MySpox NBA Line der Woche
16.01.2011 um 03:45 Uhr
Geschrieben von Hurtelknut
The Beaubonic Plague
Wie ein Underdog zur Erlösergestalt wurde.
A Breeze named Hope
Der 27. März 2010 markiert einen besonderen Tag für die Dallas Mavericks und ihre Fans. Das Spiel an sich war relativ unbedeutend, es ging weder um Ehre, noch um Ruhm oder Reichtum. Der Gegner: Die Golden State Warriors. Man könnte hier das Rachemotiv anführen, um die Bedeutung des Sieges zu rechtfertigen, aber es trat weit in den Hintergrund. Viel wichtiger ist, dass es den bislang grandiosesten Auftritt eines jungen Spielers aus Guadeloupe markierte. Es wurde zu einem neongelben, meilenhohen Ausrufezeichen, zum Katalysator, der endgültig den Wind der Hoffnung und Zukunftsträume durch Dallas wehen ließ. Diese Träume sind nun schon längere Zeit notgedrungen auf Standby, aber gestorben sind sie noch lange nicht. Aber alles der Reihe nach.
Vom One Trick Pony zum Messias-Kandidaten in 700 Minuten
Zu Beginn der Regular Season 2009/10 wurde dem quirligen Franzosen noch recht wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Die Liga war schlichtweg zu verwöhnt in puncto junge Guards. Brandon "55 points" Jennings, Tyreke "Rookie of the Year" Evans, Jonny Flynn und das einstige Wunderkind Ricky Rubio, alle in einem Draft-Jahrgang. Fast niemand hatte da die von Oklahoma gewählte und sofort nach Dallas für Nummer 24 des Drafts, B.J. Mullins, getradete Nummer 25 auf der Rechnung. Aber schon in der Pre-Season machte Rodrigue Beaubois auf sich aufmerksam. Nicht durch immenses Talent oder großartige Stats, sondern durch einen einstudierten Spielzug, der fortan sein Markenzeichen werden sollte:
In einem an chronischer Dunk-Armut leidenden Team wie den Mavericks war das natürlich nicht nur genug, um Aufmerksamkeit zu bekommen, sondern auch eine herzlich willkommene Abwechslung. Endlich hatte Kidd einen Guard, den er mit Lobs füttern konnte.
Er war also athletisch, schön und gut. Aber was hatte er sonst zu bieten? Was genau, das zeigte er in den nur 700 (!) Minuten, die Rick Carlisle ihn insgesamt spielen ließ, immer wieder. Seine körperlichen Fähigkeiten machten ihn zu einer Waffe, die Dallas lange gefehlt hatte, wenn er irrwitzig schnell, erstaunlich furchtlos und (noch zu oft über-)motiviert in Richtung Korb stürmte. Gleichzeitig bewies er immer wieder, dass er ein ausgezeichneter Werfer ist. Dazu war er für seine Größe auch ein passabler Rebounder und zeigte erste Ansätze der Art Spielverständnis, die einen echten Point Guard ausmachen. Schon bald wussten die Fans ihn zu schätzen, er wurde von einem frischen Wind zur großen Hoffnung für die Zukunft. Man stilisierte ihn zu einer Allzweckwaffe hoch, die Dallas auf die nächste Stufe heben soll. Gleichzeitig machte sich große Verwunderung ob Rick Carlisles Rotationspolitik breit. Beaubois startete als Bankwärmer, der nur sporadisch zu Einsätzen kam, wurde im März dann meistens Barea als 2. Poing Guard vorgezogen, nur um danach wieder deutlich weniger zum Einsatz zu kommen und in den Play-Offs wieder in der Kategorie "ferner liefen" zu landen. Dabei hatte er gerade an jenem 27. März nicht nur geglänzt, sondern gleißend hell gestrahlt.
Die wichtigsten Zahlen: 40 Punkte, 8 Rebounds und 9/11 verwandelte Dreier, ein neuer Rookie-Rekord! Übrigens nicht die einzige Bestmarke, die er aufstellte: Er war der erste Rookie in der Geschichte der NBA, der über 50% aus dem Feld, über 40% seiner Dreier und über 80% seiner Freiwürfe versenken konnte.
