Donnerstag morgen: Wie gewöhnlich springe ich aus der Dusche, Jeans, Shirt und Pulli an, Jacke und Mütze parat. Schnell noch den Kleingeldstand in der Hosentasche überprüft- genug da, für ein überteuertes Brötchen am Kölner Hbf oder in Deutz.

Schlüssel und Türklinke in der Hand, ab ins Büro!

Aber halt, Stopp! Fast das Wichtigste vergessen. Man kann sich zwar schwer daran gewöhnen, aber heute ist ja Spieltag, mitten in der Woche, unfassbar.
Die Borussia im internationalen Geschäft- also schnell noch den schwarz- weiß- grünen Schal um den Hals und Dauerkartencheck- alles da, es kann los gehen.

Die merkwürdigen Blicke der übrigen Bahngäste ist man als Borusse in Köln ja schon gewohnt, aber diesmal sind sie anders. Sie wissen es, und sie wissen, dass ich es weiss! „Wat ess dat denn for ene driss! De luure schee international un me hänge en dä zwigge liga av!"- spukt es in den Köpfen der Effzehler herum.

Was für ein guter Start in den Tag!

Den Brötchenwucher längst vergessen, betrete ich den Fahrstuhl, fahre in die 4te Etage, öffne die Tür zum Büro und blicke in die zwar müden, doch bereits jetzt schon genervten Gesichter meiner Kollegen.
Sie haben meinen Schal längst erkannt und auch wenn nicht alle von ihnen so Fußballaffin sind wie ich, wissen sie was ihnen heute bevorsteht.
- Ein voller Vorfreude strotzender Kerl, der ihnen heute unzählige Gespräche über die abendliche Aufstellung, Einstellung und tabellarische Situation der Borussia aufdrängen wird.

Was kann den Tag jetzt noch besser machen?!

Mittagspause- Imbissbude-Mittagstisch-Lecker!
Auf dem Rückweg wird mir bewusst, dass es nur noch ein paar Stündchen bis zum wichtigen Spiel sind. Wir haben das Weiterkommen selber in der Hand, was mittlerweile auch jeder meiner Kollegen weiß, ob er nun will oder nicht.

18 Uhr! Es ist soweit, Feierabend! Computer aus, Glas in die Küche, Tschüss hier – Tschüss da. Gelegentlich schleicht sich sogar ein: „Viel Erfolg für heute Abend ein", dessen Ernsthaftigkeit ich mir allerdings nicht sicher sein kann.
Aufzug- Erdgeschoss- raus aus dem Büro- zwei Ampeln- Bahnhof Deutz.
Auf Gleis 8 sitzt bereits mein treuer Freund, einer von vielen Borussen, die die Fahne auch im Feindesgebiet offen in die Höhe halten.
Jute Sack dabei, klirrendes Geräusch im inneren, grinsender Ausdruck!- Feierabend und Fußballbier,

was kann den Tag jetzt noch besser machen!?

Köln Hbf, ein weiterer Mitstreiter betritt den Zug, Pilsener Urquell in der Hand, lächeln im Gesicht- auf geht’s Jungs!

Grevenbroich, Nummer 4 und 5 gesellen sich in unsere Runde, einer Alt, einer Pils- nächster Halt- Rheydt! Beliefen sich die Gespräche bis hierhin noch auf Studium, Arbeit und Referendariat, gleicht der Zug nun dem Sport 1 Doppelpass unter der Leitung von Kommentatorenlegende Fritz von Thurn und Taxis.

Nordpark! Wir verabschieden uns in die jeweiligen Blöcke, benicken kurz den gewohnten Treffpunkt nach dem Spiel- Jumbo Pizza- und betreten das heilige Rund.
So eben bekommen wir noch mit, wie Arango beim Warmschiessen ein Ding nach dem anderen in den Winkel knallt, bevor die Borussia in den Katakomben verschwindet, was bekanntermaßen die Vorspielbeginnpinkelpause einläutet.

21 Uhr! Die Mannschaften betreten unter feierlicher Musik den Rasen, das Stadion steht, die Fans singen und da passiert es: Es startet im Rücken, steigt wellenartig immer höher, erzeugt Gänsehaut in den Armen, die Nackenhaare stellen sich auf, Endorphine, Serotonin und Dopamin geben sich die Hand, Puls und Arm heben sich und aus der tiefe meines Herzens ertönt ein lautes VFL durch den Block.

Was kann den Tag jetzt noch besser machen?