Teampräsentation: VodafoneMcLarenMercedes

Teamchef: Martin Whitmarch
Technischer Direktor: Paddy Lowe
ChefDesigner: Neil Oatley
Chef-Ingenieur: Tim Goss
Mitarbeiter: 850
Budget: 240Mio €
Motor und Kers: Mercedes

Fahrer

Jenson Button:
Startplatz: 4
Rennen: 189
Siege: 9
Poles: 7
Beste WM-Platzierung: WM 2009


Lewis Hamilton:
Startplatz: 3
Rennen: 71
Siege: 14
Poles: 18
Beste WM-Platzierung: WM 2008

Mit radikalem Autodesign und einem Weltmeisterduo wollte McLaren 2010 die Spitze der F1 wieder einnehmen; Bis zur Saisonmitte lief alles nach Plan, dennoch hatten am Ende die beiden Topstars das Nachsehen. Hamilton hatte bis zum letzten Rennen theoretische Chancen auf den Titel, und immerhin sicherte sich das Traditionsteam um Martin Whitmarch den 2. Platz in der Konstrukteurswertung vor Ferrari.
Die Wintertestfahrten 2011 sind für McLaren alles andere als positiv verlaufen. Dem neuen MP4-26 mangelt es an Speed und Zuverlässigkeit. Obwohl das Kräfteverhältnis noch schwer einzuschätzen ist, zählen die britischen Silberpfeile derzeit nicht zu den Topfavoriten. Kommentare, wie "ich bin nicht frustriert", "es ist nicht alles schlecht" von Hamilton, zeigen eindeutig, dass der Wurm drin ist: Nothing else Matters? Wird da geblufft, wie manche vermuten?


Saison 2010: Schnelle Kurven als Achillesferse
Anfang der Saison überraschte das Team aus Woking die Konkurrenz als Vorreiter mit dem genialen Trick, F-Schacht. Das System kanalisierte auf der Nase des MP4-25 einen Luftstrom in einen Schacht, der zum Heckflügel geleitet wurde, dort für einen Strömungsabriss sorgte und damit auf den Geraden den Luftwiderstand verringerte. Der Unterschied soll mehrere km/h betragen haben. Damit hatten die Britten stets eines der schnellsten Autos auf den Geraden und mussten dafür keine Kompromisse in Sachen Anpressdruck eingehen, weil der Heckflügel bei geöffnetem F-Schacht ja genauso viel Anpressdruck wie sonst auch generierte.
Zwar rüsteten im Saisonverlauf alle etablierten Teams nach, aber McLaren hatte sich auf diese Weise einen entscheidenden Startvorteil verschafft, an dem die Konkurrenz erst einmal zu knabbern hatte.
Dabei sah es bis zur Saisonmitte schon so aus, als wäre McLaren der WM-Titel kaum noch zu nehmen: Hamilton/Button feierten in Schanghai, Istanbul und Montréal drei Doppelsiege und Hamilton führte nach 13 von 19 Rennen die Fahrer-WM an.
Nach der Sommerpause geriet Hamilton zunehmend unter Druck durch "Geschenke" an Sebastian Vettel und Co., setzte dann alles auf eine Karte und leistete sich auf einmal auch selbst unnötige Patzer: Monza, Singapur und Süd-Korea; Wofür er reichlich Kritik einstecken müsste.
Trotzdem waren Passagen, in denen viel Anpressdruck erforderlich waren, die Schwäche des MP4-25: es fehlte einfach an Downforce, was am HungaroRing deutlich wie nie zu beobachten war; Da fing die Talfahrt von Lewis und Jenson an;
In Silverstone begann McLaren mit den ersten Tests des auspuffangeströmten Diffusors, den andere Teams schneller in den Griff bekamen. Nur Wochen später hatte McLaren das System einigermaßen im Griff und erst am Saisonende war das Auto wieder konkurrenzfähig;
Erstaunlich war, dass McLaren seine größte Stärke, die Weiterentwicklung während der Saison, nicht ausspielen konnte. Zwar fuhr die Fabrik in Woking wie gewohnt eine unglaublich hohe Taktzahl, aber viele der Updates schlugen nicht wie gewünscht an.
Auch wenn viele zu Saisonbeginn glaubten, dass die Weltmeister-Paarung Lewis Hamilton und Jenson Button bei McLaren nicht funktionieren kann, so stellte sich die Kombination schließlich als äußerst wirkungsvoll heraus: Button, der nie zu viel Risiko nimmt und regelmäßig ins Ziel kommt, und Hamilton der spektakuläre und aggressive Draufgänger; Hamilton gewann zwar das Duell, aber nicht so eindeutig, wie es viele erwartet hatten; Jensons Einstand im Team gilt als gelungen;