Die "per 36 minutes"-Stats zeigten: Er war Nummer 2 in Punkten, hinter Nowitzki.
Kein Wunder also, dass er vor der Saison 2010/11 die Rolle des 2. PG‘s oder sogar den Starterplatz als SG bekommen hätte sollen. Aber wie so oft machte das Schicksal da einen dicken Strich durch die Rechnung: Seit August laboriert der an einem gebrochenen linken Fuß, die letzte Statusmeldung stammt vom 5. Januar: Roddy darf wieder Jumper nehmen, hat sogar in einem 3-point-shootout DeShawn Stevenson und Dominique Jones schon auf die Plätze verweisen können. Aber von seiner Rückkehr sind wir noch Wochen entfernt.
Summa Summarum
Es lässt sich schwer beurteilen, was Rick Carlisle durch den Kopf ging, ob er Barea ob seiner Erfahrung in Play-Off-Form bringen wollte oder ob er Rodrigue einfach nicht mehr zutraute. Angesichts des Erstrunden-Aus gegen SA hätte man die Zeit davor aber ruhig nutzen können, um dem Franzosen mehr Spielpraxis zu geben. Aber im Nachhinein ist man immer klüger...
Viel leichter lassen sich seine Stärken und Schwächen beurteilen:
Pro
Athletik: Er ist blitzschnell, springt durch die Decke und ist kräftig genug, um auch nach härteren Fouls noch gute Bälle in Richtung Korb bringen zu können. Gleichzeitig kann er dadurch, dass er so flink auf den Beinen ist, potentiell auch Spieler à la Tony Parker verteidigen
Wurffähigkeit
Contra
Erfahrung: In 700 Minuten wird aus keinem Rookie ein Veteran. Zu oft schlichen sich bei Roddy noch Leichtsinnsfehler ein, die zu TOs, Fouls oder schlechten Würfen führten.
Fähigkeiten als PG: Als Spielgestalter ist er noch nicht in Erscheinung getreten
Konstanz
Fazit: Sein Potential als Scorer ist angesichts dieses Arsenals gigantisch. Aber er muss sich als Spielgestalter weiterentwickeln, vor allem im Kopf. Da ist viel talentbedingt, aber das meiste kann man lernen. Mit den anderen Mankos wie der hohen Turnover-Rate, Defensivfouls und -patzern verhält es sich ähnlich. An diesen Sachen kann und wird man arbeiten.
Ist er der kommende Messias, der neue Superstar der Mavericks? Mein Herz schreit ein sehnsüchtiges "JA!", mein Hirn ist da skeptischer. Keine Frage, das Potential ist vorhanden. Wenn er sich gut entwickelt, wieder fit wird und von Dauerbrenner und Superveteran Kidd fleißig lernt, dann stehen die Chancen gut. Er kann auf jeden Fall eine tragende Rolle spielen. Superstar? Möglich wärs... aber angesichts der jetzigen Lage nur ganz schwer vorherzusagen. Gerade nach so langen Verletzungen weiß man als Außenstehender nie, wie sich ein Spieler entwickelt hat. Mir bleibt nur die Hoffnung, auf eine wenn schon nicht ganz große, so doch sicherlich höchst interessante Zukunft.
A Breeze named Hope
Der 27. März 2010 markiert einen besonderen Tag für die Dallas Mavericks und ihre Fans. Das Spiel an sich war relativ unbedeutend, es ging weder um Ehre, noch um Ruhm oder Reichtum. Der Gegner: Die Golden State Warriors. Man könnte hier das Rachemotiv anführen, um die Bedeutung des Sieges zu rechtfertigen, aber es trat weit in den Hintergrund. Viel wichtiger ist, dass es den bislang grandiosesten Auftritt eines jungen Spielers aus Guadeloupe markierte. Es wurde zu einem neongelben, meilenhohen Ausrufezeichen, zum Katalysator, der endgültig den Wind der Hoffnung und Zukunftsträume durch Dallas wehen ließ. Diese Träume sind nun schon längere Zeit notgedrungen auf Standby, aber gestorben sind sie noch lange nicht. Aber alles der Reihe nach.
