Mainevent: Anderson Silva (c) vs Vitor Belfort (MW, Titelkampf)

Trotz der Beinaheniederlage gegen Chael Sonnen und trotz der guten Auftritte von George St. Pierre und Jose Aldo wird Anderson Silva nach wie vor von den Offiziellen der UFC offensiv als der Pound-4-Pound beste Kämpfer alive präsentiert. Mittlerweile dürften sie damit eher eine Minderheit hinter sich haben. Das Image Andersons ist zweifellos angeschlagen - auch durch das wenig inspirierte Theater, sein Kampf gegen Demian Maia im Octagon in Doha im letzten Jahr. Hat der Chael Sonnen Fight gezeigt, dass Anderson - vorsichtig ausgedrückt - , Probleme mit Ringern hat, die Topformat haben, hat man ihm nun mit seinem Landsmann Vitor Belfort einen Kämpfer gegenüber gestellt, der sein Striking testen soll. Das wird dem Titelträger recht gelegen kommen, da er einer der besten Standup Fighter ist.



Vitor Belfort hat schnelle, präzise Hände und dazu die nötige Knockout-Power, die ihn zu einem gefährlichen Gegner für jeden Fighter der MW Division machen. Er ist ein UFC Veteran und ehem. Titelträger, ein gemachter Name, dem letztlich ein Kampf genügt hat, um sich einen Titelkampf zu verdienen. Der Hype um Vitor ist enorm. Das ist aber nicht unwichtig, da sich der Titelträger nicht so recht verkaufen lässt, was wohl ein Grund dafür ist, warum man Anderson von Seiten der UFC beständig an die Spitze der MMA Rankings drückt. Es wäre für mich daher auch nicht überraschend sollte die Stimmung in der Halle auf Seiten Belforts sein. Der ist auch der Außen- seiter. Da beide Kämpfer sich im Stand am wohlsten und stärksten fühlen, wird man am Anfang vermutlich versuchen, den Gegner auf dieser Ebene zu bekämpfen. Wer sich hier unterlegen fühlt, der muss seine Strategie überdenken. Wer sich wie umstellen muss, lässt sich nur schwierig vorhersagen. Anderson hat gegen Sonnen Schwächen im Standup gezeigt - vermutlich weil er sich auf TDs vorbereitet hat. Hat sein Selbstvertrauen darunter gelitten? Vitor hat eine lange Zeit gar nicht mehr gekämpft und könnte Rost angelegt haben.


Weitere Kämpfe der Maincard

Rich Franklin vs Forrest Griffin (LHW)
Im Co-Mainevent stehen mit Rich Franklin und Forrest Griffin zwei Publikumslieblinge die einen Erkennungswert haben und sich gut verkaufen lassen. Franklin war mit Wanderley Silva der erste Maineventer in einer UFC Veranstaltung auf deutschem Boden. Danach hat er nur zwei Kämpfe bestritten: zunächst den Kampf gegen Vitor Belfort, dann den mit Chuck Liddell, den in den Kämpfer-Ruhestand schickte. Rich war lange Zeit MWler, hat zuletzt aber über dem MW gekämpft, in Catchweight Bouts oder im LHW. Das scheint nun wieder seine Gewichtsklasse zu sein. Nur so kann es zu einem Aufeinandertreffen mit Forrest Griffin kommen, der fürs MW schlicht zu groß und massig ist. Griffin ist selber eine (kleine) UFC Legende. Seine letzten Kämpfe waren nicht unbedingt berauschend: sein Sieg gegen Ortiz immerhin solide, davor jedoch die Deklassierung durch Anderson Silva und davor die TKO Niederlage gegen Rashad Evans. Da könnte man schon fast vergessen, dass er kurze Zeit zuvor den LHW Gürtel gewonnen und verteidigt hatte. Griffin zahlt den Preis seiner bescheidenen Leistungen und ist der Außenseiter in den Wettbüros.

Jake Ellenberger vs Carlos Eduardo Rocha (WW)
Bei all dem Glanz den die Namen der vier weiteren Bouts ausstrahlen, fällt der dritte Kampf der Maincard etwas in den Hintergrund. Es ist ein Kampf im Welterweight. Der Kampf ist aus deutscher Sicht ganz interessant, weil da Rocha in Deutschland lebt und trainiert. Ist ein total netter Typ (Interview bei GnP.de (anlässlich UFC 122)). Sein Sieg wird über Submissions gehen, denn er ist BJJ Kämpfer (9 Siege, 8 subs, 1 TKO). Die Schlusssirene hat er nie gehört, was auch ein Nachteil sein könnte. Direkt in seinem 2. Kampf auf den Maincard zu erscheinen ist ungewöhnlich. Das ist ein Risiko und Chance zugleich. Jake Ellenberger ist ein harter Prüfstein. Der hat viele Siege auf dem Buckel und in letzter Zeit nur gegen Größen wie Condit und Story (z.T.) knapp verloren.

Jon Jones vs Ryan Bader (LHW)


Über Jon Jones muss man nicht viele Worte verlieren, denn wer kennt ihn nicht, den Breakout Star dieses Jahres, eines der besten Talente der Division? Sein Talent bzw. Qualität ist offensichtlich: unglaubliche Athletik, unorthodoxe Techniken, Explosivität, sein gefährliches Ground and Pound (insb. Ellbogenschläge), seine Körpergröße (u.a. Armlänge). Von der UFC wird er nur langsam aufgebaut - ja auch das gibt es, "Aufbaufights im MMA". Aufgebaut in der Hinsicht, dass er offensichtlich seinen bisherigen Gegnern voraus ist und man ihn durchaus auf die "Karriere- autobahn" schicken könnte, weil ja ein Lamborghini auch nicht erst in einer FIAT Punto Rennserie fährt. Der nächste Gegner ist zwar ungeschlagen, aber in den Augen der meisten auch nur das nächste Opfer. Ryan Bader war eine lange Zeit "under the radar", kämpft aber auch nicht wirklich spektakulär - wirkt ein wenig langweilig, auch außerhalb des Rings. Ihm werden vergleichsweise geringe Chancen auf einen Sieg eingeräumt.

Miguel Torres vs Antonio Banuelos (BW)


Miguel Torres ist als ehemaliger BW Champion der WEC ein großer Name des Sports, der dazu mit seinen 29 Jahren bereits 41 Kämpfe bestritten hat. Davon hat er den Großteil gewonnen. Keine Frage, er ist ein starker Mann, ein gefährlicher Grappler und ein guter Striker. Nach zuletzt zwei Niederlagen in Folge kehrte Torres im seinem letzten WEC Kampf wieder einmal ins Gewässer der Sieger zurück. Sein Gegner ist Antonio Banuelos; der ist mit 1.60 deutlich kleiner als Torres, der ein Riese unter den BWs ist (1.75). Das schlägt sich natürlich vor allem in den Reichweitenvorteilen nieder. Torres ist der Favorit, der deutliche Favorit.


Undercard / Links

Undercard:
- LiW: Donald Cerrone vs. Paul Kelly (SpikeTV)
- FW: Chad Mendes vs. Michihiro Omigawa (SpikeTV)
- LW: Paul Taylor vs. Gabe Ruediger
- BW: Norifumi Yamamoto vs. Demetrious Johnson
- LHW: Kyle Kingsbury vs. Ricardo Romero
- WW: Mike Pierce vs. Kenny Robertson

Links:
- UFC 126 (wikipedia)
- Fightodds (bestfightodds)