Das Ende einer Ära
Vervettelt!
Was sich gestern Morgen (deutscher Brotzeit) in Malaysia zugetragen hat, ist nicht weniger als der 2. WM-Lauf einer äußerst dynamischen Rennserie. Es ist fast etwas mehr, denn das Spektakel wurde durch eine egoistische Aktion des Noch-Weltmeisters Sebastian 'Rennsau' Vettel überschattet. So manchem Couch-Cruiser blieb das Super Bleifrei (Bier) im Halse stecken.
Das hier ist nun nicht weniger als der Versuch die Formel 1 und, wenn wir schon dabei sind, den gesamten Leistungssport von solchen sieggeilen Profis zu befreien. Bitte anschnallen, wir legen mal einen Gang ein.
Die Schmach des Siegers:
<em>Champagner satt, obwohl man durstig ist!</em>
1. Gang - Formel 1-Revolution á la Smart
Diese ständige Debatte um fahrerisches Können, das Getöse um Ecclestones Töchter, fragwürdige Regelwerksveränderungen einer eh eher lax ausgelegten Spaßveranstaltung und auch das Hin und Her um technische Neuerungen sind absolut überflüssig, versteht ja eh keiner. Team-Order heißt das Zauberwort. Viel mehr braucht es nicht, um solche Rennserien zum Glanz vergangener Tage zurückzuführen. Fortan (heißt: ab sofort!) wird nicht mehr um Plätze gekämpft. Vor der Saison wird ausgelost, wer wo zu landen hat. Wer sich nicht daran hält, der wird von Mark Webber (bald im Kino: Webber - Im Netz der Spinne) persönlich gestinkefingert. Klingt radikal, soll es auch sein. Die Formel 1 hat ein neues Gesicht verdient. Ein - ja, es wird nun sentimental - menschliches, ein verletzliches. Am ehesten ist das natürlich möglich, indem man sich von solchen Schikanen wie Positionskämpfen, DRS-Gedüse und professionellen Pitstops verabschiedet. Daran arbeiten Force India und Co. jetzt bereits auf Hochtouren. Wir brauchen moralisch vertretbare Rennen. Rennen, die ihren Namen mehr dem historischen Charakter als leistungsprotzender Highend-Boliden verdanken. Weg von der leistungsgeilen Asphaltsause!
Um genau das zu erreichen, wird die neue durch Team-Order bestimmte Formel 1 nicht länger mit flachen Flundern ausgetragen, sondern schlicht und teamübergreifend mit Smarts gefahren. Das Safety Car wird zwar allen davon düsen, dafür wird groß und bildschirmübergreifend eingeblendet wie viel mehr Sprit die Sternenkarre frisst. Elende Verschwendung! So erschließt man auch gleich ganz neue Zielgruppen. Vielleicht zwei. Das sollte vorerst genügen, bis wieder irgendwer auf die Idee kommt, sich an den neuen, noch besseren Regeln zu vergreifen.
Bald Vergangenheit: Traurige Miene beim Siegen
2. Gang - Aus Leistungssport wird Leichtensport
Durch die Bilder der gestrigen Siegerehrung, die uns noch immer schockieren, wünschen sich nicht wenige, dass nicht nur die Formel 1 einer Generalüberholung unterzogen wird. Zu sehen, dass der Sieger eines Wettbewerbs voll traurig und apathisch rumsteht, Champagner trinkt und den Kopf gefangen von Vorwürfen senkt, das macht deutlich, dass Siegen eben nicht glücklich macht. Ein bis dato aufrecht erhaltener, altertümlicher Irrglaube aus Griechenland. Wenn man dabei einbezieht wie es Griechenland heute geht, fragt man sich schon: wie kann man auch andere Sportarten oder schlicht den sportlichen Gedanken an sich handzahm bekommen, um den Ruin zu verhindern?