Vom One Trick Pony zum Messias-Kandidaten in 700 Minuten
Zu Beginn der Regular Season 2009/10 wurde dem quirligen Franzosen noch recht wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Die Liga war schlichtweg zu verwöhnt in puncto junge Guards. Brandon "55 points" Jennings, Tyreke "Rookie of the Year" Evans, Jonny Flynn und das einstige Wunderkind Ricky Rubio, alle in einem Draft-Jahrgang. Fast niemand hatte da die von Oklahoma gewählte und sofort nach Dallas für Nummer 24 des Drafts, B.J. Mullins, getradete Nummer 25 auf der Rechnung. Aber schon in der Pre-Season machte Rodrigue Beaubois auf sich aufmerksam. Nicht durch immenses Talent oder großartige Stats, sondern durch einen einstudierten Spielzug, der fortan sein Markenzeichen werden sollte:
In einem an chronischer Dunk-Armut leidenden Team wie den Mavericks war das natürlich nicht nur genug, um Aufmerksamkeit zu bekommen, sondern auch eine herzlich willkommene Abwechslung. Endlich hatte Kidd einen Guard, den er mit Lobs füttern konnte.
Er war also athletisch, schön und gut. Aber was hatte er sonst zu bieten? Was genau, das zeigte er in den nur 700 (!) Minuten, die Rick Carlisle ihn insgesamt spielen ließ, immer wieder. Seine körperlichen Fähigkeiten machten ihn zu einer Waffe, die Dallas lange gefehlt hatte, wenn er irrwitzig schnell, erstaunlich furchtlos und (noch zu oft über-)motiviert in Richtung Korb stürmte. Gleichzeitig bewies er immer wieder, dass er ein ausgezeichneter Werfer ist. Dazu war er für seine Größe auch ein passabler Rebounder und zeigte erste Ansätze der Art Spielverständnis, die einen echten Point Guard ausmachen. Schon bald wussten die Fans ihn zu schätzen, er wurde von einem frischen Wind zur großen Hoffnung für die Zukunft. Man stilisierte ihn zu einer Allzweckwaffe hoch, die Dallas auf die nächste Stufe heben soll. Gleichzeitig machte sich große Verwunderung ob Rick Carlisles Rotationspolitik breit. Beaubois startete als Bankwärmer, der nur sporadisch zu Einsätzen kam, wurde im März dann meistens Barea als 2. Poing Guard vorgezogen, nur um danach wieder deutlich weniger zum Einsatz zu kommen und in den Play-Offs wieder in der Kategorie "ferner liefen" zu landen. Dabei hatte er gerade an jenem 27. März nicht nur geglänzt, sondern gleißend hell gestrahlt.
Die wichtigsten Zahlen: 40 Punkte, 8 Rebounds und 9/11 verwandelte Dreier, ein neuer Rookie-Rekord! Übrigens nicht die einzige Bestmarke, die er aufstellte: Er war der erste Rookie in der Geschichte der NBA, der über 50% aus dem Feld, über 40% seiner Dreier und über 80% seiner Freiwürfe versenken konnte.
Die "per 36 minutes"-Stats zeigten: Er war Nummer 2 in Punkten, hinter Nowitzki.
Kein Wunder also, dass er vor der Saison 2010/11 die Rolle des 2. PG‘s oder sogar den Starterplatz als SG bekommen hätte sollen. Aber wie so oft machte das Schicksal da einen dicken Strich durch die Rechnung: Seit August laboriert der an einem gebrochenen linken Fuß, die letzte Statusmeldung stammt vom 5. Januar: Roddy darf wieder Jumper nehmen, hat sogar in einem 3-point-shootout DeShawn Stevenson und Dominique Jones schon auf die Plätze verweisen können. Aber von seiner Rückkehr sind wir noch Wochen entfernt.
Summa Summarum
Es lässt sich schwer beurteilen, was Rick Carlisle durch den Kopf ging, ob er Barea ob seiner Erfahrung in Play-Off-Form bringen wollte oder ob er Rodrigue einfach nicht mehr zutraute. Angesichts des Erstrunden-Aus gegen SA hätte man die Zeit davor aber ruhig nutzen können, um dem Franzosen mehr Spielpraxis zu geben. Aber im Nachhinein ist man immer klüger...