Spektakuläres Auto, spektakuläre Vorstellung
Am Berliner Potsdamer Platz wurde im SonyCenter auf Wunsch von Sponsor Vodafone, im Rahmen der bisher spektakulärsten Enthüllung dieses Jahres, der MP4-26 vorgestellt; Gut inszeniert lief die Präsentation ab: Erst kamen McLaren-Mechaniker mit den Reifen daher, dann brachten ihre Kollegen nach und nach immer weitere Einzelteile zum Potsdamer Platz, wo der MP4-26 schrittweise zusammengeschraubt wurde. Am Ende traten dann unter Applaus des Publikums Hamilton und Button auf, mit Schaum-Auskleidung für das Cockpit und Lenkrad zum Finale.
Hinterher stellte sich heraus, dass die meisten Teile Fakes und Plastik-Dummys waren;
Auf einen innovativen Front-Auspuff nach Renault-Vorbild hat man zwar verzichtet, aber dem gängigen Trend der hohen Nase folgte der MP4-26; Doch neben dem längsten Radabstand, sind die für alle ersichtliche Innovation am Auto die U-förmigen Seitenkästen, die zudem ähnlich dem Toro Rosso sehr stark unterschnitten sind. Damit soll der Luftstrom zum Diffusor optimiert werden, sodass das Heck so gut wie möglich funktioniert, angesichts des Anpressdrucksverlusts durch das Verbot des Doppeldiffusors;
An der Hinterachse hat McLaren nach Red Bull-Vorbild auf Zugstrebentechnik umgestellt;
Eine weitere Auffälligkeit am neuen McLaren MP4-26: Die breite Öffnung am Ende der Motorabdeckung, wodurch die durch die Airbox angesaugte Luft wieder Richtung Heckflügel austreten könnte, um zusätzlichen Abtrieb zu generieren.
McLaren geht mit dem MP4-26 wieder einen eigenen Weg.
Wegen des Abgangs des langjährigen Chefingenieurs Pat Fry zu Ferrari musste personell umstrukturiert werden: Paddy Lowe wurde zum Technischen Direktor befördert, Tim Goss ist neuer Chefingenieur.

Testeindruck sorgt für Frust
Der neue MP4-26 hat bisher nicht das gehalten, was sich die technischen Leiter in Woking von dem Neuwagen versprochen hatten. Von allen elf Teams, die ihr 2011-Fahrzeug bisher getestet haben, legte McLaren die wenigsten Kilometer im Winter zurück. Unfreiwillig! Man stand mehr in der Garage als auf der Strecke;
Am Anfang der Tests in Jerez, trat McLaren zuerst mit dem letztjährigen Auto an, um bessere Anhaltspunkte bzgl. geringen Abtrieb und Pirelli-Reifen zu gewinnen; Manche hielten es für einen Fehler; Es ist schon auffällig, wie oft das britische Team einen Rückstand Anfang der Saisons hinterherläuft;
Das neue Auto kommt dem von 2009 was den Abtrieb betrifft recht nahe; Die Achillesferse des neuen MP4-26 ist neben dem geringen Laufpensum derzeit der mangelnde Abtrieb, den der Wagen generiert.
Auch in der letzten Testwoche setzten sich die technischen Sorgen fort. Hydrauliklecks, ein defekter Auspuff und ein Sicherheits-Motorwechsel kosteten wertvolle Zeit. Dazwischen immer wieder das Warten auf Ersatzteile.