Sport ist seit jeher nur darauf ausgelegt, dass (unabhängig der Teilnehmeranzahl) jemand gewinnt. Viele Modelle, die man in jedem anderen Zusammenhang 'erfolgreich' nennen würde, hier aber lieber nachahmenswert nennen sollte, haben es vorgemacht. Da wären zum Beispiel Waldorfschulen, kostengünstige Orakel, Schneeballsysteme, Light-Produkte und asiatische 1$ iPhone-Webseiten. All diese machen vor, dass wir alle gewinnen können, wenn wir nur daran glauben. Sport kann also doch für alle fair sein. Fortan wird nicht länger mit Leistungsbezug danach entschieden, wer ganz oben steht, denn ab sofort stehen wir alle oben. Jeder gewinnt, sogar Webber! Ja, das klingt fast zu gut, um wahr zu sein, aber so wird es sein. Ab sofort!
Es macht auch so viele Entscheidungen unkomplizierter, weil ja eh jeder gewinnt. Keine endlosen Zeitlupen, kein unnötiger Druck, keine Diskussionen über die perfekte Vorbereitung, Taktiken oder Equipment. Das war ja eh alles überflüssig und öde. Willkommen in der Zukunft, willkommen im Leichtensport!
3. Gang - Und was ist mit Fuußball?
Tja, selbst bei dieser übertrieben beliebten Ballsportart setzen die neuen Gesetze umgehend ein. Alle Mannschaften gewinnen jedes Spiel. Sogar Hoffenheim, manchmal. Leistungszentren werden zu kreativen Bastelstuben und esoterischen Chillout-Lounges umfunktioniert. Mehr Platz zur Ruhe und Entspannung. Genau dem, wonach sich jeder sportinteressierte Jugendliche innerlich schon immer gesehnt hat. Gewaltbereite Fans werden nach und nach verschwinden, denn die Begeisterung über die typischen drei Punkte gegen die Bayern stimmen nicht mehr sonderlich euphorisch. Statt Bengalos wird in naher Zukunft über Konfetti aus dem Ultrablock diskutiert. Und ja, nach kurzer Debatte in einem DFB-Yogazentrum wird es genehmigt. Ganz amtlich mit einer Gruppenumarmung. Fairness - immer und überall. Insgeheim ist es doch genau das, wonach wir so lange suchten, wir müssen es uns nur noch eingestehen oder einreden lassen.
Da die Ergebnisse eh schon von vornherein feststehen, wird die Spielzeit deutlich verkürzt, damit man schneller auf dem Weg zu den öffentlichen Verkehrsmitteln singen und schunkeln kann. Fußball wird endlich mehr und mehr dem Kölner Karneval ähneln. Das wird zwar fast nur Kölner freuen, aber das ist zweitligig. Es geht schließlich um viel mehr als die Sympathie einiger, es geht um die Rettung des Sports. Weg vom Leistungsdruck, hin zum Spaß für Jedermann.
Denn das sollten wir alle gelernt haben: Sport macht nur Spaß, wenn nicht immer die Besten gewinnen, sondern irgendwie jeder. Also nicht länger warten, ab sofort sind wir alle Weltmeister, Sieger und Elite. Freut euch. Fast vollkommen zu Recht...bis zur nächsten Team-Order.
In diesem Sinne
tobzzzzn
Das hier ist nun nicht weniger als der Versuch die Formel 1 und, wenn wir schon dabei sind, den gesamten Leistungssport von solchen sieggeilen Profis zu befreien. Bitte anschnallen, wir legen mal einen Gang ein.
