Da war sie also, die erste Pflichtspielniederlage der Saison. Ein Dämpfer zum richtigen Zeitpunkt? Man wird sehen. In jedem Fall bekommen die Worte von Matthias Sammer nach dem Sieg in Bremen nochmal eine andere Bedeutung.

Wichtig ist jetzt, den Fokus auf die TSG 1899 Hoffenheim zu richten. Hoffenheim ist nach katastrophalem Saisonstart inklusive peinlichem Pokal-Aus mittlerweile in der Saison angekommen und hat aus den letzten drei Partien sieben Punkte geholt.

Um in der Liga die weiße Weste zu wahren und den Startrekord einzustellen, wird Heynckes nach dem Schweinsteiger-Experiment in der Champions League seinen Mittelfeld-Strategen sicher wieder in die Startelf stellen.

Als Außenverteidiger stünde für den zuletzt wenig überzeugenden Badstuber Diego Contento wieder zur Verfügung, der seit zwei Wochen wieder mit der Mannschaft trainiert. In 2-3 Wochen dürfte dann auch David Alaba wieder zurück sein.

Taktisches System

Hoffenheim unter Markus Babbel spielt ein 4-2-3-1-System, wobei vor allem das Zentrum auch offensiv immer besetzt ist und von hier aus auch die hauptsächliche Torgefahr ausgeht:



Volland, der Vukcevic ersetzt, sowie vor allem Usami rücken immer wieder ins Zentrum und sorgen so gemeinsam mit Firmino für Überzahlsituationen. Von beiden geht einerseits Torgefahr aus, andererseits bieten die oft hinterlaufenden Außenverteidiger immer wieder Anspielstationen im Rücken der ins Zentrum gerückten Abwehr.



Hier sieht man dieses Mittel perfekt umgesetzt gegen Stuttgart. Usami (Kreis) ist mit Ball in die Mitte gezogen und hat so eine Lücke für Johnson (Viereck) gerissen, den er denn perfekt in den Lauf bedient und eine gefährliche Torchance einleitet.

Die Bedeutung der Außenverteidiger wird auch anhand dieser Kontersituation deutlich:



Hoffenheim hat den Ball am eigenen Strafraum erobert und dann geht es schnell. Usami spielt den Ball nochmal kurz zurück zu Rudy (Viereck), der den schon längst gestarteten Johnson steil schicken kann. Ein Konter, der mit flachen Pässen das Mittelfeld blitzschnell überbrückt und zum 3:0 für Hoffenheim führt.

Auch auf der anderen Seite nutzt Hoffenheim dieses Mittel, hier gegen Hannover:



Hier ist Vukcevic (Kreis) in die Mitte gerückt und hat den Außenverteidiger mit sich gezogen, so dass der komplette Rückraum der Abwehr frei ist. Beck (Viereck) wird genau da rein geschickt und auch hier entsteht wieder eine Großchance.

Zum Aktivposten hat sich darüber hinaus auch Daniel Williams entwickelt. Der 23-Jährige, seit dem 3. Spieltag in der Startelf, ist der offensivere der beiden zentralen Mittelfeldspieler. Während Rudy mehr das Spiel lenkt, stößt Williams immer wieder ins offensive Zentrum vor und sorgt mit Distanzschüssen für Torgefahr.

Williams, der gegen Hannover sein erstes Bundesliga-Tor erzielte, ist außerdem der absolute Dauerläufer bei der TSG und stopft überall Löcher: Durchschnittlich 11,6 absolvierte Kilometer sind der Topwert bei Hoffenheim.

Datenanalyse

Das Hoffenheim der ersten drei Partien ist mit dem der letzten drei Partien kaum zu vergleichen. Während man beispielsweise in den ersten drei Ligaspielen ein Torschussverhältnis von 30:47 und 0 Punkte hatte, waren es zuletzt 41: 21 Torschüsse und 7 Punkte aus drei Spielen.