Viel leichter lassen sich seine Stärken und Schwächen beurteilen:
Pro
Athletik: Er ist blitzschnell, springt durch die Decke und ist kräftig genug, um auch nach härteren Fouls noch gute Bälle in Richtung Korb bringen zu können. Gleichzeitig kann er dadurch, dass er so flink auf den Beinen ist, potentiell auch Spieler à la Tony Parker verteidigen
Wurffähigkeit
Contra
Erfahrung: In 700 Minuten wird aus keinem Rookie ein Veteran. Zu oft schlichen sich bei Roddy noch Leichtsinnsfehler ein, die zu TOs, Fouls oder schlechten Würfen führten.
Fähigkeiten als PG: Als Spielgestalter ist er noch nicht in Erscheinung getreten
Konstanz
Fazit: Sein Potential als Scorer ist angesichts dieses Arsenals gigantisch. Aber er muss sich als Spielgestalter weiterentwickeln, vor allem im Kopf. Da ist viel talentbedingt, aber das meiste kann man lernen. Mit den anderen Mankos wie der hohen Turnover-Rate, Defensivfouls und -patzern verhält es sich ähnlich. An diesen Sachen kann und wird man arbeiten.
Ist er der kommende Messias, der neue Superstar der Mavericks? Mein Herz schreit ein sehnsüchtiges "JA!", mein Hirn ist da skeptischer. Keine Frage, das Potential ist vorhanden. Wenn er sich gut entwickelt, wieder fit wird und von Dauerbrenner und Superveteran Kidd fleißig lernt, dann stehen die Chancen gut. Er kann auf jeden Fall eine tragende Rolle spielen. Superstar? Möglich wärs... aber angesichts der jetzigen Lage nur ganz schwer vorherzusagen. Gerade nach so langen Verletzungen weiß man als Außenstehender nie, wie sich ein Spieler entwickelt hat. Mir bleibt nur die Hoffnung, auf eine wenn schon nicht ganz große, so doch sicherlich höchst interessante Zukunft.
Aufrufe: 4652 | Kommentare: 31 | Bewertungen: 22 | Erstellt:16.01.2011
ø 9.9
KOMMENTARE
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26.01.2011 | 15:37 Uhr
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duderino11 :
ok ok ich nehme das "alt" zurück. habe wohl die wunde stelle gefunden
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26.01.2011 | 15:36 Uhr
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1
26.01.2011 | 15:30 Uhr
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Jasper32 :
Das "alt" nimmst du sofort zurück!Ich sags mal so: Wenn Dirk tatsächlich wechselt, werde ich sowohl ihm, als auch den Mavs weiterhin die daumen drücken. Mit Crapteams kenne ich mich schließlich aus.
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26.01.2011 | 15:25 Uhr
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Ich finde das schon nachvollziehbar, dass man da nur zu einem Spieler hält, den man geil findet. Auch bei Dirk ist das mit Erfolg ja so ne Sache
Wobei ich sagen muss, dass ich nicht durch Dirk an die NBA rangekommen bin. Aber ich muss sagen, dass ich lange nach einer Identität in der NBA gesucht hab, lange Zeit war ich eigentlich weder für ein Team, noch für einen Spieler. Aber naja, jetzt weiß ich, wen ich anfeuer. Und das ist eigentlich nicht Dallas, obwohl ich ihnen diesen einen Titel wahnsinnig gönnen würde und zugegebenermaßen auch wegen Nowitzki für sie bin!
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26.01.2011 | 15:19 Uhr
0
Jasper32 :
Ich bin auch n "Erfolgsfan". Wäre Dirk nicht irgendwann mal halbwegs gut gewesen, wäre die NBA nach wie vor n Buch mit 7 Siegeln für mich.
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26.01.2011 | 15:14 Uhr
-1
1
26.01.2011 | 14:59 Uhr
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Jasper32 :
Nein, aber hätte, wenn und aber stehen nicht aufm Platz. Sobald Dirk wechselt wird Spox explodieren und in Hass ertrinken. Außerdem finde ich es völlig legitim und nicht überraschend, dass man als LBJ-Fan nix mehr mit den Cavs anfangen kann.
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