Die Schmach des Siegers:
<em>Champagner satt, obwohl man durstig ist!</em>
1. Gang - Formel 1-Revolution á la Smart
Diese ständige Debatte um fahrerisches Können, das Getöse um Ecclestones Töchter, fragwürdige Regelwerksveränderungen einer eh eher lax ausgelegten Spaßveranstaltung und auch das Hin und Her um technische Neuerungen sind absolut überflüssig, versteht ja eh keiner. Team-Order heißt das Zauberwort. Viel mehr braucht es nicht, um solche Rennserien zum Glanz vergangener Tage zurückzuführen. Fortan (heißt: ab sofort!) wird nicht mehr um Plätze gekämpft. Vor der Saison wird ausgelost, wer wo zu landen hat. Wer sich nicht daran hält, der wird von Mark Webber (bald im Kino: Webber - Im Netz der Spinne) persönlich gestinkefingert. Klingt radikal, soll es auch sein. Die Formel 1 hat ein neues Gesicht verdient. Ein - ja, es wird nun sentimental - menschliches, ein verletzliches. Am ehesten ist das natürlich möglich, indem man sich von solchen Schikanen wie Positionskämpfen, DRS-Gedüse und professionellen Pitstops verabschiedet. Daran arbeiten Force India und Co. jetzt bereits auf Hochtouren. Wir brauchen moralisch vertretbare Rennen. Rennen, die ihren Namen mehr dem historischen Charakter als leistungsprotzender Highend-Boliden verdanken. Weg von der leistungsgeilen Asphaltsause!
Um genau das zu erreichen, wird die neue durch Team-Order bestimmte Formel 1 nicht länger mit flachen Flundern ausgetragen, sondern schlicht und teamübergreifend mit Smarts gefahren. Das Safety Car wird zwar allen davon düsen, dafür wird groß und bildschirmübergreifend eingeblendet wie viel mehr Sprit die Sternenkarre frisst. Elende Verschwendung! So erschließt man auch gleich ganz neue Zielgruppen. Vielleicht zwei. Das sollte vorerst genügen, bis wieder irgendwer auf die Idee kommt, sich an den neuen, noch besseren Regeln zu vergreifen.
Bald Vergangenheit: Traurige Miene beim Siegen
2. Gang - Aus Leistungssport wird Leichtensport
Durch die Bilder der gestrigen Siegerehrung, die uns noch immer schockieren, wünschen sich nicht wenige, dass nicht nur die Formel 1 einer Generalüberholung unterzogen wird. Zu sehen, dass der Sieger eines Wettbewerbs voll traurig und apathisch rumsteht, Champagner trinkt und den Kopf gefangen von Vorwürfen senkt, das macht deutlich, dass Siegen eben nicht glücklich macht. Ein bis dato aufrecht erhaltener, altertümlicher Irrglaube aus Griechenland. Wenn man dabei einbezieht wie es Griechenland heute geht, fragt man sich schon: wie kann man auch andere Sportarten oder schlicht den sportlichen Gedanken an sich handzahm bekommen, um den Ruin zu verhindern?
Sport ist seit jeher nur darauf ausgelegt, dass (unabhängig der Teilnehmeranzahl) jemand gewinnt. Viele Modelle, die man in jedem anderen Zusammenhang 'erfolgreich' nennen würde, hier aber lieber nachahmenswert nennen sollte, haben es vorgemacht. Da wären zum Beispiel Waldorfschulen, kostengünstige Orakel, Schneeballsysteme, Light-Produkte und asiatische 1$ iPhone-Webseiten. All diese machen vor, dass wir alle gewinnen können, wenn wir nur daran glauben. Sport kann also doch für alle fair sein. Fortan wird nicht länger mit Leistungsbezug danach entschieden, wer ganz oben steht, denn ab sofort stehen wir alle oben. Jeder gewinnt, sogar Webber! Ja, das klingt fast zu gut, um wahr zu sein, aber so wird es sein. Ab sofort!
Es macht auch so viele Entscheidungen unkomplizierter, weil ja eh jeder gewinnt. Keine endlosen Zeitlupen, kein unnötiger Druck, keine Diskussionen über die perfekte Vorbereitung, Taktiken oder Equipment. Das war ja eh alles überflüssig und öde. Willkommen in der Zukunft, willkommen im Leichtensport!
