und in welcher Funktion Andriy Voronin ins Team zurückkehrt. Nach all den Querelen, die er wohl bemerkt selbst verursacht hat, war es nur richtig, ihn gegen Bremen nicht für den 18er-Kader zu nominieren. In den vergangenen Tagen zeigte Voronin allerdings Reue und machte deutlich, dass eine vorzeitige Beendigung der Leihe für ihn kein Thema ist. "Ich will der Mannschaft im Abstiegskampf helfen", sagt er. Es sieht also danach aus, als ob Voronin bis Saisonende hier bleiben wird. Höchste Zeit, dass er sich endlich in die Mannschaft integriert. Im ersten Schritt könnte er das tun, indem er der Presse keine neuen Schlagzeilen liefert. So könnte er sich im zweiten Schritt auch wieder für einen Platz in der Startelf anbieten.

Denkbar wäre, dass Norbert Meier Garbuschewski nach zwei eher mittelmäßigen Spielen erstmal wieder auf die Bank setzt. Kruse könnte dafür wieder aus Rechtsaußen rücken, wodurch im Zentrum Platz für Voronin wäre. Eigentlich wünsche ich mir jedes Wochenende wieder seine Fähigkeiten auf dem Platz. Und bei unseren begrenzten spielerischen Mitteln wäre es beinahe fahrlässig, ihn dauerhaft draußen zu lassen. Dafür muss er aber endlich wieder bereit sein, auch mal längere Wege nach hinten mit zu gehen und das Lamentieren nach misslungenen Aktionen sein zu lassen. Eigentlich selbstverständliche Dinge. Ich rechne gegen den HSV wieder mit ihm in der Startelf.