Trotz heftiger Niederlagen und einem unnötigen Pokalaus erleben wir nicht nur den besten Saisonstart seit 16 Jahren, sondern sogar den besten Effzeh aller Zeiten, wie der selbsternannte Experte donluka verkündete (dessen Selbsteinschätzung ich an dieser Stelle ausdrücklich bekräftigen möchte). Komischerweise steht trotzdem in den Sternen, ob die Kölner am Samstag Werder Bremen aus dem Stadion schießen, oder selbst abgeschossen werden. Die Frage, was wahrscheinlicher ist, beantwortet wie immer die


Ausgangslage
Platz 11, 16 Punkte, Tordifferenz –5. Zwei Punkte zum Europapokalplatz, sieben Punkte zum Relegationsplatz. Wenn man sich diese Zahlen vor Augen führt, scheint alles in Butter. Sieht man aber genauer hin, zerfällt das Luftschloss in seine Einzelteile. Mit 18 geschossenen Toren (davon 8 von Podolski) hat der FC zwar den fünftbesten Sturm der Liga, aber mit 23 Gegentoren auch (zusammen mit unseren Freunden vom HSV) die zweitschlechteste Abwehr (hinter Freiburg, 26 Gegentore). Gerade in den letzten Spielen werden die zwei Gesichter des 1. FC Köln offensichtlich. Drei zu-Null Siegen gegen Hoffenheim, Hannover 96 und Augsburg (jeweils zuhause) stehen zwei Niederlagen in der fremde Gegenüber, mit 0:8 Toren und dilettantischen Auftritten. Wie der 4:1 Erfolg gegen Leverkusen beweist, liegt es aber nicht am eigenen Stadion, wie der Effzeh auftritt (insgesamt Platz 13 in der Auswärtstabelle).
Woran es tatsächlich liegt, vermag niemand zu sagen. Und genau das ist der Knackpunkt, der die Freude über den guten Tabellenstand trübt. Es liegt nicht (nur) an den Verletzungssorgen, da auch mit vielen verletzten gute Spiele abgeliefert wurden und nicht (mehr) am Systemverständnis, da man solche Dinge nicht wieder vergisst, wenn sie einmal sitzen. Die offensichtlichste Erklärung ist ein Motivationsproblem, das die Mannschaft gegen Teams wie Dortmund jedoch nicht haben sollte und bei der guten Stimmung im Kader auch nicht haben dürfte. Woran es genau liegt, das muss Ståle Solbakken (auch „Soulbakken", oder „bester Trainer wo gibt") schnell herausfinden. Dann kann es eine bombastische Saison werden für unseren Effzeh!

Der Gegner aus Bremen, den ich in einem Anflug des Wahnsinns am Dienstag als meinen Meistertipp nannte, steht nach der letzten Saison, die niemand im Verein schnell genug vergessen konnte, wieder ziemlich gut da (Aktuell Platz 4). Den Abgang von Kapitän Mertesacker nach London und das Karriereende von Ex-Kapitän Frings konnte man gut verkraften, Wunderverteidiger Naldo ist nach langer Verletzungspause zurück, außerdem nennt man eine der größten Waffen der Bundesliga sein eigen: Claudio Pizarro. Der Peruaner trifft wie er will, bindet stets mehrere Abwehrspieler und ist trotz seines Alters in einer großartigen Verfassung. Doch mehr noch als der Effzeh von Lukas Podolski abhängig ist, steht und fällt das Spiel der Werderaner mit ihrem Stürmer Nr. 1.

Letzte 5 Spiele:
1. FC Köln: S-N-S-N-S
Werder Bremen: S-N-N-U-S

Personelle Lage
Das Lazarett lichtet sich langsam, aber sowohl für Petit, als auch für Pedro Geromel, die mittlerweile wieder mit der Mannschaft trainieren, käme ein Einsatz zu früh. McKenna und Novakovic werden voraussichtlich ebenfalls ausfallen. Adil Chihi ist weiter verletzt und wird bis weit in die Rückrunde, wenn nicht bis zum Saisonende fehlen. Auch Andrezinho steht bis zur Rückrunde nicht zur Verfügung.

Bei Bremen sind Silvestre, Borowski, Boenisch und Avdic verletzt. Pizarro ist dagegen wieder fit und wird spielen.

Ausblick
Wie angesprochen waren die letzten Auswärtsauftritte nicht wirklich berauschend, das beste Spiel war gegen Hoffenheim im Pokal und auch das ging verloren, weil die Chancenauswertung nicht gepasst hat. Das 3:0 gegen Augsburg, eine Mannschaft die zu keiner Zeit Erstliganiveau hatte, darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Effzeh weiter in einer kritischen Phase steckt. Ein Sieg gegen Bremen könnte den Abstand zu den Abstiegsrängen so groß werden lassen, dass dieser Gedanke vorerst aus dem Hinterkopf verdrängt wird, eine Niederlage könnte ein erneutes Abrutschen bedeuten. Bremen hat ein völlig anderes Niveau als Augsburg und die Norddeutschen wollen ihrerseits den Anschluss an die Tabellenspitze nicht verlieren, weshalb sie zuhause versuchen werden, den FC hinten rein zu drücken und zu dominieren. Diese Chance muss man ergreifen und aus einer kompakten Grundordnung, die man mit der vom Trainer geforderten taktischen Disziplin halten muss, schnelle Konter spielen. Wenn das klappt, ist einiges drin. Wenn nicht, gibt es nur die nächste Klatsche.

Mein Tipp
Ich bin unsicher und befürchte das Schlimmste. Mit einem Punkt wäre ich sehr, sehr zufrieden. Eine Niederlage würde die Stimmung (vor allem in den Medien) wieder unnötig anheizen, bei einem Sieg wären alle Sorgen vorerst vom Tisch. Aber trotzdem, da kann aus Kölner Sicht alles passieren - 2:0, 1:1, 0:5.