3. Gang - Und was ist mit Fuußball?
Tja, selbst bei dieser übertrieben beliebten Ballsportart setzen die neuen Gesetze umgehend ein. Alle Mannschaften gewinnen jedes Spiel. Sogar Hoffenheim, manchmal. Leistungszentren werden zu kreativen Bastelstuben und esoterischen Chillout-Lounges umfunktioniert. Mehr Platz zur Ruhe und Entspannung. Genau dem, wonach sich jeder sportinteressierte Jugendliche innerlich schon immer gesehnt hat. Gewaltbereite Fans werden nach und nach verschwinden, denn die Begeisterung über die typischen drei Punkte gegen die Bayern stimmen nicht mehr sonderlich euphorisch. Statt Bengalos wird in naher Zukunft über Konfetti aus dem Ultrablock diskutiert. Und ja, nach kurzer Debatte in einem DFB-Yogazentrum wird es genehmigt. Ganz amtlich mit einer Gruppenumarmung. Fairness - immer und überall. Insgeheim ist es doch genau das, wonach wir so lange suchten, wir müssen es uns nur noch eingestehen oder einreden lassen.
Da die Ergebnisse eh schon von vornherein feststehen, wird die Spielzeit deutlich verkürzt, damit man schneller auf dem Weg zu den öffentlichen Verkehrsmitteln singen und schunkeln kann. Fußball wird endlich mehr und mehr dem Kölner Karneval ähneln. Das wird zwar fast nur Kölner freuen, aber das ist zweitligig. Es geht schließlich um viel mehr als die Sympathie einiger, es geht um die Rettung des Sports. Weg vom Leistungsdruck, hin zum Spaß für Jedermann.
Denn das sollten wir alle gelernt haben: Sport macht nur Spaß, wenn nicht immer die Besten gewinnen, sondern irgendwie jeder. Also nicht länger warten, ab sofort sind wir alle Weltmeister, Sieger und Elite. Freut euch. Fast vollkommen zu Recht...bis zur nächsten Team-Order.
In diesem Sinne
tobzzzzn
ø 7.0
KOMMENTARE
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26.03.2013 | 14:05 Uhr
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Gnanag :
Gewohnt guter Blog von dir!
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26.03.2013 | 11:18 Uhr
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Schnumbi :
@ tobzzzn: keine ahnung ob es andere möglichkeiten gibt habe nur zuletzt in meiner testgruppe beim erstellen festgestellt, das ich beim formatieren mit bilder und text auch immer diese html-code-dinger. habe dann schritt für schritt erst den text rein, formatiert und dann die bilder und dann funktionierte es aber warte mal ab was voegi noch rausbekommt
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26.03.2013 | 11:14 Uhr
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tobzzzzn :
@Schnumbi: Keine andere Wahl?! :|Dann hab ich es jetzt so gewollt. Das ist für die IT-Crowd da draußen. )
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26.03.2013 | 11:08 Uhr
0
tobzzzzn :
Ja, kein Thema. Jedes neue System hat Kinderkrankheiten. :)Was mich bei dem Thema Formatierung etwas irritiert: manche Textpassagen lassen sich in der Ausrichtung verändern, andere gar nicht oder nur sporadisch.
Es ist auf jeden Fall spannend, was das Update aus der blogosphäre so machen wird. Ich find's top. Sieht super aus, bietet tolle Funktionen.
Danke, Voegi!
0
26.03.2013 | 11:04 Uhr
0
Schnumbi :
@ Voegi: das problem hatte ich auch zuletzt. da hilft nur den blog neu anlegen. zuerst den text und dann bilder einfügen.
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26.03.2013 | 10:51 Uhr
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Voegi :
kurze anmerkung:die html-code-dinger kriege ich derzeit nicht gelöscht. versuchen aber, das problem schnellstmöglich zu lösen.
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