Topfahrer des Rennens:

Endlich, möchte man sagen! 111 Anläufe musste Nico Rosberg unternehmen, um erstmals den Siegerpokal hochstemmen zu können. Eine gefühlte Ewigkeit für einen Fahrer, der seit seiner fulminanten Formel 1-Premiere als kommender Weltmeister gilt.

Die Durststrecke lag weniger an Rosberg selbst als vielmehr an den ihm zur Verfügung gestellten mittelmäßigen Boliden. Nichtsdestotrotz konnte Rosberg in Form von Podestplatzierungen immer wieder für Highlights sorgen.

Das vergangene Rennwochenende wird jedoch aus weiteren Gründen in die Geschichte der Formel 1 eingehen: Vor seinem ersten Sieg sorgte Rosberg für die erste Pole seiner Karriere. Herzlichen Glückwunsch, Nico!

Topteam des Rennens:

Auch dem Mercedes-Werksteam gebührt ein herzlicher Glückwunsch, denn Rosbergs Triumph beim Großen von China ist gleichbedeutend mit dem ersten Sieg eines "echten" Silberpfeils seit 57 Jahren! Obwohl Mercedes mit Rosberg und Schumacher aus der ersten Reihe startete, galten vor dem Rennen andere Teams bzw. Fahrer als Favoriten.

Verständlicherweise, wenn man sich die bisherige Performance der Silberpfeile in den Rennen in Erinnerung ruft. Zurückgeführt wurde dies stets auf den F-Schacht, der nur im Qualifying einen großen Vorteil bieten soll, und insbesondere den massiven Reifenabbau.

Umso erstaunlicher, dass ausgerechnet Rosberg mit dem als Reifenfresser verschrienen W03 auf eine Zwei-Stopp-Strategie setzte – und gewann. Im Gegensatz zu Fahrern wie Vettel und Räikkönen, die auf eine ähnliche Strategie setzen und am Ende durchgereicht wurden.

Den Titel Topteam des Rennens vermasselte sich Mercedes mit dem komplett in den Sand gesetzten Boxenstopp bei Michael Schumacher, der seinen Silberpfeil daraufhin am Streckenrand abstellen musste und erneut um ein gutes Resultat gebracht wurde.

Besser agierte das letztjährige Krisenkind Williams F1. Die Piloten Bruno Senna und Pastor Maldonado gingen zwar lediglich von den Positionen 13 und 14 ins Rennen, dennoch konnten sie sich aus eigener Kraft auf Platz 7 und 8 nach vorne kämpfen. Damit platzierten sie sich unter anderem vor prominenten Namen wie Alonso, Massa und Räikkönen. Respekt!

Flopfahrer des Rennens:

Flopfahrer des Rennens? Zuletzt wäre es mir ein Leichtes gewesen, den lieben Felipe Massa zu wählen. In China landete er als 13. erneut im Niemandsland. Jetzt kommt allerdings das große ABER: Ihm fehlten nur fünf Sekunden auf seinen Teamkollegen Fernando Alonso. Ein deutlicher Fortschritt gegenüber den letzten Rennen.

Eine ganz schwache Rennperformance lieferte Daniel Ricciardo ab, der als 17. ohne nennenswerte Zwischenfälle über 11 Sekunden hinter seinem teaminternen Rivalen Jean-Eric Vergne lag – und das, obwohl Vergne als Letzter aus der Boxengasse startete...

Flopteam des Rennens:

Überhaupt, Toro Rosso: Platz 16 und 17 ist nicht unbedingt ein Ergebnis, welches man nach den Wintertestfahrten und vorherigen zwei Saisonrennen erwarten durfte. Ricciardo bemängelte die mangelnde Geschwindigkeit, die nicht ausreichte, "um etwas Besseres zu erzielen."

Teamchef Franz Tost hakte den Großen Preis von China als ein Testrennen ab: "Die gewonnenen Daten der zwei unterschiedlichen Setups werden wir nutzen, um für das nächste Rennen besser aufgestellt zu sein". Ob den Worten auch Taten folgen werden?

Überholmanöver des Rennens:

Überholmanöver waren beim diesjährigen Großen Preis von China weiß Gott keine Mangelware. Wenig verwunderlich,bietet das DRS auf der langen Geraden im letzten Sektor der Strecke einen immensen Vorteil.

Fahrerisch anspruchsvoller waren die erstklassigen Manöver von Mark Webber im Duell mit Di Resta (28. Runde), der den Force India-Fahrer in der schnellen Rechtskurve nach der Start-Ziel-Geraden überholte, sowie Lewis "Die Brechstange" Hamilton, der mit einem gekonnten Manöver an seinem Lieblingsrivalen Felipe Massa vorbeizog.

Lewis vs. Massa - Die x-te!

Glückspilz des Rennens:

Für den spektakulärsten Moment beim Großen Preis von China sorgte Red Bull Racing-Pilot Mark Webber. Der Australier legte mit seinem RB8 in echter Biker-Manier einen astreinen Wheelie hin.

Webber Wheelie

Trotz der unfreiwilligen Stunteinlage konnte Webber weiterfahren und sich hinterher sogar den vierten Platz sichern.

Nur zum Vergleich: Vitaly "Die Rakete von Wyborg" Petrov hatte im Vorjahr bei einem ähnlichen Zwischenfall weitaus weniger Glück.

Air Petrov

Pechvogel des Rennens:

Der Rekordweltmeister befindet sich auf Titelkurs! Allerdings nur in der Wertung „Pechvogel des Jahres": Beim Saisonauftakt in Australien schied Michael Schumacher in Folge eines Getriebeschadens vorzeitig aus, während er beim darauf folgenden Rennen in Malaysia in der ersten Runde von Romain Grosjean umgedreht und dadurch frühzeitig um eine gute Platzierung gebracht wurde.

In China setzte sich seine Pechsträhne fort: Wegen eines falsch angezogenen Rades nach seinem ersten Boxenstopp musste der Kerpener den Silberpfeil am Streckenrand abstellen. Für Schumacher kann es in diesem Jahr eigentlich nur noch besser werden. Eigentlich…

Besonderheit des Rennens:
Ein Saisonfazit zu diesem Zeitpunkt des Jahres wäre vollkommen verfrüht, aber bis hierhin lässt sich mit absoluter Gewissheit sagen: Das Formel 1 liegt so eng beieinander, wie noch nie zuvor. Beim China GP trennten den zwischenzeitlichen Zweiten (Räikkönen) und Elften (Perez) lediglich sieben Sekunden – weit nach Rennhalbzeit!

Überhaupt wechseln die Kräfteverhältnisse in diesem Jahr häufiger, als Nicolas Anelka einen Fußballverein. Den neutralen Formel 1-Zuschauer freut's.

Spruch des Rennens:

"Ich werde mal den Mechaniker nachher richtig drücken."

Drohung oder ernst gemeintes Vergeben? Wie fest Michael Schumacher jenen Mechaniker hinterher vor lauter "Freude" drückte, ist nicht überliefert…