Das Mittelfeld: Das Prunkstück einer Mannschaft, die von alten Tugenden geprägt ist. Und da wiederhole ich gerne die Frage aus der Einleitung: Seit wann müssen 6er Fußball spielen? Ein Steffen Freund, ein Dieter Eilts und eben ein Jens Jeremies haben zerstört. Und das haben sie gut gemacht. Ball erkämpfen, Ball abspielen, Job erledigt. Den Job der beiden Sechser im defensiven Mittelfeld nehmen im „Team der alten Tugenden" zwei unangenehme Zeitgenossen ein. Zum einen Sergio Pinto und zum anderen Peer Kluge. Gerade Pinto, auch besser bekannt als „tretender Terrier" oder „robustes Rennschwein" spielt eine gewichtige Rolle. Denn, wenn man ihn im eigenen Team hat, liebt man ihn. Ist er bei den Gegnern, wird er gehasst. Eine gute Voraussetzung.
Peer Kluge hat sich ins ebenfalls einen Platz erkämpft. Denn viel mehr kann er auch nicht. Langt aber.
Über die beiden Außenbahnen sind Renner gefragt. Und da hat der BVB einen in seinen Reihen, auf den wir nicht verzichten können. Herzlich willkommen, Kevin Großkreutz. Auch ein aktueller Nationalspieler schafft es also in dieses Team. Denn mehr Laufbereitschaft geht kaum. Da macht es auch nichts, dass er auf der linken Seite mehr oder weniger auf sich allein gestellt ist. Er läuft ja sowieso für zwei. Und auch rein äußerlich ein adäquater Ersatz für einen Typen wie Christian Ziege.
Auf rechts sieht es ganz ähnlich aus. Da greifen wir gerne auf den Löw-Kader zurück. Denn ein Müller darf in einem deutschen Team der alten Tugenden nicht fehlen. Aber nicht nur der Name, auch sein Spielstil passen gut ins Konzept. Thomas Müller ist der exzellente Ersatz für Typen wie Basler oder Möller. Schnell, ausdauernd und das sogar nach Spielende am Mikrofon.
Fehlt noch der Spielgestalter. Da schafft es ein alter Hase in die Mannschaft. Denn dieser Posten ist genau das Gegenteil von den Außenbahnen. Hauptsache im Zentrum anspielbar sein. Laufen wird überbewertet. Ab und zu den tödlichen Pass spielen und ansonsten durch Freistoßtore auf sich aufmerksam machen. Eine Art Zaubermaus wie ehemals Darius Wosz gibt es aber nicht mehr. Daher greifen wir auf Erfahrung zurück und geben diesen Posten in die Hände von Neuzeit-Effe Michael Ballack. Denn mit einer solchen Mannschaft um sich herum hat auch der „Capitano" endlich die Chance auch mal einen Titel im DFB-Dress zu gewinnen.


Wenn bei einem Auswärtsspiel keiner ruft: "Kirsten, Du Arschloch", dann weiß ich genau, daß ich schlecht bin.

Der Sturm: Kirsten, Klinsmann, Riedle, Thom oder Kuntz – das waren die Stürmer der 90er. Ob „Flipper" oder der „Schwatte", sie haben getroffen. Und das immer dann, wenn es wichtig wurde. Flanke von außen, ein deutscher Stürmer schraubt sich hoch und köpft ihn rein. Den Gedanken einen Ball mal mit der Brust anzunehmen und ihn überlegt reinzuschieben, gab es damals nicht. Es musste nicht schön aussehen, sondern effektiv sein. Und da zählt eben nur die Tatsache, dass der Ball in vollem Umfang die Torlinie überschritten haben muss. Heutzutage sollen Stürmer immer anspielbar sein, Bälle klatschen lassen und so schon fast als verkappte Spielgestalter fungieren. Brauchen wir nicht. Und daher fordere ich zwei „echte" Stürmer. Stürmer, die es verstehen, dass sie einzig und allein zum Toreschießen da sind. Keine Spielereien, keine Tricks, keine Technik. Aufgrund der letztgenannten Voraussetzung hat sich ein alter Bekannter in die Mannschaft geschlichen. Stefan Kießling ist der perfekte Stürmer für ein solches Team. Bälle annehmen und sicher zum Mitspieler befördern sind für ihn zumeist fremd. Und das richtig stehen, wird gelernt. Sein Nebenmann kommt von der Berliner Hertha. Groß, kräftig und Kopfballstark – Pierre Michel Lasogga ist der deutsche Stürmer in Perfektion. So einen Typen hätte sich Berti in den 90er-Jahren gewünscht. Stattdessen mussten wir Paulo Rink einbürgern – der erste Versuch ein bisschen Spielkultur ins deutsche Spiel zu bringen. An den Folgen haben wir immer noch zu knabbern.

Schluss, Aus, Ende, Das war´s... Es gibt sicher noch mehr Typen, die es verdient hätten, Teil eines solchen Teams zu sein. Denken wir an Oliver Barth, Sebastian Kehl oder auch Axel Bellinghausen. Leute, die sich in der heutigen Zeit keine Hoffnung auf einen Platz im DFB-Team machen sollten, früher aber wohl mit Handkuss aufgenommen worden wären. Liebe Bellinghausen´s und Co, bleibt bitte so, wie ihr seid. Denn so schlimm es für euch auch beim ersten Hinhören klingen mag, aber fußballerisch beschränkt gefallt ihr mir am besten. Ihr seid der Inbegriff der deutschen Spielkultur. Lasst euch von niemandem einreden, dass ihr nicht das Zeug zum "richtigen" Fußballspieler habt. Für mich und für ganz viele Menschen auf diesem Planeten (okay, vielleicht doch nur in Deutschland oder in kleinen asiatischen oder afrikanischen Ländern mit deutschen Trainern) seid ihr die einzig wahren Kicker - die Kicker mit den alten Tugenden eben. Die deutschen Kicker. Danke, Jungs.

Wer spielt nochmal im Tor und in der Abwehr? Hier geht´s zurück zu Teil 1