Das erklärt auch das Torverhältnis: Nach drei Spielen hatte die TSG ein Torverhältnis von 4:11, aus den letzten drei Begegnungen ging man mit einem Torverhältnis von 6:1.

Außerdem hatte die TSG in den ersten drei Partien eine durchschnittliche Fehlpassquuote von 23,8%, seitdem landeten im Schnitt nur 18,8% der Pässe beim Gegner.

Auch was Ballbesitz und Laufleistung anbelangt ist das Team von Markus Babbel in der Saison angekommen. Ist man in den ersten drei Spielen im Schnitt über zwei Kilometer weniger als der Gegner gelaufen und hatte nie über 50% Ballbesitz (Schnitt: 42,2%), hat Hoffenheim seitdem pro Partie über drei Kilometer mehr als der jeweilige Gegner abgespult und einen durchschnittlichen Ballbesitz von 48% (zwei Mal über 50%).

Wissenswertes

- Gefahr von Links: Das Hoffenheimer Duo auf der linken Seite, Fabian Johnson und Takashi Usami, ist für vier der zehn Hoffenheimer Tore direkt verantwortlich. Darüber hinaus haben beide zusammen noch drei Tore vorgelegt.

- Gerade Usami, seit dem 3. Spieltag in der Startelf, weiß seitdem bislang zu beeindrucken: 11 Torschüsse (nur Joselu hat mehr), 49 gewonnene Zweikämpfe (nur Delpierre hat seit dem 3. Spieltag mehr), sowie zwei Tore und zwei Vorlagen in diesen vier Partien.

- Seitdem Sebastian Rudy bei Markus Babbel gesetzt ist und durchspielt (seit dem 4. Spieltag) hat er sich zu einem Fixpunkt im Spiel der TSG entwickelt. In jedem Spiel war er seitdem in der Hoffenheimer Top-3 was Ballkontakte und gespielte Pässe angeht und hat außerdem in den letzten drei Spielen die zweitmeisten Zweikämpfe für Hoffenheim gewonnen.

- 7 Scorerpunkte (ein Tor, sechs Assists) in den letzten vier Spielen gegen die TSG zeigen: Hoffenheim bekommt Franck Ribery überhaupt nicht in den Griff. Noch schlimmer für die Kraichgauer ist aber Arjen Robben: Steht der Niederländer in der Startelf, hat Bayern bisher jedes Spiel gegen die TSG gewonnen (insgesamt drei Mal, immer in München).

- Der FC Bayern hat in der Bundesliga noch nie gegen Hoffenheim verloren (acht Spiele, 5 Siege, drei Remis). Vier der fünf Siege gab es zuhause, bei einem Torverhältnis von 15:2.

- Tim Wiese hat seit dem 20.9.2008 nicht mehr gegen Bayern gewonnen. In den letzten beiden Duellen mit den Münchnern kassierte er insgesamt fünf Tore und einen Platzverweis. Mit Hoffenheim verlor Wiese, der zuletzt aufgrund einer Adduktorenverletzung drei Mal fehlte, bislang jedes Pflichtspiel.

Fazit

Der Dämpfer in Borisov sollte die Mannschaft aufgeweckt haben, denn auch die erste Halbzeit in Bremen hat schon gezeigt: Weniger als 100% reichen eben nicht. Hoffenheim hat sich zuletzt verbessert gezeigt und sollte, trotz der zuletzt souveränen Heimsiege gegen die TSG, nicht unterschätzt werden.

Arjen Robben, dessen Fehlen gegen Borisov laut Doktor Müller-Wohlfahrt eine "reine Vorsichtsmaßnahme" gewesen ist, dürfte gegen Hoffenheim wieder beginnen, ebenso wie Schweinsteiger.

Wichtig wird für das defensive Mittelfeld sein, die einrückenden Flügelspieler der TSG im Zentrum frühzeitig zu stellen, so dass die eigenen Außenverteidiger dabei die eigenen Flügel gegen die nachrückenden Hoffenheimer Außenverteidiger abschirmen können